Wir machen uns stark für Markt und Wirtschaft: Unter dieser Leitidee setzt sich die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden für die Interessen von rund 36.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Wiesbaden, in Hochheim und im Rheingau-Taunus-Kreis ein – vom Einzelhändler bis zum Industriekonzern. Ob es um Konjunkturprognosen, Ausbildungsplätze, Recht- und Steuerfragen oder Gutachten zu Standortprojekten geht – die IHK ist erste Ansprechpartnerin für Wirtschaft und Politik in ihrer Region. Dabei geht es um drei Kernpunkte: Beratung für Unternehmen, politische Interessenvertretung und staatliche Aufgaben in wirtschaftlicher Hand. Als Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft trägt die IHK die Interessen der Mitgliedsunternehmen in die Öffentlichkeit und nimmt etwa durch Stellungnahmen Einfluss auf Gesetzgebungs- und Verwaltungsverfahren – von der Gemeinde bis hin zur Europäischen Union.
Dabei bestimmen die Unternehmer selbst die Leitlinien der IHK-Arbeit: in der Vollversammlung, dem parlamentarischen Organ und wichtigsten Gremium der IHK. Die gewählten Mitglieder im „Parlament der Wirtschaft“ vertreten ihre Branche in ihrer Region und haben Einfluss auf wirtschaftspolitische Stellungnahmen. Zudem entscheiden sie über das Budget der IHK und über die Höhe der Beiträge. Und sie sorgen für Praxisnähe. So hat der Staat eine Reihe von Aufgaben in die Hände der Wirtschaft gelegt, die bekannteste ist sicher die Organisation der Ausbildung. Die Mitglieder des „Parlaments der Wirtschaft“ tragen zusammen mit vielen weiteren ehrenamtlich engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern dafür Sorge, dass diese Aufgaben weniger Bürokratie und Kosten erfordern als in staatlicher Verwaltung. Dabei ist die IHK ein Spiegelbild der regionalen Wirtschaftsstruktur, alle Branchen und Unternehmensgrößen sind in ihren Gremien vertreten – somit wandelt sich die IHK auch mit der Wirtschaft in ihrer Region.
Ein Thema, das die Unternehmer der IHK Wiesbaden auf die Tagesordnung gesetzt haben, ist die Gesundheitswirtschaft in Wiesbaden und der Region. So hat die Vollversammlung Mitte 2008 entschieden, den Ausschuss „Gesundheit“ zu gründen, in dem Akteure der Wirtschaft und des Gesundheitswesens branchenübergreifend zusammenarbeiten. Eine von der IHK in Auftrag gegebene Studie zum Gesundheitsstandort hatte deutlich gemacht, dass die Gesundheitsbranche besonders für Wiesbaden ein Zukunftsmarkt ist – und, dass es einer institutionellen Zusammenarbeit bedürfe, um Gesundheitswesen und Wirtschaft stärker zu verbinden.
Diskussionen gab es um die Frage, wie sich die Unternehmer zum Bau des Kohlekraftwerks auf der Ingelheimer Aue in Mainz positionieren sollen, zu dem es seit Januar 2009 einen Vorbescheid gibt: Die zuständige Behörde hält den Bau für genehmigungsfähig, was auch dem Votum der Mehrheit der Vollversammlungsmitglieder entspricht: Wenn man den Energiebedarf, die Versorgungssicherheit, die Stromkosten und die Emissionen zugrunde lege, gebe es zum geplanten Kohlekraftwerk keine Alternative. Für Debatten sorgte auch das Thema Ladenöffnung: Im Herbst 2007 diskutierten die Unternehmer, ob die Sonntagsöffnungen in der Wiesbadener Innenstadt ausgedehnt werden sollten. So gibt es in der Landeshauptstadt aufgrund eines Magistratsbeschlusses nur zweimal im Jahr einen verkaufsoffenen Sonntag, nach dem hessischen Ladenschlussgesetz könnten die Läden aber viermal sonntags öffnen. Die Mehrheit der Unternehmer sprach sich dafür aus, die Öffnungszeiten auszuweiten und auf das gesamte Stadtgebiet auszudehnen. Diesem Votum ist die Stadt inzwischen gefolgt, was die Begrenzung auf das Historische Fünfeck, den historischen Stadtkern, angeht: 2008, zum verkaufsoffenen Sonntag anlässlich des Stadtfestes, durften sich erstmals alle Wiesbadener Geschäfte beteiligen.
Auf die Initiative der Unternehmen geht auch die Gründung der IHK selbst zurück. So machte sich in Wiesbaden der Gewerbeverein für die Gründung einer Kammer stark. Am 29. August 1864 kamen die wahlberechtigten Handelsleute erstmals beim Rathaus in Wiesbaden zusammen, um ihre Vertreter zu bestimmen. In der heutigen Vollversammlung der IHK Wiesbaden engagieren sich 63 Geschäftsführer und Vorstände.
Wer sie dort vertritt, haben die Unternehmerinnen und Unternehmer aus Wiesbaden, Hochheim und dem Rheingau-Taunus-Kreis im Jahr 2009 für die kommenden fünf Jahre entschieden. Insgesamt hatten sich 130 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl gestellt.

Das Hauptamt der IHK Wiesbaden besteht aus 49 Mitarbeitern, plus durchschnittlich acht Auszubildenden. Mit diesem Verhältnis von Mitarbeitern zu der Zahl der Mitgliedsunternehmen erreichen die Wiesbadener regelmäßig einen Spitzenwert im IHK-internen Benchmarking. Im Jahr 2007 belegte die IHK Wiesbaden bei einer bundesweiten „Mystery-Man-Aktion“ den zweiten Platz aller 37 Teilnehmer. Ausschlaggebend waren Engagement, Erreichbarkeit, Freundlichkeit, Höflichkeit und Zuvorkommenheit. Auch bei der Sachkompetenz erzielte die IHK Wiesbaden mit dem dritten Platz einen Spitzenwert, wobei die Geschäftsfelder „International“ und „Recht“ bundesweit sogar Rang 1 und 2 belegten.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird es für die Betriebe immer wichtiger, ihren Mitarbeitern Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu bieten. Auch in diesem Bereich unterstützt die IHK ihre Mitgliedsbetriebe und geht auch selbst mit gutem Beispiel voran: Im November 2004 wurde die IHK Wiesbaden bundesweit als erste IHK als familienfreundlicher Betrieb von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung ausgezeichnet. Und in einer Studie der Bertelsmann Stiftung zur „unternehmerfreundlichen Großstadt“ unter mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern belegten die Wiesbadener in der Einzelauswertung den ersten Platz von allen IHKs.
Wiesbaden ist ohnehin ein Standort mit hervorragenden Zukunftsaussichten: Laut einer Umfrage, die 2008 im Auftrag des Manager-Magazins und der Berenberg Privatbank gestartet wurde, rangiert Wiesbaden auf Platz 4 der 30 Großstädte Deutschlands – direkt hinter Frankfurt, München und Stuttgart und noch vor Dresden, Köln und Hamburg. Schön, wenn wir als IHK Wiesbaden auch zu dieser guten Lage- und Trendbewertung unseren Teil beitragen konnten.
Der Autor ist seit 2003 Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden. Zuvor war er stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Bereichs Recht, Handel, Tourismus. Der Jurist engagiert sich auch in der überregionalen IHK-Arbeit, etwa in der Kommission für Kammerrechtspolitik, und ist in zahlreichen Gremien für Wiesbaden und die Region ehrenamtlich aktiv.