Wenn Besucher nach Deutschland kommen, dann finden sie in fast jeder größeren Stadt einen Zoo. Zwischen Hamburg und München gibt es mehr als 200 zoologische Gärten, Tier- und Wildparks, die in verschiedenen Verbänden wie beispielsweise der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) und dem Deutschen Wildgehege-Verband (DWV) organisiert sind. Zudem präsentieren sich über 500 öffentlich zugängliche Wildtierhaltungen, wie Kleinzoos, Tiergehege, Vogelparks, und ähnliche Einrichtungen der Öffentlichkeit, von denen etwa 400 als „Zoos“ im Sinne der Zoo-Richtlinie der EU gelten.
Dabei sind die zoologischen Anlagen aber nicht nur sehenswerte Orte der Freizeitgestaltung und Erholung, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Fast 60 Millionen Menschen besuchten die deutschen Anlagen im Jahr 2009 und sorgen somit maßgeblich für die touristische Belebung der Standortgemeinden und -regionen. Der Tierpark Hagenbeck bildet da keine Ausnahme und doch ist er ein wenig anders.
Vor mehr als einhundert Jahren revolutionierte Carl Hagenbeck die Zooarchitektur und schuf damit eine völlig neue Form der Tiergartenbiologie. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kam der Sohn des Fischgroßhändlers, Gottfried Claes Carl Hagenbeck, auf die Idee, Tiere nicht mehr in Käfigen, sondern in Panoramen und Freianlagen zu zeigen. Diese Idee ließ sich Carl Hagenbeck im Jahre 1896 patentieren.
Er realisierte eine Vision, von der kein anderer zu träumen wagte: Im Jahr 1907 eröffnete der Hamburger den ersten gitterlosen Tierpark der Welt. Das war eine Sensation! Und auch heute noch gehen von hier aus Innovationen in viele andere Zoos – national und international. Alles ohne staatliche Subventionen. Denn Hagenbeck ist der einzige familiengeführte, gemeinnützige Großstadtzoo Europas und bestreitet den laufenden Betrieb ausschließlich aus Eintrittsgeldern.
Die gepflegte, weitläufige Parkanlage mit ihrem alten Baumbestand sowie die kulturellen Bauwerke machen den besonderen Reiz dieses traditionsreichen Tierparks aus. Das einmalige, vom Jugendstil geprägte Tor des alten Haupteingangs ist weltbekannt. Heute weist die Giraffen-Mensch-Skulptur des Künstlers Stephan Balkenhol schon von der Straße aus auf den neuen Eingang hin. Den schmückt seit dem Frühjahr 2003 ein nepalesischer Pagoden-Tempel. Er wurde in seinem Ursprungsland handgefertigt. Nepalesische Kunsthandwerker haben die Einzelteile dann vor Ort zusammengefügt und den hinduistischen Tempel aufgestellt.
Die ebenfalls handgefertigte, mit echtem Blattgold verzierte Thailändische Sala schmiegt sich malerisch an das Ufer des großen Birma-Teichs. Überall im Park stehen Skulpturen und Bronzen fremder Kulturen oder bekannter Künstler. Sie fügen sich harmonisch in die Landschaftsgestaltung ein. Auch die beiden Totempfähle der Tlinkit-Indianer und die rot lackierten japanischen Tempeltore stehen in Bezug zu den Pflanzen und Tieren, die sie umgeben. Ein besonderer Liebling der Kinder sind die bereits 1909 vom Tierbildhauer Josef Pallenberg geschaffenen lebensgroßen Dinosaurier-Plastiken, die bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Freisichtanlagen wie das berühmte Afrika-Panorama oder das innovative Orang-Utan-Haus beherbergen heute über 1.850 Tiere aus 210 Arten aller Kontinente.Etliche von der Ausrottung bedrohte Tierarten, wie Nordchinesische Leoparden, südamerikanische Riesenotter oder auch Asiatische Elefanten werden hier mit großem Erfolg gezüchtet. Das Füttern der Dickhäuter ist erlaubt und in dieser Form einmalig in Deutschland. Sogar Giraffen dürfen zu bestimmten Zeiten gefüttert werden – von einer drei Meter hohen Plattform aus.
Doch nicht nur einzigartige Tiere faszinieren die Besucher. Die Dschungel-Nächte im Juni stehen unter dem Motto: Tropische Klänge, Shows und Exotik. Fesselnde Darbietungen internationaler Künstler und der mitreißende Rhythmus afrikanischer und lateinamerikanischer Musik machen die Dschungel-Nächte zu einem Fest der Lebensfreude. Ein Sommernachtstraum mit gefühlvoller, romantischer Musik überall im Park erwartet die Gäste bei den Romantik-Nächten im August. Sie sind der musikalische Höhepunkt des Sommers – nicht nur für Klassikfreunde.
Dagegen bietet das Eismeer einen einzigartigen Lebensraum für 15 Tierarten aus beiden Polregionen. Auf über 8.000 Quadratmetern polarer Faszination findet sich nicht nur das weltweit tiefste Tauchbecken für Walrosse und Europas größte Freiflugvoliere für Seevögel.
Ein 750 Meter langer Rundgang führt durch Arktis und Antarktis, vorbei an Esels- und Königspinguinen, die eine naturgetreue Pinguinwelt mit echtem Eis und Schnee bevölkern, und quer durch die Brutkolonie der arktischen Seevögel. Atemberaubende Über- und Unterwassereinsichten zeigen auch Eisbären, Walrosse, Seebären, Robben und Papageitaucher aus völlig neuen Perspektiven.
Fremdartige Töne und Geräusche dringen hingegen im Tropen-Aquarium durch die feuchtwarme Luft. Buntgefiederte Papageien und niedliche Kattas empfangen die Besucher in ihrem Reich. Mitten in Hamburg beginnt eine Welt, die bisher nur nach langen Flugstunden erreichbar war. Im Erlebnis-Aquarium mit Tropenwelt zeigen sich über 300 exotische Arten mit mehr als 14.300 Tieren in ihren geheimnisvollen Lebensräumen. Ein in dieser Kombination weltweit einzigartiges Erlebnis.
Ein Dschungelpfad führt durch die Lebensräume Afrikas, Asiens und Südamerikas, in denen sich verschiedene Echsen- und Schildkrötenarten fast zum Greifen nah präsentieren. Einige der Tiere bewegen sich, genau wie die afrikanischen Vögel, sogar völlig frei zwischen den Besuchern der Tropenwelt. Das Tropen-Aquarium wurde, genau wie der Tierpark, nach dem Hagenbeck’schen Prinzip der Gehege-Gestaltung konzipiert. Das bedeutet, dass die Biotop-Anlagen einen Ausschnitt aus dem natürlichen Lebensraum der einzelnen Tierarten zeigen und sich die Besucher teilweise in diesen Lebensräumen bewegen.
Der Krokodilsee ist mit einer Größe von 350 Quadratmetern und einem Fassungsvermögen von 400.000 Litern der größte Deutschlands und wird von mächtigen Nilkrokodilen bewohnt. Eine Panoramascheibe unterhalb des Wasserspiegels bietet die zusätzliche Möglichkeit, die Tiere in ihrem nassen Element zu beobachten. Durch einen historischen Stollen geht es in eine Höhlenwelt, in der unter anderem Fledermäuse, Höhlenfische und Querzahnmolche leben.
Im Giftschlangendorf lauern die weltweit giftigsten Schlangen wie die Grüne Mamba oder auch die Gabunviper. Auch eine über vier Meter lange Königskobra, die zu den größten Giftschlangen der Erde gehört, lebt hier. Über einen Schiffsgang, in dem Walgesänge zu hören sind, geht es durch die Kommandobrücke eines U-Boots direkt in die Unterwasserwelt. Armdicke Muränen, farbenfrohe Feuerfische und die atemberaubende Welt eines lebenden Korallenriffs gehören zu den Anblicken, die sonst nur Tauchern vorbehalten sind. In insgesamt 31.000 Liter Süßwasser und zwei Millionen Liter Salzwasser zeigen sich verborgene Welten. Den absoluten Höhepunkt bildet das Große Hai-Atoll: Hier ziehen nicht nur vier verschiedene Haiarten wie Schwarzspitzen-Riffhaie oder Zebrahaie ihre Bahnen, es schweben auch vier unterschiedliche Rochenarten, wie Adlerrochen oder Geigenrochen, durch die 1,8- Millionen-Liter-Biotop-Anlage. Zwei Exemplare der größten Korallenfischarten, Riesenzackenbarsch und Napoleonfisch, leben hier.
Direkt zwischen Tierpark und Tropen-Aquarium Hagenbeck liegt darüber hinaus seit 2009 das weltweit erste TierparkThemenhotel, das Lindner Park-Hotel Hagenbeck. Umgeben von beeindruckender kolonial-exotischer Architektur begeben sich Tagungs-, Geschäfts- und Urlaubsreisende, die das Ausgefallene suchen und den First-Class-Service eines exklusiven Businesshotels zu schätzen wissen, auf eine fantastische und authentische Expedition durch ferne Kontinente und erleben Natur und Technik in perfekter Harmonie. Egal ob Tagungen, Seminare, Dinner unter Haien, Firmen- oder Privatfeiern, Produktpräsentationen oder Modenschauen – für jeden Event gibt es bei Hagenbeck die passenden Räumlichkeiten. Exotisch geht es in den Veranstaltungsräumen des Tropen-Aquariums zu. Ein Rundgang durch Hamburgs Tropen setzt jeder Veranstaltung ein besonderes Glanzlicht auf. Die im Sommer 2010 nach umfangreicher Renovierung neu eröffnete „Alte Hagenbeck’sche Dressurhalle“ ist mit ihrer gediegenen historischen Atmosphäre eine Alternative für alle, die es eleganter mögen und den Charme einer vergangenen Epoche schätzen.
Der Autor absolvierte eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftakademie Hamburg. Im Laufe seiner Karriere war er unter anderem für die Barclays International Bank in Südafrika sowie für die Vereins- und Westbank in Hamburg tätig. Seit 1989 ist Joachim Weinlig-Hagenbeck geschäftsführender Gesellschafter der Tierpark Hagenbeck Gemeinnützige Gesellschaft mbH.