Kommunal verankerte Politik aus einem Guss, Synergieeffekte durch Bündelung von Kompetenzen und Aufgaben sowie eine bessere Wahrnehmbarkeit des Wirtschaftsraumes waren zentrale Impulse für die Gründung der Region Hannover im Jahr 2001.
Die Region Hannover ist eine kommunale Gebietskörperschaft besonderer Art und der Rechtsnachfolger des Landkreises Hannover und des Kommunalverbandes Großraum Hannover. Mit der Regionsgründung wurde ein Wirtschafts- und Lebensraum mit dem wirtschaftlichen Potenzial eines kleinen Bundeslandes geschaffen. In der Region Hannover leben auf einer Fläche von rund 2.300 Quadratkilometern gut 1,1 Millionen Menschen, was etwa den Dimensionen des Saarlandes und rund 15 Prozent der Gesamtbevölkerung Niedersachsens entspricht. Die Region Hannover ist dabei unter anderem Trägerin des öffentlichen Personennahverkehrs und der Abfallentsorgung, aber auch der örtlichen Sozialhilfe, der berufsbildenden Schulen und der kommunalen Krankenhäuser. Umwelt, Regionalplanung und Naherholung sowie Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung sind weitere Aufgabenbereiche.
Durch die Bündelung der Wirtschaftskraft von 21 Kommunen ist die Region Hannover zum Zentrum für Wachstum und Innovation in Niedersachsen geworden. Mit knapp 450.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellt sie rund 18 Prozent der Arbeitsplätze in Niedersachsen und erwirtschaftet gut 20 Prozent des niedersächsischen Bruttoinlandsproduktes. Das Modell der Region Hannover gilt als beispielgebend, wenn es darum geht, kommunale Kompetenzen und Potenziale zu bündeln und Synergieeffekte daraus zu schöpfen.
Beispiele für diese Effekte gibt es viele: In der Klinikum Region Hannover GmbH wurden die Krankenhäuser von Stadt und Landkreis zusammengeführt. An 13 Standorten bietet das Klinikum eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Menschen. Gleichzeitig ist es im Schulterschluss von Beschäftigten, Geschäftsführung und der Region Hannover gelungen, das Klinikum so zu restrukturieren, dass es, anders als früher Stadt- und Kreiskrankenhäuser, kostendeckend arbeitet. Mit der Grundsteinlegung für einen Neubau in Höhe von 180 Millionen Euro hat das Unternehmen die Weichen für die Gesundheitsversorgung von morgen gestellt.
Mit 16 berufsbildenden Schulen ist die Region zudem der größte Träger der beruflichen Bildung in Niedersachsen. Rund 40.000 Menschen werden hier jedes Jahr auf einen Beruf vorbereitet. Das Angebot umfasst circa 300 Ausbildungsgänge. Gleichzeitig wurde die Bildungslandschaft konsequent umgestaltet. Aus berufsbildenden Schulen mit ähnlichen Angeboten wurden Kompetenzzentren, die sich auf einzelne Branchen spezialisierten. Auf diese Weise verfügt die Region Hannover über Bildungseinrichtungen mit einem passgenauen Ausbildungsprofil und einer technischen Ausstattung, die mit den Anforderungen in den Unternehmen Schritt halten kann.
Einer der zentralen Impulse zur Regionsgründung war, den Wirtschafts- und Lebensraum in der Wahrnehmung von Unternehmern und Touristen zu verankern und die überregionale Aufmerksamkeit zu verstärken. Dies gelingt nur mit zentralen, aufeinander abgestimmten Strukturen und Maßnahmen. Die paritätisch von Landeshauptstadt und Region Hannover getragene hannoverimpuls GmbH sorgt dafür, dass Aktivitäten und Kampagnen aufeinander abgestimmt werden, das Binnenmarketing mit dem Imagemarketing verknüpft und ein konzentrierter Profilbildungsprozess für den gesamten Wirtschaftsraum initiiert und durchgeführt wird. Der Effekt: Der Standort wird überregional auch in Fachmedien stärker wahrgenommen, eine deutliche Erhöhung von Standortanfragen von externen Unternehmen ist zu verzeichnen und die tourismusbedingten Übernachtungszahlen steigen kontinuierlich.
Die Bedeutung des Wirtschaftsstandortes Region Hannover für Niedersachsen ist eindeutig: Als Verwaltungszentrum sind alle großen Landesbehörden und -ministerien in der Region verankert, mit dem Sitz der großen Banken und Versicherungen in Hannover ist sie gleichermaßen das Finanz- und Versicherungszentrum in Niedersachsen. Darüber hinaus ist die Region Hannover als international bedeutsamer Messestandort weltweit bekannt.
Eine herausgehobene Stellung nimmt der Wirtschaftsstandort Hannover auch im Bereich der Logistik ein. Globalisierte Warenströme, die stark wachsende Bedeutung des osteuropäischen Raums und der Ausbau des Tiefwasserhafens JadeWeserPort machen die Region Hannover als Logistikhub mit ihrer perfekten Anbindung an die Verkehrsträger Straße, Wasser, Schiene und Luft zu einem prädestinierten Standort für Transportunternehmen und logistiknahe Branchen. Die wachsende Nachfrage von Unternehmen und Projektentwicklern verspricht hier eine nachhaltige Bedeutung der Region für Niedersachsen – der Standort ist „on the map“. Viele Logistikunternehmen mit europäischen oder globalen Distributionsfunktionen agieren mittlerweile vom Standort Hannover aus. Seit 2003 sind in diesem Bereich allein in der Region Hannover über 800 Millionen Euro Neuinvestitionen getätigt und 5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.
Der Autor studierte Sozial- und Rechtswissenschaft an der Universität Hannover. Er war unter anderem im niedersächsischen Justizministerium und in der Staatskanzlei tätig. Von 1996 bis 2006 war Jagau hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Laatzen, bevor er im November 2006 das Amt des Präsidenten der Region Hannover antrat.
Neben seiner Bedeutung für die Logistikbranche ist der Standort in Niedersachsen gleichzeitig Kristallisationskern und Anziehungspunkt für wachstums- und innovationsstarke Branchen. Bereits 2001 wurden in der Region wachstumsstarke Zukunftsbranchen identifiziert und im Verlauf der vergangenen zehn Jahre um weitere Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsschwerpunkte ergänzt. Seitdem stehen die Bereiche Automotive, Energiewirtschaft, Gesundheitswirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnik, Kreativwirtschaft und Produktionstechnik im Fokus einer Wirtschaftsförderung, die eingebettet ist in ein funktionierendes Netzwerk von lokalen und regionalen Wirtschaftsförderungen, das sich vom klassischen intraregionalen Standortwettbewerb abhebt. Ein wirtschaftsfreundlicher Standort setzt voraus, dass Unternehmen direkten Zugriff auf Unterstützung in allen Lebenslagen haben. Dazu zählen kurze Kommunikations- und Verwaltungswege, klassische wirtschaftsnahe Dienstleistungen wie Finanzierungs- und Fördermittelberatung sowie praxisorientierte Spezialkompetenzen wie Kreditmediation, Sanierungsberatung für Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage oder Innovations- und Technologieberatung. Mit den Wirtschaftsförderungen der 21 Kommunen der Region Hannover steht für jedes Unternehmen vor Ort ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Dazu halten die Wirtschaftsförderungen auf regionaler Ebene Spezialkompetenzen, Dienstleistungen und Förderinstrumente bereit, die die Leistungsfähigkeit vor Ort komplettieren und die Branchenschwerpunkte im Wirtschaftsraum mit besonderer Gründungs- und Wachstumsunterstützung befördern.
Ein weiteres gutes Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit im Bereich Sanierungsberatung. Ein Unternehmen mit drohenden Liquiditätsschwierigkeiten hat dadurch die Gelegenheit, mit seinem Ansprechpartner direkt am Ort seines Unternehmenssitzes erste Möglichkeiten zur Problemlösung zu eruieren – dieser ist mit den örtlichen Gegebenheiten schließlich am besten vertraut. Sind jedoch tiefer gehende betriebswirtschaftliche Analysen oder auch eine umfängliche Sanierungsberatung notwendig und möglich, wird die regionale Wirtschaftsförderung hinzugezogen. In einem umfassenden Prozess mit allen beteiligten Unternehmen, Banken, möglichen Gläubigern und Steuerberatern wird eine pragmatische Lösung erarbeitet mit dem Ziel, das Unternehmen am Markt zu halten. Dieses Vorgehen hilft insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen, die mangels wirtschaftlicher Attraktivität eines solchen Falls am Markt keine Unterstützung finden und zumeist Insolvenz anmelden müssten. Eine Erfolgsquote von 70 Prozent von Unternehmen, die so am Markt gehalten werden konnten, unterstreicht das Potenzial dieses Netzwerkes.
Immer wieder werden so in der Region Hannover zukunftsweisende, innovative Wege beschritten, um den aktuellen Entwicklungen und Problemlagen zu begegnen – denn die richtige Antwort im globalen Wettbewerb kann nur eine starke Regionalisierung sein.
Die Region Hannover ist aber mehr als nur ein starker Wirtschaftsstandort: Sie hat auch eine hohe Lebensqualität mit einer großen Anzahl bedeutender Freizeit- und Kulturangebote. Eine hervorragende Oper, eine vielfältige Theaterlandschaft und Museen wie das Sprengel Museum oder die Wilhelm-Busch-Gesellschaft sind nur einige Beispiele dafür. Nicht vergessen werden darf bei dieser Aufzählung auch der Zoo. Der gut ausgebaute Nahverkehr sorgt dafür, dass diese Angebote sehr gut erreicht werden können und auch der Schritt von einem städtischen Lebensraum ins Grüne – und umgekehrt – jederzeit möglich ist.