Die Sachsen Wasser GmbH ist seit zehn Jahren als Berater und Betriebsführer international in bisher 28 Staaten erfolgreich aktiv. Das 100-prozentige Tochterunternehmen der KWL-Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH aus Leipzig hat sich auf kaufmännische und technische Dienstleistungen im Sektor Trinkwasser/Abwasser spezialisiert. Von Beginn an engagiert sich die Sachsen Wasser GmbH sowohl in von Dürre und Wasserarmut betroffenen Regionen als auch in politischen Krisengebieten. In diesen Gebieten wird Hilfe zur Selbsthilfe dringend benötigt. So auch in Afghanistan, wo sauberes Trinkwasser und die Reinigung des Abwassers noch nicht zum Alltag aller Menschen gehören.
Globale Verpflichtung heißt für das Leipziger Unternehmen, dort aktiv zu werden, wo der Mangel an Strukturen, Organisation, Fachpersonal, Technik und Geld täglich präsent ist. Wo eine extreme Wasserknappheit herrscht, stellen sich das Leben, die Gesundheit und die Ernährung der Menschen als stark gefährdet dar. In der Wiederherstellung der Versorgung mit sauberem Trinkwasser, dem nachhaltigen Schutz der Ressource Wasser und der Reduzierung von Wasserverlusten sieht die Sachsen Wasser GmbH ihre Kernkompetenzen.
Die Verbesserung der Ver- und Entsorgungssituation im Nahen und Mittleren Osten bildet seit vielen Jahren den Schwerpunkt der internationalen Projektarbeit – neben Afghanistan war das Unternehmen in Ägypten, Kuwait, Palästina, Syrien, Jordanien, Pakistan, dem Libanon und den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv.
Wasser für den Hindukusch. Afghanistan zählt zu den ärmsten Ländern unserer Welt – die Spuren von 30 Jahren Krieg sind allgegenwärtig. Die Errichtung einer intakten Infrastruktur stellt eine grundlegende Voraussetzung für den Wiederaufbau dar. Nur ein äußerst geringer, privilegierter Anteil der Kabuler Bevölkerung ist an das zentrale und auch nur sporadisch funktionierende Trinkwassernetz angeschlossen. Die meisten der knapp vier Millionen Einwohner sind auf die rund 300 Brunnen im Stadtgebiet angewiesen. Die 2.500 Jahre alte Stadt verfügt zudem über kein Kanalnetz.
Versorgungsnotstand, Hygienemängel und Wasserverluste sind vorrangig die Folgen von Vernachlässigung der Instandhaltung, Wartung, Pflege und Reparatur wasserwirtschaftlicher Anlagen in politischen Krisengebieten – und genau hier setzten die Aktivitäten des Leipziger Unternehmens an: „Im Mittelpunkt unseres Engagements stand die Verbesserung der Versorgungssituation in Kabul. Unsere technischen und kaufmännischen Kompetenzen in Sachen Trinkwasser gaben wir an unsere Kabuler Kollegen weiter“, erklärt der Geschäftsführer der Sachsen Wasser GmbH, Dr. Jürgen Wummel.
Die Voraussetzungen für eine nachhaltige Trinkwasserversorgung zu schaffen – darin sahen die Sachsen Wasser GmbH und das Partnerunternehmen Rodeco Consulting GmbH ihre vorrangige Zielstellung. Das gemeinsame Projektteam unterstützte von 2006 bis 2009 im Auftrag der Wasserbehörde Authority for Water Supply and Sanitation Afghanistan (AWSS) das Wasserversorgungsunternehmen Kabul Water Supply (KWS) vor Ort als Berater und Betriebsführer bei dessen institutioneller Stärkung.
„Bei unserer Arbeit vor Ort war es wichtig, sich immer wieder auf die speziellen Bedingungen einzustellen, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Da einige Techniker und Handwerker nicht schreiben und lesen konnten, hatten es unsere Experten bei der Übermittlung einfachster Zusammenhänge teilweise sehr schwer. So entwickelten sie außergewöhnliche Trainings- und Beratungsmethoden: Sie erstellten ein Handbuch zur Pumpensteuerung mit bildlichen und farbigen (grün-gelb-rot) Handlungsanweisungen“, berichtet Jens Liebelt, Projektmanager der Sachsen Wasser GmbH. Das Projekt, das von der KfW Bankengruppe finanziert wurde, umfasste ein Auftragsvolumen von 1,5 Millionen Euro.
Entwicklung und Transformation. Auf dem internationalen Versorgungssektor sind die Erfahrungen der KWL-Gruppe im Rahmen der Modernisierung wasserwirtschaftlicher Anlagen sehr gefragt. Diese Erfahrungen wurden während des Transformationsprozesses gewonnen, als das Unternehmen von einem staatlich kontrollierten Betrieb der DDR – ohne Zwang zu kostendeckendem Handeln – zu einer marktwirtschaftlich und kundenorientiert arbeitenden Unternehmensgruppe umgebaut wurde. Unter anderem werden diese Kenntnisse heute an internationale Auftraggeber vermittelt, die ähnliche Entwicklungen durchschreiten.
Der kommunale Hintergrund der Sachsen Wasser GmbH, ihre regionale Eingebundenheit und ihre Kontakte zu wirtschaftlichen und politischen Aufgaben- und Entscheidungsträgern wurden auch von den afghanischen Projektpartnern sehr positiv bewertet. Die beratende Begleitung von Transformationsprozessen innerhalb der KWS bildete eines der Haupttätigkeitsfelder der Leipziger Experten vor Ort. Neben der Wiederinbetriebnahme und Aufrechterhaltung des Betriebs der wasserwirtschaftlichen Anlagen zählen hierzu auch die Durchführung von Trainingskursen für Ingenieure und Manager.
Zu den Leistungen der Sachsen Wasser GmbH gehörten im Einzelnen:
- die Unterstützung der Geschäftsführung bei der Bewältigung des Transformationsprozesses von einer zentralen und hierarchischen Struktur zu einem dezentralen und marktorientierten System,
- die Beratung in den Bereichen organisatorische Neustrukturierung, Personal und Unternehmensreglement/Vergütungsstrukturen,
- die Beratung und Weiterbildung des Personals zu Themen aus dem technischen Management, unter anderem Mess- und Zählerwesen, Wasserverlustreduzierung, elektrische Systeme für wasserwirtschaftliche Anlagen, Wassergüte und Qualitätsmanagement,
- die Beratung und Weiterbildung des Personals zu Themen der institutionellen Stärkung, unter anderem strategische Geschäftsplanung und Managementinformationssysteme,
- die Verbesserung des Anlagenmanagements bei der Betriebsführung/Wartung der Wasseranlagen und des Rohrnetzes einschließlich Weiterbildung des technischen Fachpersonals,
- die Überwachung technischer Leistungsparameter einschließlich der Berichterstattung zu Leistungsindikatoren,
- die technische Machbarkeitsanalyse für die Erweiterung des Rohrnetzes,
- die Organisation von Studienreisen für die Geschäftsführung von CAWSS, KWS und Repräsentanten des afghanischen Ministeriums für Entwicklungs zusammenarbeit nach Jordanien und Deutschland.
Qualifikation und Erfahrung. Im November 2007 veranstaltete das Unternehmen für führende Repräsentanten von KWS, AWSS und des afghanischen Ministeriums für Stadtentwicklung (Ministry of Urban Development Affairs, MUDA) einen Praxis-Workshop in Leipzig. Zum Programm gehörten Seminare und Anlagenbesichtigungen. Die Dozenten von der KWL-Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH und der Sachsen Wasser GmbH diskutierten mit den Teilnehmern Aspekte des Anlagen-, Grundwasser- und Kundenmanagements, der Qualitätsprüfung sowie verschiedene Privatisierungsmodelle.
Die in Kabul stattfindenden Trainingsprogramme vermittelten den technischen und kaufmännischen Fachkräften von KWS das organisatorische Know-how im Bereich Betriebsführung mit den Schwerpunkten Kostenrechnung und Effizienzsteigerung. Die angebotenen Kurse wurden sehr gut angenommen. Das Interesse am Fachwissen der Partner aus Deutschland ist außerordentlich groß. Mit Fleiß und Ehrgeiz werden die Trainingsergebnisse zeitnah in die Praxis umgesetzt.
Kooperation und Daseinsvorsorge. Für die Dauer des Projektes führte die Sachsen Wasser GmbH in Kabul ein eigenes Büro. Die Fachkompetenzen, ein anpassungsfähiger Umgang mit den besonderen Rahmenbedingungen vor Ort wie regionale Gegebenheiten, die Rücksicht auf religiöse Besonderheiten und der Respekt gegenüber fremden Kulturen sind die Grundlagen für die erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte. Dies gilt nicht nur in Afghanistan, sondern auch in anderen Ländern.
Der Schutz der für den Menschen lebensnotwendigen Ressource Wasser sowie eine zweckmäßige und effiziente Wasserwirtschaft sind für die langfristige wirtschaftliche, umweltbewusste und soziale Entwicklung krisengeschüttelter Regionen wie Afghanistan von existenzieller Bedeutung. Das Engagement privater Unternehmen in diesem wie anderen Bereichen spielt dabei für den dauerhaften Erfolg beim Wiederaufbau eine entscheidende Rolle.
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Der Autor ist seit der Gründung des Unternehmens der Geschäftsführer der Sachsen Wasser GmbH mit Sitz in Leipzig. Davor war er als Prokurist der KWL-Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH zuständig für die technische Unternehmensplanung und Unternehmensentwicklung der KWL-Gruppe. Dem Wechsel nach Leipzig gingen berufliche Tätigkeiten in Köln, Düsseldorf und Essen voraus.