Die Saarländische Fachhochschule wurde 1971 gegründet und 1991 in Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) umbenannt. Berücksichtigt man ihre Vorgängereinrichtungen, so kann die HTW auf eine 200 jährige Tradition zurückblicken: 200 Jahre, in denen sich gezeigt hat, wie Bildungseinrichtungen den Wandel der Gesellschaft aktiv mitgestalten können. 2009 lehrte an der HTW 115 Professoren und Professorinnen in 24 Studiengängen. Seit 2001 wurden internationale Studiengänge eingeführt und völlig neue Studienbereiche erschlossen, ohne die klassischen Disziplinen wie Maschinenbau auf der ingenieurwissenschaftlichen Seite oder Betriebswirtschaft auf der wirtschaftswissenschaftlichen Seite zu vernachlässigen. 2005 wurde das HTW-Studienangebot vollständig auf Bachelor- und Master-Abschlüsse umgestellt.
Seit 2000 hat sich die Zahl der Bewerbungen um einen Studienplatz an der HTW fast verdreifacht, die Zahl der Neueinschreibungen und die Gesamtstudierendenzahl haben sich verdoppelt.

Eine ähnliche Expansion kann die HTW auch bei ihren Forschungsaktivitäten verzeichnen. Sowohl die Forschungsgebiete als auch die Zahl der Forschungsprojekte sind deutlich gestiegen. Forschung und Entwicklung ist für Fachhochschulen keine selbstverständliche Betätigung, wird sie doch nicht, wie an den Universitäten, staatlich grundfinanziert. Die Philosophie der HTW ist es jedoch, dass gute Lehre untrennbar mit innovativer Forschung verknüpft ist. Aktuelle Methoden und fundiertes Wissen können am besten vermittelt werden, wenn die Lehrenden als Forscher selbst „am Ball“ bleiben.
Dies bestätigen uns unsere Kooperationspartner in der Wirtschaft und in Institutionen, die den Bedarf der Industrie und der Gesellschaft nach ausgeprägt anwendungsorientierter Forschungs- und Entwicklungsarbeit unterstreichen. Neben der zweifellos wichtigen Grundlagenforschung wird ein erheblicher Lösungsbedarf für sehr spezifische Problemstellungen dokumentiert. Das können sowohl spezielle Fragen der Automatisierung oder der technischen Qualitätsüberwachung in einem Unternehmen des Maschinenbaus sein als auch die Frage nach der Integration junger ausländischer Mitbürger in Sportvereinen – um ein Beispiel aus den Sozialwissenschaften zu nennen.
Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind für solche Fragestellungen prädestiniert aufgrund der beruflichen Vorgeschichte der Professorinnen und Professoren.
Lautet doch eine zentrale Anforderung bei der Wahl des wissenschaftlichen Personals, dass nach der Promotion einige Jahre außerhalb von Hochschulen und auch außerhalb des öffentlichen Dienstes gearbeitet werden musste.
Die allermeisten Professorinnen und Professoren der HTW haben also in Unternehmen gearbeitet, oft in entwicklungsnahen Bereichen, und kennen aus eigener Erfahrung die unternehmerisch geprägte Art, Probleme pragmatisch anzugehen. Aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich in den letzten Jahrzehnten eine ausgedehnte FuE-Landschaft entwickelt. 2008 wurden an der HTW und ihren An-Instituten mehr als sieben Millionen Euro an FuE-bezogenen Drittmitteln eingeworben. Gemessen am staatlichen Budget der Hochschule von (damals) knapp 15 Millionen Euro ist der Erfolg der FuE an der HTW offenkundig. Dabei ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren die intensive Zusammenarbeit mit den Unternehmen.
HTW-Praktikanten und -Absolventen verkürzen den „time lag“ zwischen Wissensgewinnung an der Hochschule und Umsetzung der Innovation in den Unternehmen.

Dieser viel zitierte „Technologietransfer über die Köpfe“ bringt HTW-Studierende frühzeitig mit der Unternehmenspraxis in Kontakt. Das Kooperative Studium der HTW, die parallel zum Studium organisierte, vertraglich geregelte Mitarbeit der Studierenden in Unternehmen, deren Arbeitsfelder direkten Bezug zum gewählten Studienfach haben, hat sich als Ideallösung erwiesen. Die Studierenden können unabhängig von BAföG oder Nebenjobs ihre Studien konzentriert und zügig durchführen und finden intensiven inhaltlichen und persönlichen Kontakt zur Arbeitswelt. Für die Unternehmen stehen umfassende Möglichkeiten nicht nur des Wissenstransfers, sondern auch der effizienten Mitarbeiterrekrutierung offen.
Kurze Wege von der Hochschulforschung in die Wirtschaft sind wichtig. Dies sichert auch die Mitgliedschaft saarländischer Unternehmer im Forschungsbeirat der HTW, der die Forschungsprojekte evaluiert. Technologietransfer über Projekte leisten die Forschungsinstitute und -gruppen der HTW – zurzeit sind es knapp 20, darunter so profilierte wie das INFO-Institut, das IZES oder die FORGIS. Schon die Gründung der meisten HTW-Institute wurde von Unternehmen und Institutionen befördert, die an der HTW-Forschung beteiligt sind. 2006 konnten im Rahmen des II. Paktes für Technologietransfer mit Unterstützung der Landesregierung zehn neue HTW-Institute gegründet werden. Die Innovationsstrategie des Saarlandes trägt aus Sicht der HTW maßgeblich zur Optimierung des Wissenstransfers bei, zuletzt durch die Gründung des gemeinsamen Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) der HTW und der Universität.
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Cornetz ist seit 2001 Rektor der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes und Vizepräsident des Deutsch-Französischen Hochschulinstituts für Technik und Wirtschaft (DFHI/ISFATES). Cornetz hat an der RWTH Aachen und der Universität Bremen Wirtschaftswissenschaften studiert und unter anderem an der Harvard University geforscht. Von 1997 bis 2000 war er Rektor der Hochschule Harz.