Der BioMedTec Wissenschaftscampus in Lübeck ist ein herausragender Life-Science-Campus im Norden Deutschlands. Hier sind hochspezialisierte Forschungskompetenzen und Studiengänge sowie innovative High-Tech-Unternehmen und Dienstleistungspartner zu einem synergetischen Netz mit überdurchschnittlich positiver regionaler Entwicklung von Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft verbunden. Der BioMedTec Wissenschaftscampus hat sich inzwischen als regionaler Schwerpunkt im Cluster Life Science Nord des Trägerverein LSN e.V. etabliert.
Die regionalökonomische Bedeutung der Wirkung wissenschaftlicher Einrichtungen wird oft beschworen, ist jedoch häufig nicht quantifizierbar, nicht mit Zahlen zu belegen. Für den BioMedTec Wissenschaftscampus in Lübeck hat man diese Frage 2013 im Rahmen einer Prognos-Studie beantwortet. 118 Millionen Euro stark sind die direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte des Schulterschlusses zwischen exzellenter Forschung, ausgezeichneter Lehre, zugeschnittener Dienstleistung und stetig wachsender Wirtschaft fokussiert auf einem gemeinsamen Campusgelände mit fußläufigen Entfernungen zwischen den Einrichtungen. Dies gelingt durch geschickte Orchestrierung komplementärer Kompetenzen der verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen.
Der BioMedTec Wissenschaftscampus ist darüber hinaus sehr eng vernetzt mit seiner Stadt. Lübeck ist Stadt der Wissenschaft. Im Jahr 2012 gewann Lübeck unter Leitung der Wissenschaftsmanagerin Dr. Iris Klaßen den Titel Stadt der Wissenschaft, ein Wettbewerb des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft. Diese starke Achse vom BioMedTec Wissenschaftscampus in die Stadt mit dem Haus der Wissenschaften auf der einen Seite und den stark den Wissenschaften zugewandten Stiftungen wie der Possehl-Stiftung Lübeck und der Sparkassenstiftung zu Lübeck auf der anderen Seite ermöglicht den Transfer wissenschaftlicher Inspiration tief in die Bürgergesellschaft hinein. Dies geschieht unter anderem durch die Unterstützung von Projekten wie der Schülerakademie der Universität und dem Juniorcampus der Fachhochschule Lübeck, die pädagogisch differenziert ausgearbeitete Programme für Schulkinder anbietet. Ganz sicher ist diese gesellschaftliche Einbettung der wissenschaftlichen Einrichtungen eine Säule des BioMedTec Wissenschaftscampus.
Eine zweite Säule ist die langjährig gewachsene erfolgreiche Kooperation der Fachhochschule Lübeck und Universität zu Lübeck im Bereich der Biomedizintechnik, die sich überregional zu einer kompetitiven Clusterstruktur entwickelt hat. Gefördert durch das EFRE-Programm und das Land Schleswig-Holstein wurde das Kompetenzzentrum TANDEM (Technology and Engineering in Medicine) aufgebaut, unter dessen Schirm das BMBF Forschungskolleg LUMEN (Luebeck Medical Engineering) eingeworben werden konnte, in dem derzeit zwölf Nachwuchswissenschaftler/-innen in einem kooperativen Verfahren zwischen Universität zu Lübeck und Fachhochschule Lübeck promovieren.
In einer dritten Säule sind es aber nicht zuletzt glückliche Fügungen und Menschen, die sich vertrauensvoll begegnen, die tiefgreifende Kooperationen mit hohem Vernetzungsgrad ermöglichen. Im Falle des BioMedTec Wissenschaftscampus waren diese Menschen die beiden Altpräsidenten der Universität zu Lübeck und der Fachhochschule Lübeck, Professor Dr. med. Peter Dominiak und Professor Dr.-Ing. Stefan Bartels, deren visionärer Stärke es zu verdanken ist, dass die Komposition der Partner mit komplementären Expertisen bei gleichzeitiger Fokussierung auf die Life-Sciences gelingen konnte.
Die Universität zu Lübeck sowie die Fachhochschule Lübeck bilden den Kern des BioMedTec Wissenschaftscampus, der sich durch die inhaltliche Saat und die langjährige Kooperation im Bereich der Medizintechnik entwickelt hat. Das Forschungsprofil der Universität zu Lübeck wird gebildet durch die Forschungsschwerpunkte „Infektion und Entzündung“, „Gehirn, Hormone und Verhalten“ sowie „Biomedizintechnik“. Die anwendungsorientierten Forschungsbereiche der Fachhochschule Lübeck, z. B. „Biomedizintechnik“, „Industrielle Biotechnologie“, „Elektrotechnik und Informatik“, ergänzen komplementär die Kompetenzen der Universität. Zwei Fraunhofer-Aktivitäten verstärken das wissenschaftliche Spektrum weiter. Die Einrichtung für Marine Biotechnologie (EMB) ist führend im Bereich der Zelltechnologie, die Fraunhofer-Projektgruppe MEVIS ist ausgewiesene Expertin für alle Fragen der Bildregistrierung. Fünfter BioMedTec-Partner im Bereich der öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen ist das Forschungszentrum Borstel, das sich als Leibniz-Institut der Infektions- und Lungenforschung verschrieben hat.Neben den Forschungseinrichtungen liefern die unterstützenden Partner einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des Verbundes. Besonders ist das klare Bekenntnis, dass starke Forschung als Wachstumsmotor Arbeitsplätze in der Region schafft. So haben neben den Lübecker Stiftungen gerade die IHK zu Lübeck und das Technikzentrum Lübeck TZL mit ihrem beispielhaften Engagement maßgeblich zu dem Titelgewinn der Universität zu Lübeck als eine von bundesweit sechs Hochschulen als EXIST-Gründerhochschule beigetragen. In einer nicht durch Großunternehmen geprägten Wirtschaftsstruktur des Landes Schleswig-Holstein ist die Bedeutung der High-Tech-Ausgründungen als Innovations- und Jobmotor nicht hoch genug einzuordnen. Die Zusammenarbeit mit den Ministerien des Landes Schleswig-Holstein ist nicht zuletzt deswegen exzellent.
Kanina Botterweck
Kanina Botterweck studierte Physik und BWL und war über zehn Jahre in verschiedenen Managementfunktionen bei Weidmüller und Philips tätig, bevor sie im Jahr 2010 an die Universität zu Lübeck ging und dort die Stabsstelle Technologietransfer aufbaute und leitete. Sie entwickelte dabei maßgeblich die Konzepte des BioMedTec Wissenschaftscampus und verantwortete deren Umsetzung. Im Jahr 2016 wechselte sie die Seiten, um sich als Gründerin ganz auf die Infinite Science GmbH, einen Konferenzdienstleister und Wissenschaftsverlag, zu konzentrieren (www.infinite-science.de).
Dr. Raimund Mildner
Dr. Raimund Mildner studierte Sozialwissenschaften und Volkswirtschaft. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der industrienahen Forschung baute er das von der Lübecker Wirtschaft getragene TECHNIKZENTRUM Lübeck zu einem der größten Gründer-Zentren in Deutschland auf. Die auch von ihm geführte UniTransferKlinik betreut u. a. die Industrie-in-Klinik-Plattform sowie die Testumgebung Industrie-4.0 in Lübeck samt FabLab und StartUp-Unterstützung im Bereich der Medizinprodukte.