Forschung und Innovation sind der wichtigste Wachstumsmotor, schaffen Arbeitsplätze, stärken den Wirtschafts- und Forschungsstandort und geben Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder alternde Gesellschaft. Die EU unterstützt dabei in ihrer Europa-2020-Strategie einen breit angelegten Ansatz für Innovation, der gesellschaftliche Innovationen ebenso umfasst wie Forschungs- und Innovationsstrategien.
Starke Innovationsleistungen und das damit verbundene Bestehen im internationalen Wettbewerb setzen voraus, dass stetig neues Wissen geschaffen und von den Akteuren der Wirtschaft rasch aufgegriffen wird. Auch zeichnen sich hoch entwickelte Volkswirtschaften wie Österreich dadurch aus, dass der eigene Wissensschatz ständig vermehrt wird, da es zunehmend darum geht, neues Wissen, neue Technologien und neue Organisationsformen zum Wohle der Gesellschaft selbst hervorzubringen und nicht nur durch Innovationsimport Wissen zu absorbieren.
Für erfolgreichen Wissens- und Technologietransfer ist es unabdingbar, dass sowohl in den Unternehmen als auch auf der Wissenschafts- und Forschungsseite bestimmtes Innovations- und Wissensmanagement, unternehmerische und inhaltliche Kompetenzen, FTI-Aktivitäten und organisatorische Vorkehrungen vorhanden sind. Speziell kleine und mittlere Unternehmen müssen ihre Kernkompetenzen den schnellen technologischen Entwicklungen und den damit verbundenen Marktveränderungen anpassen. Das Nutzen von Wissen aus externen Quellen muss dabei künftig durch eine noch stärkere Integration der (wissenschaftlichen) Forschungsbasis, einen leichteren Zugang zu Wissensquellen und durch eine rasche Verwertung von Forschungsergebnissen gelingen.
Starker Wissensstandort bewirkt starken Wirtschaftsstandort. Eine stabile Verbindung zwischen dem Unternehmenssektor und den Universitäten bewirkt akademische Spin-off-Gründungen, da jene aufgrund ihrer Forschungsorientierung üblicherweise auch eine dauerhafte Verbindung (zum Beispiel durch Forschungskooperationen) mit ihrer Inkubatoruniversität aufweisen und daher für den regionalen Wirtschaftsstandort von größter Bedeutung sind. Denn forschungsstarke Unternehmen siedeln sich verstärkt im Umfeld von forschungsstarken Universitäten an.
Die Zahl der Spin-off-Unternehmensgründungen ist in Österreich in den vergangenen Jahren gestiegen. Derzeit kann deren absolute Anzahl auf jährlich circa 500 Gründungen geschätzt werden.
Generell lässt sich für Österreich eine Zunahme der Zahl von Gründungen in foschungs- und technologieintensiven Branchen beobachten. Von den knapp 20.000 originären Gründungen pro Jahr finden sich 4.730 (das heißt ein knappes Viertel) in forschungs- und wissensintensiven Branchen. Von diesen wurden wiederum 1.990 (circa 42 Prozent) durch AkademikerInnen gegründet.
Eine Studie der Universität Linz („Nutzen und Effekte der Grundlagenforschung“, Joanneum Research, Andreas Schibany und Helmut Gassler, Juni 2010) über die regionalen volkswirtschaftlichen Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte der Technischen Universität Graz zeigt, dass durch die TU Graz zwischen 1996 und 2007 ein zusätzlicher Wertschöpfungseffekt von rund 2,4 Milliarden Euro und ein Beschäftigungseffekt von rund 19.100 Personen (gesicherte und/oder geschaffene Arbeitsplätze), zusätzlich zu den von der Universität selbst bereitgestellten Arbeitsplätzen, bewirkt wurde.
Die Gründung von Fachhochschulen an neuen Standorten leistete einen weiteren wertvollen Beitrag zur Regionalentwicklung und bewirkte den verbesserten Zugang neuer Unternehmenskreise zum Wissen, das an diesen Einrichtungen generiert wird.
Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft weiter stärken. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung fördert verstärkt Wissens- und Technologietransfer an den österreichischen Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen, wobei erfolgreich Strukturen aufgebaut werden konnten, die nunmehr eine wesentliche Voraussetzung für weitere Unterstützungsmaßnahmen darstellen.
uni:invent. Im Rahmen des begleitenden Impulsprogramms uni:invent (2004-2009) konnten durch Awareness-Maßnahmen und durch den Aufbau eines professionellen IPR- Managements nachhaltige Verwertungsstrukturen an den Universitäten etabliert werden. Durch uni:invent wurden 38 neue Arbeitsplätze für ErfinderberaterInnen an den Universitäten geschaffen, 410 neue Forschungskooperationen und Verträge abgeschlossen sowie rund zehn Spin-off-Unternehmen pro Jahr aus uni:invent-Projekten gegründet. Allein zwischen 2007 und 2009 generierten die eingesetzten Fördermittel das 2,8-Fache an Zahlungsströmen beziehungsweise Rückflüssen.
IP-Verwertungsstrategien der Universitäten. Als Stärkung der etablierten Patentierungs- und Verwertungsstrukturen der Universitäten wurde die Ausarbeitung von professionellen Schutzrechts- und Verwertungsstrategien in die Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten übernommen, um damit das Professionalisierungsniveau im Wissenstransfer der öffentlichen Forschungseinrichtungen noch weiter auszubauen.
Nationale Kontaktstelle (www.ncp-ip.at).
Zusätzlich wurde eine nationale Kontaktstelle im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung eingerichtet, welche durch zielgerichtete Maßnahmen die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft weiter stärkt, öffentliche Forschungseinrichtungen beim professionellen Umgang mit geistigen Eigentumsrechten unterstützt (Workshops, Schulungen, Vertragsmuster et cetera) und Österreich in europäischen Gremien vertritt.
Phönix 2012 – Gründungen mit Zukunft.
Verwertungs-Spin-offs sind Zeichen eines gelungenen Wissenstransfers und wichtige Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Österreich.
Um die Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft noch stärker bewusst und öffentlich zu machen, werde ich junge, innovative UnternehmerInnen mit dem Unternehmenspreis „Phönix 2012 – Gründungen mit Zukunft“ auszeichnen.
Wissenschaft und Wirtschaft – gemeinsam in eine gute Zukunft. Wir stehen vor der entscheidenden Frage, wie wir unsere Zukunftsfähigkeit sichern und den Wohlstand für nachfolgende Generationen weiter ausbauen können. Die Antwort liegt in einer verstärkten Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten beziehungsweise bei unsicheren Zukunftserwartungen bringen Forschung und Innovation das Land vorwärts, schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung.
Österreich befindet sich in der Kooperationsintensität von Wissenschaft und Wirtschaft in internationalen Vergleichen im Spitzenfeld. Es besitzt ein modernes und leistungsfähiges Forschungs- und Innovationssystem. Um die erreichten Erfolge nicht zu gefährden, hat sich die Bundesregierung in ihrer FTI-Strategie das Ziel gesetzt, die bisherigen Maßnahmen fortzusetzen und zu verbessern, an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen und insbesondere die strategisch orientierte Zusammenarbeit mit besonderem Fokus auf Exzellenz und Nachhaltigkeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu stärken.
Der 1949 geborene Autor promovierte nach dem Studium der Philologie und Germanistik mit einer Dissertation in Klassischer Philologie. Es folgten der Abschluss der Lehramtsprüfung für Deutsch, Latein und Sponsion zum Mag. phil. sowie die Habilitation für Klassische Philologie. Seit April 2011 ist Prof. Dr. Karlheinz Töchterle Bundesminister für Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich.
Eine zentrale Botschaft der FTI-Strategie ist es, die Ausgaben für Grundlagenforschung bis 2020 zu verdoppeln. Ein eindrucksvolles Beispiel stellt in diesem Zusammenhang Israel dar, das dank seiner hohen Investitionen in die Grundlagenforschung und einer funktionierenden Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu den forschungsstärksten Ländern dieser Welt zählt.
Mein Ziel ist es daher, den Lehrenden, Forschenden und Studierenden an den österreichischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen entsprechende Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, um auch weiterhin den nationalen und internationalen Herausforderungen gerecht zu werden. Dazu zählen neben mehr Mitteln von öffentlicher und privater Hand vor allem strukturelle Maßnahmen, die im Rahmen des österreichischen Hochschulplans festgelegt werden, um einen effizienten Mitteleinsatz zu gewährleisten, Infrastrukturen besser aufeinander abzustimmen und neben Kooperationen zwischen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen insbesondere die Kooperation mit der Wirtschaft weiter auszubauen und zu stärken.
Investitionen in die Hochschulen und Forschungseinrichtungen rechnen sich und schaffen Werte. Ohne ausreichende finanzielle Mittel werden mittel- und langfristig keine Innovationen stattfinden. Die Forcierung dieser Zukunftsinvestitionen ist daher eine wesentliche Voraussetzung, um unsere ambitionierten Ziele in Wissenschaft, Forschung und Innovation gemäß der FTI-Strategie des Bundes zu erreichen und Österreich bis 2020 zu einem in Bezug auf die Innovationsleistungen führenden Land in Europa zu machen.