Die Schweiz ist geprägt durch ihre kulturelle Vielfalt. Ein weiteres Charakteristikum der Eidgenossenschaft ist die direkte Demokratie, welche auf eine lange Tradition blickt und im Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung stark verankert ist. Das Demokratieverständnis der Schweiz und der Föderalismus sind eng verknüpft mit dem Anspruch nach eigenen, transparenten und unabhängigen Informationen als Voraussetzung für die freie Meinungsbildung und für die Entscheidungsfindung. Diese gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen prägen auch die Ausgestaltung der Schweizer Medienlandschaft. So gibt es in der Schweiz über 200 Zeitungstitel, die umfassende Informationen enthalten: knapp 150 in der Deutschschweiz, rund 50 in der Westschweiz, zehn im Tessin und zwei für den rätoromanischen Raum. Eindrücklich ist die Reichweite des Mediums Zeitung: 92 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab 14 Jahren lesen mehr oder weniger regelmässig mindestens eine der Zeitungen.
Über die digitalen Medienkanäle Fernsehen und Radio stehen der Schweizer Bevölkerung diverse Angebote zur Verfügung. Die öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR idée suisse nimmt in diesen Märkten eine führende Rolle ein. Das Angebot der SRG SSR umfasst acht Fernseh- und 18 Radioprogramme in den vier Landessprachen. Die SRG SSR ist für die Erbringung des sogenannten „Service public“ national und sprachregional ausgerichtet. Im lokalen und regionalen Radio- und Fernsehmarkt hingegen sind diverse private Unternehmen aktiv.
Eine immer stärkere Stellung in der Mediennutzung der Rezipienten nimmt das Internet ein. Gemäss Bundesamt für Statistik nutzen heute über 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung das Internet mehrmals pro Woche; in den Altersgruppen unter 40 Jahren sind es gar über 85 Prozent. Über die Hälfte aller Internetnutzer lesen tagesaktuelle Nachrichten im Internet. Die meistgenutzten Nachrichten-Websites sind „Blick“, „20 Minuten“, „Schweizer Fernsehen“, „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) und „Tages-Anzeiger“.
Zur volkswirtschaftlichen Bedeutung lässt sich sagen, dass die Medienbranche insgesamt rund 75.000 Beschäftigten Arbeit bietet – verteilt auf etwa 7.000 Unternehmen. Rund 10.000 Personen arbeiten als Journalisten und Redaktoren, circa 9.000 in einer Druckerei. Während Stellen in der Produktion rückläufig sind, entstehen im Zuge der zunehmenden Digitalisierung neue Berufe (zum Beispiel Webmaster, Multimedia-Journalist).
Die klassischen Medien Zeitung, Zeitschrift, Fernsehen und Radio generierten 2007 Umsätze von rund 8,2 Milliarden Schweizer Franken. 4,3 Millarden entfallen auf Print-Produkte, 3,3 Millarden auf Fernsehen und 0,6 Millarden auf Radio. Rund 40 Prozent der Erträge stammen aus der Werbung, die restlichen 60 Prozent tragen Konsumenten bei.
Der Medienmarkt Schweiz wurde 1999 durch die Lancierung der Gratiszeitung „20 Minuten“ in Zürich in Bewegung gesetzt. Mit diesem neuen Geschäftsmodell kamen Bezahlzeitungen unter Druck. Heute dominiert „20 Minuten“ mit 1,4 Millionen Lesern den Deutschschweizer Markt. Der Werbemarktanteil von „20 Minuten“ beträgt im Tageszeitungsmarkt rund 30 Prozent. Nachdem zeitweise sieben Gratiszeitungen im Schweizer Markt um Leser und Werbegelder kämpften, findet gegenwärtig eine Marktbereinigung im Gratiszeitungsmarkt statt: „cash“ und „.ch“ wurden eingestellt, „Le Matin Bleu“ und „20 Minutes“ in der Westschweiz werden zusammengelegt. In der Deutschschweiz verbleiben die drei Gratiszeitungen „20 Minuten“, „Blick am Abend“ sowie „News“ (Grossraum Zürich).
Viel Dynamik ist auch im Sonntagszeitungsmarkt festzustellen. Nebst den etablierten „SonntagsBlick“ und „SonntagsZeitung“, kam 2002 mit der Lancierung der „NZZ am Sonntag“ ein dritter Titel hinzu. Im Jahr 2006 folgte die „Südostschweiz am Sonntag“, 2007 startete die „Mittelland Zeitung“ mit „Sonntag“ eine siebte Ausgabe, und 2008 wurde erstmals die „Zentralschweiz am Sonntag“ produziert.
Die Schweizer Medienbranche befindet sich in einem Strukturwandel, wie dies weltweit ebenso beobachtet werden kann. Traditionelle Medienhäuser kämpfen mit sinkenden Werbemarkterlösen bei Print-Medien (Zeitungen und Zeitschriften). Dennoch ist das Print-Segment nach wie vor das grösste im Mediasplit der Werbeausgaben. Demgegenüber wächst der Werbemarktanteil Internet, wenn auch auf tiefem Niveau. Im Internet-Untersegment „Search“ dominiert mit Google ein neuer Player in der Schweizer Medienlandschaft.
Der Strukturwandel führt auch zu Konsolidierungen in der Unternehmenslandschaft. So akquirierte Tamedia im Jahr 2007 die Berner Espace Media Groupe. 2009 gab Tamedia bekannt, mit Edipresse Schweiz zu fusionieren. Weitere Veränderungen im Mediensektor sind absehbar.
Wird es in zehn Jahren tatsächlich keine gedruckten Zeitungen und Zeitschriften mehr geben, wie dies Steve Ballmer, CEO von Microsoft, im Jahr 2008 in einem Interview in der „Washington Post“ prophezeite? Tatsächlich werden Medienunternehmen in Zukunft vor der Herausforderung stehen, wie für publizistische Leistungen nachhaltig Erträge erzielt werden können. Doch eins ist sicher: Medien werden ihre Existenzberechtigung behalten, denn sie befriedigen zentrale Bedürfnisse der Menschen, nämlich das Verlangen nach Information, Unterhaltung, Einordnung und Erklärung.
Marc Walder (Jahrgang 1966) ist Geschäftsführer von Ringier Schweiz. Er absolvierte die Ringier Journalistenschule von 1993 bis 1994, war Chefreporter, Unterhaltungschef, später auch Chef Nachrichtendesk sowie Mitglied der Redaktionsleitung beim Blick, bevor er als Chefredaktor der Schweizer Illustrierten und des SonntagsBlicks wirkte. Ringier ist ein multinational und multimedial tätiger Medienkonzern mit weltweit rund 8.000 Mitarbeitern.