Deutschland ist der größte Chemieproduzent Europas. Hessen ist dabei ein wichtiger Eckpfeiler für den Chemiestandort Deutschland. 2009 erzielte die hessische Chemie einen Gesamtumsatz von 21,4 Milliarden Euro.
In Hessen ist die chemische Industrie mit einem Umsatzanteil von 21,3 Prozent die größte Einzelbranche vor dem Fahrzeugbau, der Elektroindustrie und dem Maschinenbau. Die hessische Chemie ist international geprägt. Wichtige Rohstoffe bezieht sie von ausländischen Märkten, umgekehrt wird ein Großteil ihrer Produkte in andere Länder exportiert. Etwa 65 Prozent der Umsätze erzielen die Unternehmen mit ausländischen Kunden.
Innovative Zukunftsbranche. Eine führende Rolle spielt die Chemie- und Pharmaindustrie bei Forschung und Innovation. Der Industriezweig bietet nicht nur eine breite Palette von Produkten für die verschiedensten Lebensbereiche und die unterschiedlichsten Stufen der industriellen Produktion. Er liefert gleichzeitig Ideen und Know-how und beeinflusst damit Entwicklungen in anderen Industriezweigen – von der Bau- über die Automobilindustrie bis hin zur Fertigung von Computerchips oder Flachbildschirmen. In keiner anderen Branche Deutschlands ist der Anteil der forschenden Unternehmen so hoch, keine transferiert so viele Forschungsleistungen in andere Bereiche. Dementsprechend hoch sind die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Von bundesweit 7,1 Milliarden Euro im Jahr 2000 stiegen sie auf über 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2008. Besonders forschungsintensiv ist die Herstellung von Pharmazeutika – und gerade diese Sparte ist in Hessen überproportional vertreten. Ihr Anteil am Gesamtumsatz beträgt fast 50 Prozent gegenüber etwa 24 Prozent in der deutschen Chemie insgesamt.
Hessen hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einer Schwerpunktregion für die Bio- und Nanotechnologie entwickelt. Das hessische Biotech-Netzwerk verzeichnet 195, das Nanotech-Netzwerk 150 Unternehmen. Darunter sind etablierte größere Unternehmen, die an neuen Werkstoffen, Verfahren und Produkten arbeiten, vor allem aber auch eine Fülle von jungen Unternehmen, die auf ihrem Weg vom Start-up zum zukunftssicheren Unternehmen innovative Ideen zur Produktreife entwickeln und damit die Wirtschaftskraft der Region stärken.
Arbeitsplätze im Mittelstand und in Großunternehmen. Über 58.000 Beschäftigte arbeiten in den Unternehmen der hessischen Chemie- und Pharmaindustrie. Sie gibt damit die Beschäftigungsstärke der Branche aber nicht vollständig wieder. So werden chemienahe Dienstleistungsunternehmen, die durch Outsourcing aus großen Chemieunternehmen entstanden sind, in der Industriestatistik nicht mehr erfasst. Andere Unternehmen sind wegen ihrer Produktionsschwerpunkte anderen Sparten zugeordnet. Im Arbeitgeberverband der hessischen Chemie sind derzeit insgesamt 296 Mitgliedsunternehmen mit über 100.000 Beschäftigten zusammengeschlossen.
Dazu zählen neben Herstellern von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen auch Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik, Kautschuk und Kunststoffverarbeitung sowie die chemienahen Dienstleistungsunternehmen, allen voran die Industrieparks in Frankfurt-Höchst, Wiesbaden, Hanau, Marburg, Frankfurt-Fechenheim, Griesheim. Nicht zuletzt kommen in zunehmendem Maße auch die Unternehmen der Nano- und Biotechnologie hinzu. HessenChemie ist damit bundesweit die beschäftigungsstärkste Vereinigung von Chemiearbeitgebern.
Für den Arbeitsmarkt in Hessen ist die chemische und pharmazeutische Industrie seit jeher ein stabilisierender Faktor. Das gilt vor allem auch für das Krisenjahr 2009. So lag die Zahl der Beschäftigten im ersten Halbjahr 2009 lediglich um 0,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. In den Unternehmen der pharmazeutischen Industrie gab es sogar – wie in den Vorjahren – ein leichtes Plus. Im hessischen verarbeitenden Gewerbe ging die Beschäftigung dagegen insgesamt um 2,5 Prozent zurück.
Die hessische Chemie- und Pharmaindustrie ist überwiegend mittelständisch strukturiert: 84 Prozent der Mitgliedsunternehmen haben weniger als 500 Mitarbeiter und zählen damit zu den kleinen und mittleren Unternehmen (siehe Grafik Mitgliederverteilung nach Unternehmensgröße).
Zur Branche gehören aber auch zahlreiche Großunternehmen mit national wie international bekannten Namen wie zum Beispiel B. Braun Melsungen, Celanese, Clariant, Fresenius, Merck oder Sanofi-Aventis und Heraeus. Typisch für Hessen ist auch die Konzentration einer großen Zahl von Unternehmen in einem der sechs hessischen Industrieparks, die eine umfassende Infrastruktur zur Verfügung stellen und optimale Bedingungen dafür schaffen, dass sich die Betriebe auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
Zukunft durch Ausbildung. Ein zentrales Handlungsfeld für die Zukunft sieht die hessische Chemieindustrie in den Herausforderungen, die mit dem demografischen Wandel einhergehen. Nur wenn einerseits genügend Fachkräfte ausgebildet werden und andererseits dafür gesorgt wird, dass ältere Arbeitnehmer gesund bleiben und länger in den Betrieben gehalten werden können, lässt sich der Bedarf an Fachkräften langfristig sichern. In den Unternehmen hat von daher auch die betriebliche Berufsausbildung einen hohen Stellenwert. Insgesamt bilden die Mitgliedsunternehmen der HessenChemie derzeit rund 4.550 Auszubildende in 40 Berufen aus. Im Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ verpflichteten sich die tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen, das Ausbildungsplatzangebot im Zeitraum von 2003 bis 2007 um sieben Prozent zu steigern und dieses Niveau bis 2010 zu halten. 2009 wurden in der chemischen Industrie in Hessen mehr als 1.500 Ausbildungsplätze angeboten, über 17 Prozent mehr als im Startjahr des Tarifvertrags. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen sowie zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses (siehe Grafik Zukunft durch Ausbildung).
Der Industriekaufmann gründete mit 26 Jahren sein erstes eigenes Unternehmen. Er war geschäftsführender Gesellschafter der Technoform Gruppe. Bis heute ist er Sprecher der Gesellschafterversammlung und ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. sowie Vizepräsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände.