Baden-Württemberg verfügt europaweit über die stärkste Innovationskraft. 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung werden im deutschen Südwesten investiert, das entspricht 16,9 Milliarden Euro jährlich. Vier der neun besten deutschen Universitäten liegen in Baden-Württemberg. Mehr als 80 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen arbeiten mit den Hochschulen der Region zusammen. Baden-Württemberg fördert wichtige Forschungsfelder in den Natur- und Ingenieurwissenschaften ebenso wie in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Automobil, Zeppelin, E-Mails, Antiblockiersystem und SAP-Software: Viele bahnbrechende Entwicklungen wurden in Baden-Württemberg gemacht. Auch deshalb zählt Baden-Württemberg zu den wirtschaftlich führenden Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Global Players wie Daimler, Bosch und SAP haben hier ihre Konzernzentralen. Neben dem Automobilbau gehören Maschinenbau und Elektrotechnik zu den wichtigsten Branchen.

Der Technologievorsprung der Wirtschaft ist eng verknüpft mit der langen wissenschaftlichen Tradition des Landes. In Heidelberg liegt die älteste Universität Deutschlands. Zahlreiche Nobelpreisträger stammen aus Baden-Württemberg oder haben hier gearbeitet. Neben dem Schriftsteller Hermann Hesse sind unter anderem Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, Prof. Dr. Georges Köhler, Prof. Dr. Bert Sakmann, Prof. Dr. Klaus von Klitzing und Prof. Dr. Harald zur Hausen zu nennen. Baden-Württemberg hat ein dichtes Netz von sehr guten, zum Teil weltweit bekannten, Hochschulen mit insgesamt 287.500 Studierenden: neun Universitäten, sechs Pädagogische Hochschulen, 23 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, der Dualen Hochschule mit acht Standorten und vier Außenstellen sowie elf Hochschulen und Akademien für Kunst und Musik, Gestaltung und Film. Sie alle repräsentieren die Vielfalt von Kunst und Wissenschaften. Neben den staatlichen gibt es 24 private Hochschulen.
Die Hochschulen sind wichtige Garanten für höchste Qualität in Forschung und Lehre und für einen gelungenen Transfer von Wissen, Ideen und Technologien in Gesellschaft und Wirtschaft. Sie müssen – auch im Schulterschluss mit der Wirtschaft – wissenschaftliche Antworten auf die großen Zukunftsfragen finden. Sie liefern neue Ideen für die Entwicklung unseres Gemeinwesens und geben wichtige Impulse für Innovationen, zum Beispiel zur Sicherstellung einer nachhaltigen Mobilität oder zur Bewältigung des Klimawandels durch energiesparende und saubere Technologien.
Die Universitäten verbinden Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung. Sie pflegen und entwickeln die Wissenschaften.
Die Studierenden profitieren von der engen Verknüpfung zwischen Forschung und Lehre. Die Pädagogischen Hochschulen forschen und lehren auf hohem wissenschaftlichen Niveau für den Unterricht und das Lehramt. Ein exzellentes anwendungsorientiertes Studium in den Fachbereichen Technik, Wirtschaft, Soziales und Gestaltung bieten die Fachhochschulen als Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Mit ihren Studiengängen und Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sind sie ein wesentlicher Impulsgeber für die Wirtschaft ihrer Regionen, wie auch die Duale Hochschule. Sie verbindet in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen die Vorteile eines Hochschulstudiums mit denen einer Berufsausbildung. Die Studierenden sind gleichzeitig Auszubildende in einem Betrieb oder einer Sozialeinrichtung, wo sie rund die Hälfte ihrer Studienzeit verbringen.
Die hohe Qualität der Hochschulen in Baden-Württemberg wird in zahlreichen Rankings und nicht zuletzt am Ergebnis der Exzellenzinitiative sichtbar. In diesem rein wissenschaftlich geleiteten Verfahren wurden bisher insgesamt 1,9 Milliarden Euro an Universitäten in Deutschland vergeben. Zu gewinnen waren Fördermittel für Exzellenzcluster und Graduiertenschulen sowie für Zukunftskonzepte zur Weiterentwicklung der Universitäten. Mit den erfolgreichen Zukunftskonzepten war auch der Titel „Elite-Universität“ verbunden. Baden-Württemberg war das erfolgreichste Bundesland in der Exzellenzinitiative. Von den neun deutschen Elite-Universitäten liegen vier in der Region: Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und Konstanz. Auch sieben Exzellenzcluster und neun Graduiertenschulen gingen an Hochschulen in Baden-Württemberg.
Das Land unterstützt die Hochschulen mit einer garantierten Grundförderung von über zwei Milliarden Euro jährlich. Hinzu kommen Drittmittel in Höhe von derzeit insgesamt 574 Millionen Euro. Mit seinen hervorragenden Hochschulen, die in vielen Rankings Spitzenplätze belegen, und zahlreichen Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung besonders stark engagiert sind, verfügt Baden-Württemberg über eine exzellente Forschungslandschaft, in der wissenschaftliche und wirtschaftliche Interessen zusammenfinden. Auch die wichtigsten überregionalen deutschen Forschungseinrichtungen sind zahlreich vertreten: zwölf der insgesamt 80 Max-Planck-Institute und 14 Fraunhofer-Institute sind im Südwesten Deutschlands angesiedelt. Insgesamt befinden sich rund 80 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg.
Von großem Vorteil für den Wissens- und Technologietransfer sind die zahlreichen Cluster und Netzwerke im Land. Sie sind angesiedelt in strategisch besonders wichtigen Forschungs- und Technologiefeldern wie Life Science, Nano- und Mikrosystemtechnologien, Informations- und Kommunikationstechnik, Neue Materialien, Luft- und Raumfahrt sowie Mobilitäts-, Energie- und Umweltforschung. Das Wissenschaftsministerium unterstützt die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, außeruniversitären Forschungsinstituten und Unternehmen. Leuchttürme der Kooperation sind die Spitzencluster. Diese gingen aus einem bundesweiten Wettbewerb hervor, der insgesamt zehn Cluster fördert. Mit MicroTEc Südwest (Mikrosystemtechnik), BioRN (Biotechnologie) und Forum Organic Electronics (Optische Technologien) haben sich drei Initiativen aus Baden-Württemberg in dem Wettbewerb durchgesetzt. Sie bilden in ihrer Branche sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wirtschaft Schwerpunkte.
Wenn Staat und Wirtschaft gemeinsam in Wissen und Erkenntnis investieren, werden wir neue Antworten auf die Zukunftsfragen finden. Dazu brauchen wir die Expertise aller wissenschaftlichen Disziplinen – der Natur- und Ingenieurwissenschaften ebenso wie der Geisteswissenschaften und der Sozialwissenschaften. Sie alle haben das Potenzial für gesellschaftlich und wirtschaftlich relevante Erkenntnisse und verdienen unsere Unterstützung. Der Satz von Benjamin Franklin trifft zu: „An investment in knowledge always pays the best interest.“
Die Autorin studierte Politikwissenschaften, Volkswirtschaft und Germanistik. Von 1993 bis 1995 war sie Referentin für politische Bildung in der Gesellschaft für politische Ökologie, danach Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg. Seit 2001 gehört sie dem Landtag von Baden-Württemberg an. Seit dem 12. Mai 2011 ist Theresia Bauer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.