Bereits Aristoteles stellte fest, „dass der Reichtum nicht im Eigentum sondern vielmehr im Gebrauch liegt“ und benannte somit gewissermaßen schon in der Antike die Kernidee des heutigen Leasingprinzips. Selbst wenn das Bestehen der Leasing-Branche in Deutschland erst im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feierte, so hat doch mit der Gründung der ersten Leasinggesellschaften 1962 eine beispiellose Erfolgsgeschichte begonnen.
Innerhalb der letzten Jahrzehnte entwickelte sich diese seinerzeit neumodische Finanzierungsmethode zum Motor für Investitionen und Innovationen, was letztlich dazu geführt hat, dass aktuell verleaste Wirtschaftsgüter im Wert von deutlich über 200 Milliarden Euro im Umlauf sind. Bei einem jährlichen Neugeschäft von rund 50 Milliarden Euro überrascht es deshalb auch nicht, dass der Leasinganteil aller außenfinanzierten Anschaffungen bei über 53 Prozent liegt. Vom Dienstwagen über den Kopierer, den Gabelstapler und den Röntgenapparat bis hin zur Photovoltaikanlage – das Leasingmodell hat sich nachhaltig etabliert und mit 85 Prozent der Nutznießer im deutschen Mittelstand eine so treue wie anspruchsvolle Kundengruppe erschlossen. Zahlreiche Weltmarktführer schätzen das „Pay-as-you-earn-Prinzip“, um neben den Vorteilen der genauen Kostenkalkulierbarkeit und der Schonung der Liquidität auch auf den Einsatz von Eigenkapital bei Investitionen verzichten zu können. Als Leistung erwarten sie zudem, von den spezifischen Kenntnissen der Objektfinanzierer zu profitieren.
Durch die große Nähe zum Produkt und das damit verbundene Güter- und Markt-Know-how ist dieser Anspruch nachvollziehbar. Die Leasingbranche bedient ihn tendenziell mit einer gesteigerten Bereitschaft zur Realisierung von Innovationen und zu Investitionen in neue Märkte. Insbesondere im Vergleich zur klassischen, eher zurückhaltenden Darlehensfinanzierung der Kreditinstitute können die Leasinggesellschaften diesen Vorteil für die deutsche Industrie ausspielen.
Trotz ihrer Stärke und Robustheit musste allerdings auch die Leasingbranche während der durch die Finanzkrise ausgelösten Rezession schmerzhafte Einschnitte hinnehmen – der Zenit der Krise wurde durch einen Neugeschäftsrückgang von minus 23 Prozent im Jahr 2009 markiert. Erschwerend zu diesem Nachfrageschwund kam die aufsichtsrechtliche und bankenseitige Reaktion auf die angespannte Finanzmarktsituation und den generellen Umbruch der Branche hinzu.
Seitdem 2008 Leasing- und Factoringunternehmen als Finanzdienstleister klassifiziert werden und somit der Aufsicht der BaFin unterstehen, hat sich die Welt für diese Gesellschaften stark verändert. Zwar kommen sie nun in den Genuss des gewerbesteuerlichen Bankenprivilegs und der aufsichtsrechtlichen Gleichbehandlung mit Kreditinstituten, müssen aber durch die Bindung an das „KWG-light“ deutlich stärkere Berichtspflichten erfüllen als bisher. Die Meldepflichten daraus und die MaRisk erhöhen Komplexität und Kosten für Bürokratie, externe Rechnungslegung, Risikomanagement und letztendlich für die gesamte Unternehmung. Es ist offensichtlich, dass diese weitreichenden Veränderungen insbesondere den kleinen Leasinggesellschaften zu einer schweren administrativen wie monetären Last geworden sind. Als Resultat blieb vielen Leasinganbietern nur der Rückzug aus dem aktiven Leasinggeschäft und die Positionierung als reiner Vermittler ohne Finanzierungsfunktion.
Aber nicht nur die Leasinggesellschaften sondern auch zahlreiche Leasingrefinanzierer reagierten auf die Marktveränderungen und verlegten Ihrer Tätigkeiten auf andere Geschäftsfelder und Kundensegmente. Eigene Finanzierungsschwierigkeiten und gesteigerte Eigenkapitalauflagen zwangen die Institute zur Reduktion ihres Risiko-Exposures. Davon war das sich entgegenkommenderweise schnell tilgende und in Konkurrenz stehende Leasinggeschäft in besonderem Maße betroffen – die Minimierung der zur Verfügung stehenden Finanzierungsmittel erhöhte den Druck auf die gesamte Branche. Im Rahmen dieses Umbruchs sank die Anzahl der Leasing-affinen Banken deutlich, sodass sich der Kreis der aktiven Leasingrefinanzierer heute auf eine überschaubare Größe beschränkt.
Diese aufsichtsrechtlichen und bankenseitigen Entwicklungen waren besonders stark bei der für Marktschwankungen tendenziell sensibleren Gruppe der unabhängigen Leasinggesellschaften zu spüren, also bei jenen, die ohne konzerneigene Hersteller-Anbindung auf der Suche nach Neugeschäft sind. Es ist auch genau diese Gruppe, die vor dem Hintergrund der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen ihre strategische Ausrichtung sowie die Auswahl ihrer Refinanzierungsinstitute besonders vorsichtig prüfen sollte. Diese Überlegungen rücken den richtigen Refinanzierungs- und Servicemix in den Vordergrund und werfen folgende Fragen auf: Welcher Anbieter kann mir langfristig das notwenige Kapital zu angemessenen Konditionen bereitstellen? Wer hat die Möglichkeiten, mir durch Cross-Selling neues Geschäft zuzuführen und wer schafft es, durch Flexibilität und Unternehmergeist maßgeschneiderte Finanzierungskonzepte für meine Leasingnehmer zu konzipieren?
An dieser Stelle eröffnet sich die Chance für spezialisierte, mittelständische Finanzdienstleister, den unabhängigen Leasinggesellschaften als starke Partner zur Seite zu stehen. Nur diejenigen, die zu vorgenannten Fragen treffsichere Antworten geben und nachhaltige Konzepte anbieten können, werden sich als wahre Wachstumsunterstützer herausstellen. Um diese Anforderungen allerdings zu erfüllen, bedarf es auf Seiten der Finanzinstitute neben dem richtigen Produktportfolio für den Endkunden auch einer geübten Praxis im Bereich der alternativen Refinanzierung.
Produktseitig bietet es sich an, auf Basis einer breiten Plattform und kompatiblen Infrastruktur eine Vielfalt an Angeboten bereitzuhalten, um dann zielgerichtet Kundenwünsche erfüllen zu können. Solche für den Endkunden maßgeschneiderten Produkte sind beispielsweise im Bereich der Werkstätten- oder Gastronomiefinanzierung zu finden, wo sich die Gestaltungstiefe endlos variieren lässt und deshalb eine hohe Anpassungsgabe der beteiligten Unternehmen erfordert. Kombinationen aus verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen des Endkunden können dann von der Partnerbank entworfen und durch den Leasinggeber vertrieben werden. Durch dieses gemeinschaftliche Auftreten bekommt der Endkunde nicht nur die Produktauswahl mit dem individuellen „best fit“, sondern es lassen sich auch auf Seiten von Bank und Leasingunternehmen die Erträge steigern – eine klassische Win-Win-Situation.
Hinsichtlich des richtigen Refinanzierungsmixes spielen Größe und Hintergrund der Leasing-Gesellschaften die entscheidende Rolle bei deren Auswahl. Das Spektrum umfasst im tendenziell langfristigen Laufzeitband die Darlehensfinanzierung ebenso wie die Emission von Anleihen. Im mittelfristigen Bereich dagegen ist die Forfaitierung ein klassisches Refinanzierungsinstrument, das durch kundenspezifisch zugeschnittene ABS-Transaktionen in attraktiver Weise ergänzt werden kann. Gerade den beiden letztgenannten Alternativen gilt vor dem Hintergrund der Entspannung auf dem durch die Krise erschütterten Verbriefungsmarkt besondere Beachtung. Sie erlauben einen Risikotransfer, der ergänzendes Wachstumspotenzial freisetzt.
Für welche Form der Zusammenarbeit sich Leasinggeber und Refinanciers auch entscheiden, die enge gegenseitige Abstimmung wird stets der kritische Erfolgsfaktor sein und bleiben. Eine komplementäre, vertragliche Anbindung eines Leasingunternehmens an eine auf dieses Segment spezialisierte Bank erscheint hierfür als sehr gute Voraussetzung, die strategische Einbettung eines Finanzierungsinstitutes in ein gesamtes Leasingkonzept geradezu als Idealszenario.
Die Gallinat Bank AG als Mitglied der ALBIS Leasing Gruppe beschreitet seit Jahren exakt diesen wachstumsstarken Weg. Als Systemplattform refinanziert sie die gruppeneigenen Leasinggesellschaften und steht gleichermaßen insbesondere mittelständischen Leasinggesellschaften mit ihrem gesamten Produktangebot zur Verfügung.
Der Autor ist Mitglied des Vorstandes der Gallinat-Bank AG. Während seiner Karriere war er Mitglied der Geschäftsleitung Corporate Banking der BHF-Bank, bevor er bei der Dresdner Bank Mitglied des Executive Committee Corporate Banking und schließlich Co-Head Global Banking Client Coverage der Dresdner Kleinwort wurde. Vor seinem Eintritt bei der Gallinat-Bank war Norbert Kistermann als Senior Advisor zu den Themen M&A und Private Equity tätig.