Die innovativste Finanzierungsmethode für mittelständische Unternehmen liegt im ganzheitlichen Beratungsansatz. Denn gerade bei inhabergeführten Unternehmen besteht eine enge Verbindung zwischen privaten und geschäftlichen Finanzen. Gemeinsam mit seinem Berater klärt der Kunde, welches Finanzierungsinstrument am besten zur eigenen Situation und den langfristigen geschäftlichen Zielen passt. Individuelle Wünsche und geschäftliche Ziele werden so aufeinander abgestimmt.
Neben dem Eigenkapital als vermögensbildender Substanz ist vor allem die private und geschäftliche Risikosituation des Unternehmens von zentraler Bedeutung. Die Interdependenzen, die hierbei auftreten können, begründen auch die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Risikomanagements.
Unternehmensanalyse in zwei Schritten
Nachdem der erste Kontakt zu den kapitalsuchenden Unternehmen etab-liert wurde, werden diese potenziellen Portfoliounternehmen in einem mehrstufigen Prozess mit den Kriterien des Kreditinstituts abgeglichen. Dadurch soll ein genauer Einblick in das Unternehmen bezüglich aller Stärken und Schwächen geschaffen werden, um so die Chancen und Risiken einer Beteiligung genauer erfassen zu können. Bevor die wirtschaftliche Lage des Unternehmens im Detail erfasst wird, kommt es zu einer Grobprüfung. Dabei werden die Markt- und Absatzchancen sowie die geschäftlichen Rahmenbedingungen für das Unternehmen analysiert. Die Grobprüfung ist als eine Art Vorprüfung zu sehen. Im Rahmen dieser Vorprüfung soll festgestellt werden, ob das Unternehmen grundsätzlich die Anforderungskriterien für eine mögliche Kreditvergabe erfüllt. Wesentlicher Bestandteil dieser Prüfung ist ein Businessplan, auf dessen Basis die Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden. Entscheidende Prüfmerkmale beziehen sich hierbei auf den Absatzmarkt des Unternehmens und auf das Management. Diese Grobprüfung erfordert ein in hohem Maß strukturiertes Vorgehen, um den Aufwand zu minimieren und keine Erfolg versprechenden Möglichkeiten zu übersehen.
In einer zweiten, detaillierteren Prüfung verschiebt sich der Schwerpunkt auf die gesellschaftsrelevanten, steuerrechtlichen und finanzierungstechnischen Fragen. Diese Prüfung verfolgt im Wesentlichen drei Hauptziele:
1. Offenlegung von Unternehmensinformationen
2. Analyse und Prüfung des Unternehmens
3. Schaffung einer Entscheidungsgrundlage und Unterstützung der Preis-/Konditionsfindung
Eine integrierte Beratung soll nicht nur das Vermögen eines Unternehmens schützen und optimieren, sondern auch prüfen, ob das Unternehmen in der Eigenkapitalausstattung noch eine Lücke zu schließen hat. Gerade die mangelhafte Ausstattung mit Eigenkapital von Unternehmen stellt ein zentrales Problem vieler mittelständischer Unternehmen dar. Denn häufig ist der Eigenkapitalanteil der Unternehmen gering und der Anteil der Bankfinanzierung hoch. Zudem erodiert der Wert vieler Sicherheiten. Damit wird für diese Unternehmen die Frage der Außenfinanzierung mit Eigenkapital immer mehr zum zentralen Thema. Die Beschaffung von Eigenkapital durch die Emission von Anteilspapieren an der Börse ist jedoch nur Aktiengesellschaften vorbehalten. Dieser Weg der Eigenkapitalbeschaffung scheidet somit für die Mehrzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen aus. Gerade aus diesem Grund sind alternative Finanzierungsmodelle gefragt.
Mezzaninfinanzierung
Da der deutsche Mittelstand für künftiges Wachstum mehr Risikofinanzierungen benötigt, setzen Banken mit neuen innovativen Konzeptionen an dieser Stelle an. Um die Eigenkapitalbasis von Unternehmen zu stärken, bieten Banken vermehrt standardisierte Mezzaninprodukte an, die auch kleineren Unternehmen den Weg zum Kapitalmarkt öffnen.
Mezzaninkapital bietet situationsspezifische, maßgeschneiderte, externe Finanzierungslösungen. Es lässt sich keiner der beiden idealtypischen Kategorien des reinen Eigenkapitals respektive des reinen Fremdkapitals eindeutig zuordnen. Für den Begriff der Mezzaninfinanzierung lässt sich weder in der Ökonomie noch in der Rechtswissenschaft eine eindeutige Definition ausmachen. Das Wort Mezzanino entstammt der Architektur und steht im Italienischen sinnbildlich für ein Zwischengeschoss zwischen Erd- und Obergeschoss. Wirtschaftlich gesehen handelt es sich bei diesem „Zwischengeschoss“ um eine hybride Struktur zwischen Fremd- und Eigenkapital. Allerdings können diese hybriden Instrumente im Rahmen einer rechtlichen Betrachtung je nach Ausgestaltung eindeutig dem Eigen- oder Fremdkapital zugeordnet werden. Trotz seiner rechtlichen Einstufung in Eigen- oder Fremdkapital besteht die Besonderheit darin, dass es doch Eigenschaften der jeweils anderen Art besitzt. So kann diese hybride Finanzierungsform beispielsweise derart ausgestaltet werden, dass das investierte Kapital steuerliche Vorteile (zum Beispiel durch Abzugsfähigkeit der Zinsen) gewährleistet und außerdem gegenüber dem Eigenkapital vorrangig ist, aber trotzdem Eigenschaften von Eigenkapital aufweist.
Bei einer Mezzaninfinanzierung beteiligt sich der Kapitalgeber mit einem Nachrangdarlehen wirtschaftlich am Unternehmen. Dabei kann es sich um ein reines Darlehen (Gesellschaftsdarlehen, partiarisches Darlehen), aber auch um eine Stellung als stiller Gesellschafter oder Genussrechtsinhaber handeln. Mezzaninkapital lässt sich also je nach Nähe der Konstruktion zu reinem Eigen- oder Fremdkapital in Equity Mezzanine und Debt Mezzanine unterscheiden.
Vom Risiko her nimmt die Mezzaninfinanzierung eine Mittelstellung zwischen dem klassischen Darlehen gegen Sicherheiten und dem Eigenkapital ein. Charakteristika dieses Finanzierungskonzepts sind Nachrangigkeit, steuerliche Abzugsfähigkeit, Kündbarkeit, Flexibilität, ein breiter Anlegerkreis und vielseitige Anwendungsmöglichkeiten. Bei der Bereitstellung von Mezzaninfinanzierungen ist für den Kapitalgeber nicht allein die Bonität des Unternehmens entscheidend: Er orientiert sich zumeist an den erwarteten Cashflows oder an Verpflichtungserklärungen des Kapitalnehmers, mittels derer bestimmte Informations-, Mitwirkungs- oder Kontrollrechte eingeräumt werden. In der Regel erfolgt die Tilgung erst nach sieben bis zwölf Jahren, was eine – im Vergleich zu sechs bis neun Jahren bei sonstigen Bankkrediten – recht lange Laufzeit bedeutet.
Für sein Darlehen erhält der Nachrangkapitalgeber mangels Sicherheiten eine um mindestens zwei Prozentpunkte höhere Verzinsung als der herkömmliche Darlehensgeber. Mezzaninfinanzierungen bieten sich an, wenn haftendes Eigenkapital nicht hinreichend beschafft werden kann und herkömmliche, kommerzielle Kredite aufgrund mangelnder Sicherheiten nicht oder nur begrenzt gewährt werden.
Mezzaninkapital gewinnt an Bedeutung
Darüber hinaus kann eine solche Finanzierung, bei richtiger Strukturierung, durch die Zurechnung des Mezzaninkapitals zum Eigenkapital des Unternehmens zu einer entsprechenden Verbesserung des Ratings bei der Bank führen. Es ist davon auszugehen, dass solch innovative Finanzierungsmethoden in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Dieses steigende Angebot wird schließlich Druck auf die aktuellen Konditionen ausüben. Darum dürften aus Sicht der mittelständischen Unternehmen kapitalmarktnahe Finanzierungen in den nächsten Jahren tendenziell günstiger werden, was das erwartete Ansteigen des allgemeinen Zinsniveaus teilweise kompensieren könnte. Eines ist damit klar: Alternative Finanzierungsmethoden werden auch in Zukunft deutlich attraktiver.
Der Autor ist Gebietsleiter für das Personal, Private & Business Banking der Dresdner Bank AG in Dresden. Er hat eine Ausbildung zum Devisenhändler und im Bereich Kreditwesen bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt absolviert und wirkte zuletzt in verschiedenen leitenden Funktionen bei der Deutschen Bank, den Dresdner Stadtwerken sowie der Dresdner Bank.