Als Hersteller und Dienstleister von innovativen Produkten mit höchsten Qualitätsstandards haben die Unternehmen der M+E-Industrie den Ruf Deutschlands als Exportweltmeister mit erarbeitet. Der Wirtschaftsstandort Thüringen hat daran einen maßgeblichen Anteil.
Modernste Flugzeugtriebwerke werden am Erfurter Kreuz gewartet, N3 Engine Overhaul Services als Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa Technik AG und Rollce-Roys plc wartet es als einziges in Europa die Rollce-Roys-Triebwerke und verschiedene Airbusmodelle. Fast jeder zweite Mercedes-Motor kommt aus Kölleda. Dort sitzt die MDC Power GmbH, als Tochterunternehmen der Daimler AG. In Eisenach wird für BMW und Opel produziert, aus Brotterode kommen Autoleuchten für VW und Audi. Technik aus Jena ist auf dem Mars. An Bord von Marsrobotern befinden sich Geräte von ifw optronics GmbH oder Jena Optronik. Und das ist nicht alles. Die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen ist das Herz der Wirtschaft im Freistaat.
Kein anderer Industriezweig hat eine vergleichbar hohe Bedeutung für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Thüringen. Attraktive Arbeitgeber, interessante Jobs, modernste Arbeitsplätze, qualifizierte Ausbildung und gute Bezahlung sind nicht nur Schlagworte: Dafür steht die Branche und machte sich insbesondere als Zulieferer der Automobilindustrie und der Optischen Industrie einen Namen. Die M+E-Industrie stellt Produkte her, die auf dem Binnenmarkt ebenso begehrt sind wie im Ausland. In Zahlen heißt das: Aktuell arbeiten 100.000 Beschäftigte in 978 Betrieben und erwirtschafteten 2014 einen Umsatz von 19 Milliarden bei einer Exportquote von 36 Prozent. Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat sich in Thüringen der Anteil der Bruttowertschöpfung der Industrie mit knapp 10 Prozent deutlich erhöht. Das liegt unter anderem daran, dass der Anteil der M+E-Industrie am Verarbeitenden Gewerbe schon immer besonders hoch war und den Freistaat als Industrieland maßgeblich prägte. Mehr als die Hälfte aller Firmen und 60 Prozent der Beschäftigten sind dort angesiedelt. Knapp 59 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Branche anteilig im Verarbeitenden Gewerbe.
Ein Großteil der Firmen ist im Maschinenbau tätig. Schwerpunktmäßig stellt der Thüringer Maschinenbau Werkzeugmaschinen vorrangig für die Metallverarbeitung her. Auch die Produktion von Sondermaschinen sowie die Herstellung von Präzisionswerkzeugen, Motoren, Pumpen, Lager, Getriebe und Armaturen nimmt eine der wichtigsten Rollen dieser Branche ein.
Weiter decken Produkte der Metallerzeugung, Metallver- und -bearbeitung ein breites Spektrum ab. Hohe Präsenz haben Fertigungsverfahren, insbesondere für die Metallverarbeitung. Zu den Kernkompetenzen gehören Lasertechnologien zum Schweißen, Beschichten und Härten.
Thüringen pflegt eine lange und anerkannte Tradition dieser Branchen, denen eine Schlüsselrolle für nachhaltige, ökologische Industriepolitik zukommt. Auch perspektivisch sind diese Wirtschaftszweige zukunftsträchtig. Das bestätigte die 2011 veröffentlichte Studie der Roland Berger Strategy Consultants im Trendatlas 2020, die Wachstumsfelder und Zukunftsstrategien Thüringens darstellt. Maschinenbau und Automobilindustrie gehören dazu.
Als ein bedeutender Wirtschaftszweig zählt die Automobil- und Zulieferindustrie zu den größten Arbeitgebern Thüringens. 540 Unternehmen beschäftigen 50.000 Mitarbeiter. Die Bedeutung der Automobil-und Zulieferindustrie resultiert nicht nur aus der Fahrzeugfertigung selbst, sondern auch aus vor- und nachgelagerten Bereichen, wie: Antrieb, Metallteile, Elektronik, Kunststoffkomponenten, Karosserieteile sowie sonstiges Zubehör.
Thüringer Hochschulen setzen die Tradition technischer Orientierung in der Ingenieurausbildung fort: Drei Hochschulen und eine landeseigene Berufsakademie bieten Studiengänge im Bereich des Maschinenbaus und der Fahrzeugelektrik sowie weiterer relevanter Fächer an. Junge Menschen werden in Berufen wie Werkzeug- und Formenbauer, Mechatroniker, CNC- und C-Programmierer und Mechaniker ausgebildet. Eine Vorreiterrolle übernimmt Thüringen in der Ausbildung zum Produktionstechnologen.
Neun Hochschulen und zahlreiche wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen schaffen den notwendigen wissenschaftlichen Vorlauf, um für innovative Produkte und Technologien für in Thüringen ansässige Unternehmen zu entwickeln. Hochschulen und Unternehmen arbeiten eng zusammen. Die Absolventen sind bundesweit sehr gefragt. Die Studienbedingungen sind ausgezeichnet. Das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrkräften und Studierenden liegt beispielsweise an der Technischen Universität Ilmenau bei 1:6.
Angesichts der positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Freistaat sind die Beschäftigungschancen gegenwärtig sehr gut. Der Arbeitsmarkt ist stabil, die Beschäftigungszahlen steigen. Dennoch gab es noch nie so viele unbesetzte Stellen im Freistaat. Aktuell sind es 19.000. Auch die M+E-Industrie sucht Fachkräfte wie Mechatroniker, Industriemechaniker oder Ingenieure. Die Firmen bieten abwechslungsreiche Tätigkeiten im In- und Ausland und zahlen nach Tarif.
Fachkräftegewinnung ist das Thema Nummer eins in den Firmen. Das belegt auch eine aktuelle Umfrage der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Thüringens 2015. Noch können 60 Prozent die befragten Unternehmen den Fachkräftebedarf in den nächsten fünf Jahren decken. Doch es ist nicht nur schwieriger geworden geeignete Fachkräfte zu finden, sondern angesichts der demografischen Entwicklung sind die Bewerberzahlen deutlich zurückgegangen. Personalmanager gehen hier seit langem neue Wege. Kooperationen mit regionalen Schulen, Praktika-Angebote oder Berufsmessen sind nur einige von zahlreichen Varianten der Firmen, geeignete potentielle Fachkräfte zu finden.
Gelegentlich können Nachteile auch Vorteile sein. In der Wirtschaftskrise war die Flexibilität kleiner und mittelständischer Firmen dies durchaus. Um neue internationale Märkte zu erschließen ist die kleinteilige Wirtschaftsstruktur manchmal nachteilig. Aber um neue ambitionierte Fachkräfte zu gewinnen, können kleine Firmen durchaus attraktiv sein: Sie haben flache Hierarchien und bieten schnelle Aufstiegschancen. Wer das sucht, findet es in Thüringen.
Aber nicht nur das: In Thüringen kann man nicht nur gut arbeiten, sondern auch gut leben. Schöne, abwechslungsreiche Naturlandschaften sind Orte für Freizeit und Erholung. Burgen und Schlösser sind wohl nirgendwo in Deutschland so zahlreich zu finden, wie in Thüringen. Dazu kommen vielfältige kulturelle Angebote. Und nicht zuletzt punktet Thüringen mit familienfreundlichen Strukturen. Das Angebot an Kindertagesstätten ist gut. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist die Ganztagsbetreuung für Kinder ab drei Jahre bis zum Schuleintritt mit 70 Prozent besonders hoch. Ein klarer Standortvorteil.
Stephan Fauth
Der Autor wurde 1958 in Heidelberg geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Mainz. Seine Tätigkeit als Geschäftsführer und Leiter der Rechtsabteilung im Verband der Metall- und Elektro-Industrie in Thüringen e. V. (VMET) begann er 1991. Im Herbst 2004 wurde er zum stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des VMET, und des Allgemeinen Arbeitgeberverband Thüringen e. V berufen. Am 01. März 2008 übernahm er die Hauptgeschäftsführung.