Wirtschaftskraft und ländliche Idylle in starker Kombination – gibt es das?
Die östlich der Metropole München gelegene Region des Städtebundes Inn-Salzach mit den Städten Altötting, Aschau a. Inn, Burgkirchen a. d. Alz, Garching a. d. Alz, Mühldorf a. Inn, Neumarkt-Sankt Veit, Töging a. Inn sowie Eggenfelden ist der beste Beleg dafür.
Die Wirtschaftsregion Inn-Salzach wird durchzogen von den Flüssen Inn und Salzach. Getreu ihrem Motto „mittendrin“ ist die Region östlich von München – im Zuge der EU-Osterweiterung – näher in das Herz der Europäischen Union gerückt. Rund 230.000 Menschen leben in dem Zentrum des Städtedreiecks München, Passau und Salzburg; etwa 70.000 arbeiten in den angesiedelten Unternehmen.
Geballte Wirtschaftskraft, traditionell bayerische Kultur sowie weitläufige Naturgebiete machen die Region aus. Angetrieben von dem Wirtschaftsmotor der chemischen Industrie, sind die Sektoren Maschinenbau, Elektrotechnik, Kunststoff, Automobilzulieferung sowie Nahrungsmittel im Ballungsgebiet ebenfalls stark vertreten.
Das über die Grenzen Bayerns hinaus bekannte Chemiedreieck hat sich auch international etabliert. Der Städtebund Inn-Salzach pflegt insbesondere eine gute Beziehung zu Russland, manifestiert durch den Abschluss eines Partnerabkommens mit dem Verwaltungskreis Nord-Osten der Stadt Moskau.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Dreieck zu einem Dreh- und Angelpunkt der deutschen Chemiebranche herangewachsen. Rund 30 Unternehmen erwirtschaften hier jährlich einen Um-satz von etwa acht Milliarden Euro.
Der Industriepark Werk Gendorf bildet den Schwerpunkt des Dreiecks. In den 90er Jahren ist die „Fabrik im Grünen“ aus einem ehemaligen Werkstandort des Hoechst-Konzerns entstanden. Insbesondere im Bereich Chemie und Pharma tätige Unternehmen haben sich im Raum Burgkirchen niedergelassen. Mehr als 20 Betriebe haben auf über zwei Quadratkilometern ihre Standorte aufgebaut.
Hier stimmt die Chemie. Die kurzen Wege zu Unternehmen der gleichen Branche machen die Attraktivität des Standortes aus und ermöglichen eine spezielle Art der Ausbildung. Eine duale Ausbildung im Bildungszentrum des Industrieparks sowie parallel in den nahegelegenen Firmen vermittelt jungen Menschen vielseitige Branchenkenntnisse und ein Kennenlernen der Abläufe in den unterschiedlichen Betrieben.
Clariant, Linde oder Klöckner Pentaplast sind nur einige bekannte Namen, die sich in der Industrie-Stadt angesiedelt haben. Ebenso bedeutungsvoll für die florierende Industrie sind junge, innovative Unternehmen wie die LambdaChem GmbH & Co. KG. Das Start-up wurde ursprünglich als Studentenprojekt an der Ludwig-Maximilians-Universität ins Leben gerufen und belegte den ersten Platz bei dem Münchner Business Plan Wettbewerb 2003. In den Jahren 2004 und 2005, unterstützt durch das Gründerprogramm der LMU „Flügge“, entdeckte das Unternehmen eine Lücke auf dem Markt der Kunststoffe mit Leuchteffekten. Beispielsweise entwickelten die Jungunternehmer einen innovativen Plagiatschutz gegen die wachsende Produktpiraterie.
„Made In(n)-Salzach“ – auch das produzierende Gewerbe leistet seinen Beitrag zur Wirtschaftskraft der Region. Über 4.000 mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe beschäftigen etwa 16.000 Arbeitnehmer. Insgesamt erwirtschaften sie jährlich rund 1,75 Milliarden Euro. Auf Grund der hohen Qualitätsansprüche der Industrie haben sich die Handwerksbetriebe durch eine Steigerung der Leistungen angepasst: „Qualität, die überzeugt“; so wirbt die Region. Zu Recht: Zahlreiche ansässige Unternehmen sind nach europäischen Normen in den Bereichen Qualität, Umwelt und Arbeitssicherheit zertifiziert.
Die infrastrukturelle Anbindung zu industriellen Betrieben sowie die Nähe zu Österreich haben dazu geführt, dass viele Handwerksbetriebe sich auch international behaupten können. Insbesondere gilt dies für die Sektoren Hoch- und Tiefbau, Industrieanlagen- und Maschinenbau, Behälterbau, Elektrotechnik, Wärme- und Kältetechnik und im Rohrleitungsbau. Doppelt so viele Patente wie im Bundesdurchschnitt werden jährlich allein im Landkreis Altötting angemeldet, was die Innovationsbereitschaft der produzierenden Betriebe unterstreicht.
Mit mehr als 30.000 Beschäftigten ist der Handels- und Dienstleistungssektor eine wichtige Säule der Wirtschaft mit wachsender Bedeutung. Als Folge einer hohen Kaufkraft konnte in den letzten zehn Jahren ein starker Beschäftigungszuwachs verzeichnet werden. Im Dienstleistungsbereich gab es einen Anstieg der Arbeitsplätze um über 60 Prozent. Die Dienstleistungs-Unternehmen haben sich nach den Bedürfnissen der regionalen Betriebe ausgerichtet und bieten einen individuellen Service. Die Leistungspalette reicht von Transport, Informationstechnologie über Versicherungsleistungen bis hin zu Werbung und Bildungsangeboten.
Um die Kooperationen zwischen den angesiedelten Unternehmern zu stärken, wurde von dem Städtebund Inn-Salzach der Unternehmer-Dialog initiiert. Im Jahr 2004 startete die Veranstaltungsreihe, bei der wechselnde Gastgeber Fachvorträge und Betriebsrundgänge präsentieren. In diesem Rahmen stehen der Erfahrungsaustausch, das bessere Kennenlernen der umliegenden Unternehmen sowie das Knüpfen von Kontakten im Vordergrund. Vier Mal im Jahr findet der Unternehmer-Dialog statt.
Die Möglichkeiten des ländlichen Raums nutzend, profitieren die angesiedelten Unternehmen von der Großstadtnähe und somit von einer optimalen logistischen sowie verkehrstechnischen Infrastruktur. Dazu zählen Verbindungen durch die internationalen Flughäfen München und Salzburg, ein ausgeprägtes Bahnnetz, schneller Zugang zu den anliegenden Autobahnen sowie das Messegelände in München.
Der Slogan des Städtebundes „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“ spiegelt das Zusammenwirken von Wirtschaft, Tourismus und Natur wider, die sich in der Wirtschaftsregion zu einer kraftvollen Kombination vereinen. Eingebettet in weitläufige Landschaften und Wald, offeriert die Region eine hohe Lebensqualität: Eine gewachsene kulturelle Struktur sowie diverse Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten tragen dazu bei. Ob Radausflüge, ausgiebige Wanderungen in der freien Natur, Golfpartien oder Urlaub auf dem Bauernhof: Die Region bietet umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten für Urlaubsuchende genauso wie für den Freizeitvertreib der Anwohner.
Zwischen den historischen kleinen Städten der Umgebung finden die Besucher viel Grün- und Ackerland, Wälder, beschauliche Dörfer mit Bauernhöfen oder künstlerisch gestaltete Kirchen und Klöster. Kunstvoll verzierte Bürgerhäuser mit roten Dächern oder heimelige Laubengänge auf gemütlichen Stadtplätzen prägen den typischen Baustil der Region zwischen Innsbruck und Passau. In diesem Gebiet wird die bayerische Tradition intensiv gelebt. Nur eine Autostunde von München entfernt finden Besucher ein echtes Stück Oberbayern.
Dabei ist die Geistlichkeit als fester Bestandteil integriert. Der kleine Ort Marktl ist mit dem Geburtshaus des Papstes Benedikt XVI. vor allem Pilgern bekannt und wird viel besucht.
Diese besondere Verbundenheit des Papstes mit der Umgebung zwischen Inn und Salzach war Anlass für die Widmung des „Benediktweges“. Ausgangspunkt des 248 Kilometer langen Pilgerweges ist die „Papstlinde“, die 1980 von Papst Johannes Paul II. auf dem Bruder-Konrad-Platz von Altötting gepflanzt wurde. Auch ein Teil des Jakobsweges verläuft durch die mittelalterliche Stadt. Diese hat sich als eine von acht Städten fest in dem Städtebund der Region etabliert.
Altötting gilt bereits seit über 1.250 Jahren als geistliches Zentrum Bayerns. Seit mehr als 500 Jahren ist die Stadt der bedeutendste Marienwallfahrtsort Deutschlands. Der Papst verlieh der Stadt im Jahr 2008 die „Goldene Rose“. Als erstes deutsches Marienheiligtum wurde Altötting mit dieser hohen päpstlichen Auszeichnung geehrt. Jährlich pilgern über eine Million Gläubige zu der „Schwarzen Muttergottes“ in der Gnadenkapelle.
Mit allen Facetten stellt die Region des Städtebundes Inn-Salzach ein typisches Stück Bayern dar, einen kraftvollen Wirtschaftsraum in der Europäischen Metropolregion München. Sie ist ein Beleg für wirtschaftlichen Erfolg im ländlichen Raum.
Der 1948 geborene Autor ist seit 1978 im Stadtrat und seit 1984 im Kreistag tätig. Er arbeitete im gehobenen Dienst beim Landratsamt Altötting, bevor er 1990 zum ersten Bürgermeister der Stadt Mühldorf a. Inn gewählt wurde. Seit 2003 ist er Stellvertreter des Landrats. Zudem engagiert er sich als Bezirksvorsitzender der kreisangehörigen Verbandsmitglieder in Oberbayern im Bayerischen Städtetag.