Im Karlsruher Institut für Technologie – kurz KIT – haben sich am 1. Oktober 2009 das Forschungszentrum Karlsruhe und die Universität Karlsruhe zusammengeschlossen. Durch diesen Zusammenschluss entstand eine der größten Wissenschaftsinstitutionen in Europa mit dem Potenzial, auf ausgewählten Forschungsgebieten dauerhaft eine weltweite Spitzenstellung einzunehmen. In der deutschen Forschungslandschaft hat das KIT für Aufsehen gesorgt: Der Zusammenschluss einer Landesuniversität mit einer vom Bund getragenen Forschungseinrichtung eröffnet völlig neue Perspektiven.

Erste Erfolge zeigen schon heute das große Potenzial des KIT: Ende 2009 erhielt das KIT vom European Institute of Innovation and Technology (EIT) den Zuschlag für eine von europaweit drei „Knowledge and Information Communities (KICs)“. Dafür stellt die Europäische Union bis zum Jahr 2014 insgesamt rund 150 Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem ist das KIT gleich an zwei der fünf deutschlandweiten Spitzencluster beteiligt, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung zu Beginn des Jahres 2010 bekannt gab. Der Mikrosystemtechnikcluster „MicroTec Südwest“ und der Cluster „Softwareinnovationen für das digitale Unternehmen“ erhalten in den nächsten fünf Jahren jeweils 40 Millionen Euro.
Der Weg zum KIT. Im Oktober 2006 setzte sich die Universität Karlsruhe in der ersten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder in allen drei Förderlinien (Graduiertenschule, Exzellenzcluster und Zukunftskonzept) durch und erhielt als eine von zunächst drei Universitäten den Elite-Status. Zu diesem Erfolg hat das vorgelegte Zukunftskonzept maßgeblich beigetragen. Das zentrale Element dieses Zukunftskonzepts war die Gründung des Karlsruher Instituts für Technologie zusammen mit dem Forschungszentrum Karlsruhe.
Nachdem Forschungszentrum Karlsruhe und Universität Karlsruhe im Dezember 2007 mit einem Kooperationsvertrag die rechtlichen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit im KIT schufen, gaben Bund und Land im Februar 2008 grünes Licht für eine vollständige Fusion der beiden Einrichtungen zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts nach baden-württembergischem Landesrecht. Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden in einem eigenen KIT-Zusammenführungsgesetz festgeschrieben, das der Landtag von Baden-Württemberg am 8. Juli 2009 einstimmig verabschiedete.
Eine von Bundesministerin Annette Schavan und dem damaligen Landeswissenschaftsminister Peter Frankenberg unterzeichnete Verwaltungsvereinbarung regelt das Binnenverhältnis von Bund und Land in Bezug auf das KIT und seine Weiterentwicklung. Damit war der Weg frei für die Gründung des KIT am 1. Oktober 2009. Das KIT wurde gegründet als eine Institution mit zwei Missionen – der Mission einer Landesuniversität mit Forschung und Lehre und der Mission einer Forschungseinrichtung der Helmholtz-Gemeinschaft mit programmatischer Vorsorgeforschung – und drei Aufgaben: Forschung, Lehre und Innovation.
Forschung. Die Forschung am KIT basiert vor allem auf den Fähigkeiten und Kenntnissen der wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im KIT haben sich die Wissenschaftler entsprechend ihrem Fachwissen Kompetenzfeldern zugeordnet, die thematisch wiederum zu Kompetenzbereichen gebündelt sind. Dieses Kompetenzportfolio des KIT ist dynamisch und wird neue wissenschaftliche Fragestellungen entwickeln und
aufgreifen (siehe Tabelle 1).

Während das Kompetenzportfolio die Grundlage der Forschung des KIT ist, stellen die KIT-Zentren und KIT-Schwerpunkte organisatorische Einheiten zur Bündelung von Forschungsprojekten dar. Sie dienen der thematischen Profilierung der KIT-Forschung und der strategischen Forschungsplanung am KIT (siehe Tabelle 2).
Lehre. Lehre und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wird im KIT großgeschrieben: Das gemeinsame Kompetenzportfolio vergrößert die Basis an Wissenschaftlern und Ingenieuren, die für die Lehre zur Verfügung stehen. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im KIT beginnt bereits im Studium, denn in forschungs- und anwendungsgetriebenen Lehrmodulen werden die Studierenden frühzeitig an (Groß-)Forschungsprojekte herangeführt. Auch Doktoranden erhalten eine besondere Förderung: Sie sind eingebettet in ein attraktives und leistungsfähiges Umfeld, das durch exzellente Forschung in kleinen Arbeitsgruppen bis hin zu Forschung mit Großgeräten geprägt ist. Junge Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler werden so zu selbstständiger Forschungsarbeit in international leistungsfähigen Forschungsteams angeleitet und erhalten ein darauf abgestimmtes Bildungsangebot. Getragen werden diese Aufgaben im Wesentlichen durch die Institute und die KIT-Graduiertenschulen, von denen die „Karlsruhe School of Optics and Photonics“ bereits im November 2007 eröffnet wurde. Die „Karlsruhe School of Energy“ und weitere werden folgen.
Innovation. Unter Innovation versteht
das KIT zunächst den klassischen Transfer von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen in die Anwendung und in innovative Produkte, beispielsweise durch Industriekooperationen. Dazu kommen Unternehmensausgründungen. So wurden in Karlsruhe in den letzten zehn Jahren über 250 Start-up-Unternehmen ausgegründet, von denen sich 90 Prozent am Markt etablieren konnten. Ein weiterer wichtiger Baustein ist ein Karriere-Service, der Transfer von Personen mit einschlägigem Know-how von der Forschung in die Industrie und umgekehrt.
Der Autor bildet zusammen mit Prof. Dr. Horst Hippler die Doppelspitze des Karlsruher Instituts für Technologie. Er ist seit Juni 2007 als Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich Energie zuständig. Von Mai 2007 bis zur Gründung des KIT am 1. Oktober 2009 war er Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Karlsruhe.