Das IMB ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die Grundlagenforschung in den Biowissenschaften betreibt. Sie wird durch eine großzügige Spende der Boehringer Ingelheim Stiftung gefördert, die für zehn Jahre 100 Millionen Euro für den Betrieb des IMB bereitstellt. Darüber hinaus hat das Land Rheinland-Pfalz rund 50 Millionen Euro für das 2011 eingeweihte Forschungsgebäude des IMB beigesteuert.
Die Forschung am IMB zielt darauf ab, drei elementare Bereiche der modernen Biowissenschaften zu verstehen:
wie sich Organismen von einem befruchteten Ei zu einem erwachsenen Organismus entwickeln (Entwicklungsbiologie);
wie die Aktivität unserer Gene gesteuert wird (Epigenetik);
wie unser Genom über lange Zeiträume intakt gehalten wird (DNS-Reparatur und Genomstabilität).
Die Entwicklungsbiologie erforscht, wie die in unseren Genen enthaltenen Informationen interpretiert werden, um einen erwachsenen Organismen zu schaffen. Jüngste technologische Entwicklungen haben immense Fortschritte in diesem Bereich erzielt. Zum Beispiel ist es zunehmend einfacher geworden, ganze Genome einzelner Organismen zu sequenzieren und festzustellen, welche Gene wann und wo in einem Embryo aktiv sind. Dies hat es Naturwissenschaftlern ermöglicht, Einblicke in einen der komplexesten biologischen Prozesse zu erhalten: die Ereignisse, die einen Organismen bilden, wenn er sich aus einem befruchteten Ei entwickelt.
Die Epigenetik ist ein schnell expandierender Bereich, der untersucht, wie die Aktivität der Gene gesteuert wird. In den letzten Jahren wurde gezeigt, dass epigenetische Mechanismen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von Organismen spielen, sowie sie dabei altern und sie sich an ihre Umgebungen anpassen. Außerdem haben viele Krankheiten eine epigenetische Komponente, wie zum Beispiel Allergien, rheumatoide Arthritis, Herz-Kreislauf Erkrankungen, Stoffwechselstörung, psychische Erkrankungen, neurodegenerative Krankheiten und Krebs. Ein besseres Verständnis epigenetischer Mechanismen ist also von entscheidender Bedeutung, um einige der grundlegendsten offenen Fragen der Biologie und Medizin zu klären.
DNS-Reparatur und Genomstabilität ist der dritte Bereich der Forschung am IMB. Unser Genom wird ständig angegriffen. So schädigen beispielsweise Strahlung, UV-Licht und Schadstoffe unsere DNS. Aber selbst unser normaler Stoffwechsel erzeugt reaktive Moleküle, die DNS-Läsionen verursachen. Im Schnitt erleidet die DNS jeder Zelle über 10.000 Läsionen pro Tag. Um diese zu beheben, haben Zellen Mechanismen zur Reparatur ihrer DNS entwickelt. Diese zu erforschen und wie sie mit den laufenden Prozessen der Genregulation zusammenwirken, wird ein wichtiger Schritt zur Erkenntniss sein, wie Organismen ihr Genom schützen und verwenden.
Am IMB forschen etwa 200 Naturwissenschaftler an diesen Themen. Über die Hälfte von ihnen kommt von außerhalb Deutschlands. Mittlerweile engagieren sich Forscher aus über 20 Ländern an den verschiedenen Projekten. Biochemiker, Genetiker und Molekularbiologen führen Experimente in hochmodernen Laboren durch. Sie arbeiten zusammen mit Bioinformatikern, die große Datensätze analysieren, und mit Physikern, die neue wissenschaftliche Instrumente entwickeln.
Diese Vielfalt – in den wissenschaftlichen Ansätzen und in den Hintergründen unserer Forscher – fördert innovative Forschung. Außerdem sind Hierarchien am IMB absichtlich flach gehalten und unsere Forschungsgruppen genießen volle Unabhängigkeit. Projekte werden typischerweise von kleinen, agilen Teams durchgeführt, die auf neue Entwicklungen in ihren Bereichen schnell reagieren können.
Das IMB sorgt dafür, dass seine Naturwissenschaftler produktiv arbeiten können. Ein wichtiger Teil der Unterstützung kommt von unseren zentralen Service-Einheiten (sogenannten „Core Facilities“); zentrale Technologieplattformen und Service-Einheiten, die moderne Ausstattung und Expertise in der Genomik, Proteomik und Proteinherstellung, Bioinformatik, Zytometrie sowie Mikroskopie anbieten. Sie ermöglichen es unseren Wissenschaftlern, sich schnell in neue Forschungsbereiche einzuarbeiten und in einer schnellen und dynamischen Forschungslandschaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem sind diese Einheiten auch für externe Nutzer offen und bieten somit Ansatzpunkte für Kooperationen.
Unsere Forscher und Technologiefachleute werden zudem von einem kompetenten Wissenschaftsmanagement unterstützt. Dies sorgt dafür, dass die Wissenschaftler am IMB die Freiheit haben, ihre Forschung mit möglichst wenigen Verwaltungsaufgaben zu betreiben. Die angebotene Unterstützung umfasst die strategische Planung, Forschungs-Benchmarking, Finanzmittelbeschaffung und das Management von extern finanzierten Projekten. Sie schließt darüber hinaus auch die Organisation eines breiten Spektrums von Veranstaltungen ein. Diese reichen von Seminaren und Workshops zu spezialisierten und neuen Themen bis hin zu großen internationalen Konferenzen. Indem führende Fachleute aus aller Welt eingeladen werden, erhöhen diese Veranstaltungen die internationale Sichtbarkeit des IMB, integrieren unsere Forscher in das Netzwerk der Wissenschaftsgemeinschaft und sorgen dafür, dass sie über die neuesten wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben.
Die Aufgaben des Wissenschaftsmanagements umfassen ebenfalls innovative Anwerbungs- und Fortbildungsprogramme. Diese locken herausragende Talente nach Mainz und sorgen dafür, dass sie ihr Potenzial voll ausschöpfen. Um unseren Forschern die Möglichkeiten zu bieten, aus ihren Fähigkeiten das Beste zu machen, organisieren wir ein umfassendes, strukturiertes Fortbildungsprogramm sowohl in wissenschaftlichen und technischen Themen als auch in übertragbaren Schlüsselkompetenzen. Außerdem bieten wir ein Personalentwicklungsprogramm für unsere Nachwuchswissenschaftler an. Diese Maßnahmen zur Fortbildung und Karriereentwicklung werden von einer Reihe von Aktivitäten ergänzt, die Forscher aus verschiedenen Bereichen zusammenbringen und die interdisziplinäre Kooperationen fördern.
Obwohl noch ein junges Institut, hat das IMB ein starkes Forschungsprogramm aufgebaut und nimmt an einer Vielzahl von Kooperationen mit wissenschaftlichen Partnern in Mainz, in Deutschland und darüber hinaus teil. Auf diese Weise möchte sich das Institut zu einem exzellenten Zentrum in der modernen Biologie entwickeln und das Image von Rheinland-Pfalz als eine der besten Adressen für innovative Forschung stärken.
Prof. Dr. René Ketting
René Ketting studierte Chemie und molekulare Biologie an der Universität Leiden (NL). Nach Forschungstätigkeiten in den USA und den Niederlanden wurde er Gruppenleiter am Hubrecht-Institut in Utrecht. Von 2010 bis 2015 war er ordentlicher Professor an der Universität Utrecht. In 2012 kam René Ketting als Wissenschaftlicher Direktor an das Institut für Molekulare Biologie gGmbH (IMB) in Mainz. In 2015 wurde René Ketting Executive Director des Instituts.
Dr. Ralf Dahm
Ralf Dahm absolvierte seinen MSc und PhD in Biochemie an der Universität Dundee im Vereinigten Königreich. Nach seiner Tätigkeit als Postdoc und Wissenschaftsmanager am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen arbeitete er als Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien in Österreich. Von 2008 bis 2010 arbeitete er als Director of Scientific Management am spanischen Nationalen Krebsforschungszentrum (CNIO), Madrid, Spanien, bevor er in 2010 Director of Scientific Management am Institut für Molekulare Biologie gGmbH in Mainz wurde.