Die Industrie- und Handelskammer hat vor einigen Jahren in einer sehr detaillierten Studie untersucht, welche wirtschaftlichen Wirkungen der Gesundheitsbereich hat. Und sie hat dabei beeindruckende Zahlen ermittelt: Zum Zeitpunkt der Präsentation der Studie – sie stammt aus dem Jahr 2008 – gab es in Wiesbaden rund 1.400 Institutionen, die im Bereich „Gesundheit“ aktiv waren. Sie alle zusammen erwirtschafteten mit mehr als 22.000 Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von rund 1,1 Millionen Euro. Nicht eingerechnet sind dabei die Werte von Unternehmen und Aktivitäten, die indirekt profitieren, wie beispielsweise das Kongresswesen.
Hohe Investitionen sichern diesen herausragenden Standard. Dazu zählen der in Planung befindliche Neubau der Dr. Horst-Schmidt-Kliniken, die umfassende Generalsanierung des St. Josef-Hospitals und der im vergangenen Jahr bereits abgeschlossene komplette Neubau des OP-Trakts der Asklepios Paulinen Klinik. Auch die geplante Verlagerung der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD) an die HSK ist eine bedeutende Investition in den Gesundheitsstandort Wiesbaden.
Gerade die Krankenhäuser und Reha-Kliniken profitieren vom Erfahrungsaustausch. Aus ihrer Tradition heraus hat sich die hessische Landeshauptstadt zu einem der bedeutendsten medizinischen Tagungsplätze in Deutschland entwickelt. Wesentlichen Anteil daran hat vor allem auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die seit 1882 in Wiesbaden ihren Sitz hat. Sie veranstaltet alljährlich den Deutschen Internistenkongress, bei dem mehr als 8.500 Mediziner in Vorträgen und Symposien über aktuelle medizinische Erkenntnisse und Fragen der Gesundheitspolitik diskutieren.
Auch für die Wiesbadener pharmazeutischen Firmen ist der Messe- und Kongressplatz von Bedeutung, weil sie unter anderem einen intensiven Informationsaustausch mit Experten direkt am Ort ermöglichen. Für sie, die hier Forschung, Entwicklung und Produktion betreiben, ist die zentral in Deutschland gelegene Stadt mit ihrer leistungsfähigen Infrastruktur und dem großen Potenzial an gut ausgebildeten Mitarbeitern ein idealer Standort für größere und kleinere Unternehmen mit enormen Entwicklungschancen.
Beispielsweise ist Wiesbaden der weltweit zweitgrößte Abbott-Standort für Entwicklung und Produktion von Diagnostiktests und Laborsystemen. Mit diesen Produkten lassen sich Infektionskrankheiten nachweisen und medikamentöse Therapien überwachen. Hochspezialisiert, zukunftsweisend und auch international ausgerichtet ist die seit vier Generationen in Familienbesitz befindliche Firma Kreussler Pharma. Sie entwickelt, produziert und vertreibt in Wiesbaden national und international Arzneimittel und Medizinprodukte, aber auch andere chemische Produkte.
Für die Qualität des Gesundheitsstandorts Wiesbaden spricht auch, dass bereits ansässige Unternehmen der Stadt beispielsweise auch nach Neustrukturierungen treu bleiben, wie aktuell das forschende Biopharmaunternehmen Abbvie: Nach seiner Abspaltung von Abbott wird Abbvie mit seiner Deutschlandzentrale, also rund 500 Mitarbeitern im Innen- und Außendienst, Anfang 2014 von Delkenheim in einen Neubau an der Mainzer Straße ziehen – direkt am Wiesbadener Kulturpark und nahe des Hauptbahnhofs.
Viele Faktoren prägen die Gesundheitsstadt Wiesbaden. Und gerade deshalb haben es sich der Magistrat und die Verwaltung zur Aufgabe gemacht, die ganz unterschiedlichen Aktivitäten der beteiligten Institutionen, Unternehmen, Vereine und Organisationen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger zu vernetzen und für den Alltag nutzbar zu machen. Gerade in diesem Bereich gibt es ein großes bürgerschaftliches Engagement, auf das ich als Oberbürgermeister sehr stolz bin. Allein 160 Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen für Ratsuchende listet eine Broschüre des Gesundheitsamtes auf.
Dort, wo es notwendig ist, initiiert die Stadt Gesundheitsaktivitäten selbst. Ich will hier nur einige Beispiele nennen: Seit 20 Jahren gibt es die Hessischen Gesundheitstage, die alle zwei Jahre in Wiesbaden stattfinden. Sie werden von der Pharmazeutischen Industrie, Ärzten, Krankenhäusern, Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und weiteren Akteuren des Gesundheitswesens unter der Koordinierung des Gesundheitsamtes veranstaltet und sind ein Forum der offenen Information und Diskussion rund um das Thema „Gesundheit“. Beim Gesundheitsmarkt auf dem Schloßplatz und in einer Vielzahl von Vorträgen haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren und auch ganz spezielle Fragen beantwortet zu bekommen. Das ist der eine Effekt dieser großartigen Veranstaltung. Der andere – und das ist genau so wichtig – ist die Förderung der Vernetzung aller Beteiligten. Bundesweit als Vorbild für viele ähnliche Projekte gilt das Wiesbadener Netzwerk für Geriatrische Rehabilitation – GeReNet.Wi. Es ist eine Kooperationsplattform für Dienste, Institutionen und Akteure der Altenhilfe und des Gesundheitswesens in Wiesbaden. Ziel ist es, eine umfassende und lückenlose Versorgung älterer, hilfs- und pflegebedürftiger Menschen zu Hause sicher zu stellen.
Gesundheitswirtschaft in Wiesbaden – sie ist das gute und vertrauensvolle Zusammenwirken ganz vieler hochmotivierter Akteure. Und sie ist ein ganz wesentlicher Aspekt einer Gesellschaft, in der sich die Menschen wohl und geborgen fühlen. Ich bin sicher, dass alle Beteiligten auch in Zukunft gemeinsam daran arbeiten werden, Wiesbaden als Gesundheitsstandort weiter auszubauen. Und dafür danke ich allen ganz herzlich.