Jean Paul Getty, der 1976 verstorbene amerikanische Ölmagnat und Kunstmäzen hat es einst auf den Punkt gebracht: „Es gibt nur einen einzigen Weg, sich ein echtes Vermögen aufzubauen: Man muss sein eigenes Unternehmen gründen.“ Bei dieser Aussage ging es Getty wohl weniger um eine entprechende Rechtsform als vielmehr um die richtige Geisteshaltung. Denn unternehmerisches Denken und Handeln ist eine unverzichtbare Voraussetzung für Erfolg – nicht nur im geschäftlichen, sondern auch im privaten Bereich, wenn es um bestmögliche Lösungen für das Vermögen geht.
Der Terminkalender eines Unternehmers ist fast immer randvoll. Entscheidungen für das Privatvermögen müssen häufig delegiert werden – und das gerade in zunehmend unsicheren Zeiten, in denen das Managen des Vermögens einer erhöhten Aufmerksamkeit bedarf. Bei stark schwankenden Märkten, zunehmender Inflation und historisch niedrigem Zinsniveau wird aber schon der reale Vermögenserhalt bereits zum Fulltimejob. Hinzu kommt, dass es insbesondere bei Familienunternehmen zahlreiche Wechselwirkungen zwischen der unternehmerischen und der privaten Seite gibt. Hier erweist sich die strategische Ausrichtung des Vermögens als doppelte Herausforderung, da überzeugende Lösungen mit ganzheitlicher Perspektive sowohl für persönliche als auch betriebliche Aspekte gefunden werden müssen.
Schnittstellen zwischen privatem Vermögen und unternehmerischem Finanzmanagement finden sich beispielsweise beim Liquiditätsmanagement, bei Investitionsfinanzierungen, unternehmerischen Beteiligungen, Immobilieninvestments, Betriebsimmobilien, Gesellschafterdarlehen, Pensionsrückstellungen und natürlich bei Nachfolge- und Stiftungsthemen. Hier setzt im Idealfall die Doppelbetreuung ein, die einen entscheidenden Mehrwert für Unternehmer bietet. Unter Berücksichtigung von Schnittstellen und Wechselwirkungen können private und geschäftliche Vermögensaspekte erfasst und gezielt aufeinander abgestimmt werden. Eine durchdachte Doppelbetreuung ist die Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Allokation aller Vermögensbestandteile eines Unternehmers.
Mit der richtigen Finanzierung Investitionen optimieren. Eine von mehreren Parallelen zwischen privatem Vermögen und geschäftlichen Finanzen stellt beispielsweise die Finanzierung dar: Soll das Vermögen mit eigener Liquidität oder durch Aufnahme von Fremdkapital ausgebaut werden? Mit Fremdkapital lassen sich Investitionen unabhängig von eigenen Mitteln durchführen. Klares Argument für diese Variante ist, dass die Rendite auf das vorhandene Eigenkapital, die sogenannte Eigenkapitalrentabilität, gesteigert wird. Ein Vorteil, den viele Unternehmen nutzen. Dem stehen die Zins- und Tilgungsverpflichtungen aus der Kreditaufnahme gegenüber, welche die finanzielle Flexibilität einschränken. Deswegen ist das entscheidende Kriterium für den erfolgreichen Einsatz von Fremdkapital, dass die Gesamtrendite einer Investition immer höher ist als deren Finanzierungskosten. Diese Voraussetzung ist durch das aktuell niedrige Zinsniveau häufig gegeben. Es empfiehlt sich daher, eine Finanzierung mit Fremdkapitalanteil gerade jetzt zu prüfen und zu nutzen.
Bei Finanzierung vollständig auf Basis von Eigenkapital gilt es zu beachten, dass dieses als „Puffer“ im Bedarfsfall möglicherweise fehlt. Unabhängig davon kann der Einsatz von Eigenkapital auch erforderlich sein, weil nur unter dieser Voraussetzung benötigte Fremdmittel für ein Investitionsvorhaben bereitgestellt werden. Schon dieser kurze Überblick zeigt, dass es keine Patentrezepte für die richtige Finanzierungsform gibt. Bei Unternehmen ist dies immer abhängig von der Finanzsituation, den Auswirkungen auf die Bilanz sowie von Finanzierungszeitraum, -volumen und -zweck, von der erwarteten Investitionsrendite sowie nicht zuletzt von steuerlichen Aspekten. Bei Investitionen im privaten Bereich sind einige Punkte zu beachten: Hier bestehen insbesondere beim Erwerb von fremdvermieteten Immobilien vielfältige Möglichkeiten, die Rendite auf die eingebrachten Eigenmittel durch die richtige Mischung von Fremd- und Eigenkapital zu optimieren. Zum einen, wird dadurch das Vermögen für eventuelle weitere Investitionen geschont und zum anderen führt Fremdkapital über die Anrechnung der Schuldzinsen zu erhöhten Investitionskosten und kann damit steuerliche Auswirkungen haben. Auch das aktuell günstige Zinsniveau bietet optimale Bedingungen, um mit Fremdkapital in den Ausbau des Privatvermögens zu investieren oder für Anschlussfinanzierungen von laufenden Darlehen vorzeitig Zinsen zu sichern.
Stresstest für das Vermögen. Die Risikomentalität der deutschen Unternehmer ist aktuell überwiegend konservativ, da uns die Euro-Krise in Atem hält und die Volatilität der Märkte hoch ist. Daher steht als Primärziel oftmals im Fokus, Risiken weitestgehend zu meiden und das Privatvermögen zu erhalten. Das ist aber angesichts des extrem niedrigen Zinsniveaus und steigender Inflationsrate eine durchaus herausfordernde Aufgabe. Zu lösen ist sie nur mit einem wirksamen Risikomanagement. In der Commerzbank-Vermögensverwaltung beginnt das aktive Risikomanagement bereits bei der ersten Strukturierung eines Kunden-Portfolios. Um die Frage “Was wäre, wenn?” beantworten zu können, bedarf es eines individuellen Stresstests für das Vermögen als Bestandteil eines aktiven und systematischen Risikomanagements, dem sich die Commerzbank als konservativer Vermögensverwalter verpflichtet hat. Mögliche Fragestellungen könnten sein, “Wie würde sich mein Portfolio in einer Situation wie zum Beispiel der Japan-Krise vom März 2011 entwickeln und wie würde es beim Platzen einer Blase ähnlich des Zusammenbruchs des neuen Marktes – der sogenannten Dotcom-Blase – von 2000 reagieren?” Diese Frage stellen sich nicht nur institutionelle Anleger. Die Identifikation und Bewertung möglicher Risiken ist Ausgangspunkt für die aufwändige Simulation von historischen und hypothetischen Extremszenarien und ihren Auswirkungen auf die Wertentwicklung der verwalteten Kundendepots der Commerzbank Vermögensverwaltung. Im Rahmen eines solchen Stresstests werden mögliche Risiken wie Marktpreisrisiko, Liquiditätsrisiko und Emittentenrisiko durchleuchtet. Damit ist jederzeit der Überblick über alle Vermögensbestandteile und deren Risikoanfälligkeit gewährleistet. So können Entscheidungen im Vorfeld objektiv und weitestgehend rational getroffen werden, bevor ein akuter Handlungsbedarf durch das Eintreten einer unvorhergesehenen Situation entsteht.
Eine verantwortungsvolle Vermögensverwaltung beschränkt die Betrachtung der Risiken aber selbstverständlich nicht auf den Zeitpunkt der Portfolio-Konstruktion; das Risikomanagement wird vielmehr zum integrierten und zentralen Baustein im gesamten Investment- und Portfoliomanagement-Prozess. Mit maschinellen Prüfprozessen und computergestützten Simulationstechniken werden die Portfoliostrukturen und Transaktionen sowie die Einhaltung der individuellen Anlagerichtlinien ständig überwacht. Diese Infrastruktur trägt dazu bei, dass die Vermögensverwalter gerade bei sich anbahnenden Extremsituationen einen entscheidenden Informationsvorsprung nutzen können und durch die transparente Struktur und Produktumsetzung flexibel und zielgerichtet agieren können. Schalten die internen Risikoampeln auf rot, können die Portfoliomanager unmittelbar beispielsweise die Aktienquote deutlich reduzieren oder sogar alle risikobehafteten Titel verkaufen.
Starke Wertschwankungen gehören zur neuen Realität heutiger Kapitalmärkte. Und trotz bester Risikoinstrumente können auch Vermögensverwalter Schwächephasen sowie ausgewachsene Krisen von morgen nicht punktgenau vorhersagen. Mithilfe eines aktiven Risikomanagements sind sie zumindest sehr gut vorbereitet, das Vermögen ihrer Kunden vor den negativen Folgen bestmöglich zu schützen. Gerade auch bei mehreren Depots empfiehlt sich somit eine ganzheitliche Betrachtung, um eventuelle Klumpenrisiken zu erkennen und zu beheben.
Ein größeres Vermögen gewährt nicht nur Freiräume, sondern stellt auch hohe Anforderungen an dessen Verwaltung. Die jüngsten Krisen haben es mehr als deutlich gemacht: ”Buy and hold” hat als bequeme Strategie ausgedient. Notwendig ist vielmehr eine zeitintensive Auseinandersetzung mit gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen und einer immensen Produktvielfalt. Gerade in herausfordernden Marktsituationen bietet eine auf die Kundenbedürfnisse zugschnittene, individuelle Vermögensverwaltung den entscheidenden Vorteil: Anleger sparen mit der Delegation ihrer Anlageentscheidung nicht nur wertvolle Zeit, ihr Vermögen profitiert auch von der überlegenen Geschwindigkeit der Vermögensverwalter. Denn in diesem wirtschaftlichen Umfeld sind Flexibilität und schnelle Reaktionen der Schlüssel, um ungünstigen Marktentwicklungen rechtzeitig entgegenwirken zu können.
Der 1960 im westfälischen Rheine geborene Autor ist Bereichsvorstand Wealth Management der Commerzbank AG. Zuvor war der gelernte Bankkaufmann, der 2006 zur Commerzbank wechselte, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG, Region Berlin. Holtkemper ist verheiratet und hat drei Kinder.