Deutsche Messen schaffen Wachstum. Auf rund 23,5 Milliarden Euro schätzen Experten die gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekte – fast so viel wie der Etat des Bundesverkehrsministers für das Jahr 2011. Messen sichern allein durch die Organisation von Veranstaltungen rund 226.000 Arbeitsplätze. All das ist möglich, weil Deutschland eine Vorreiterrolle auf dem weltweiten Messemarkt spielt.
Jedes Jahr kommen bis zu zehn Millionen Besucher zu den 150 internationalen Messen in unser Land, auf denen mehr als 160.000 Aussteller ihre neuesten Produkte und Technologien vorstellen. Deutschland ist das Messeland Nummer 1 weltweit. Zwei Drittel der international wichtigsten Messen finden hier statt. Das Angebot umfasst alle Branchen – von den traditionellen deutschen Stärken wie Automobil- und Maschinenbau über Information- und Telekommunikation bis hin zur Buch- und Kunstbranche. Mit 20 Prozent internationalen Besuchern – unter den Fachbesuchern reisen sogar 30 Prozent aus dem Ausland an – ist die globale Struktur des deutschen Messemarktes ein herausragendes Merkmal und zugleich ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Der Business-to-Business-Bereich nutzt jährlich mehr als 10.000 Kongresse und Tagungen als Kommunikationsplattformen, an denen rund 2,5 Millionen Besucher teilnehmen. Eine wertvolle Ergänzung bilden die vielen regionalen Fach- und Verbraucherausstellungen auf einer bundesweiten Hallenfläche von rund 2,75 Millionen Quadratmetern. Messen bündeln die Innovationskraft, treiben Ideen voran und gestalten die globalen Zukunftstrends aktiv mit – drei herausragende Fakten, die Deutschlands Rolle als weltweit führender Messestandort auch in Zukunft sichern werden.
Doch der Motor des Erfolgs ist die Kommunikation: Die Verzahnung von Ausstellern, Besuchern und Messeveranstaltern ist hierzulande einzigartig und ermöglicht Veranstaltungskonzepte exakt am Puls der Zeit. Denn Messen müssen heute viel mehr sein als reine Leistungsschauen mit Produktvergleichen. Dieses Angebot liefert bereits in hohem Umfang das World Wide Web. Es sind vor allem die persönlichen Kontakte zwischen Veranstaltern, Ausstellern und Besuchern, die eine Messe erfolgreich und zum Trendbarometer für die Branche machen.
Begleitende Plattformen wie Fachkongresse oder Symposien spielen zusätzlich eine wichtige Rolle für den Erfolg und gehören zum festen Programm deutscher Messen. Hier präsentieren Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Forschungsergebnisse und Zukunftsperspektiven, das liefert den Besuchern neue Ideen.
Ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Konzept und die globale Zugkraft, die von deutschen Messen ausgeht, ist seit mehr als 60 Jahren die HANNOVER MESSE. Das Konzept aus einer Vielzahl internationaler Leitmessen schafft für Besucher und Aussteller gleichermaßen Synergien. Innovationen ähnlicher Branchen liegen oft nur eine Halle weit entfernt, mehrfache Anreisen sind überflüssig – Smart Efficiency beim Messebesuch. Umfragen zeigen, dass Spezialisierung und Tiefgang bei den einzelnen Leitmessen in Kombination mit dem generellen Überblick über industrielle Innovationen auf einem Gelände bei den Fachbesuchern besonders gut ankommen – breite Vielfalt mit Tiefgang wird gesucht und in Hannover gefunden.
Zusätzlich stellt die Deutsche Messe mit dem Partnerland-Konzept jedes Jahr eine Nation in den Vordergrund, deren Teilnehmer nach dem weltweit wichtigsten Technologieereignis mit vollen Auftragsbüchern und Auftragseingängen in Milliardenhöhe nach Hause reisen. Korea erzielte mit seinem Messeauftritt als Partnerland ein Auftragsvolumen von rund 1,7 Milliarden US-Dollar und baute seine wirtschaftlichen Beziehungen stark aus.
Unterstützt wird erfolgreiche Messearbeit durch das Internet. Doch es wäre ein Fehler, dort Inhalte anbieten zu wollen. Die Stärke einer Messe ist die Herstellung von individuellen Kontakten und Verbindungen. Das tut die Deutsche Messe AG jetzt auch im Internet. Wir reichern unsere Millionen von Besucherdatensätze mit weiteren Informationen über die Personen an und sind so in der Lage, Kundengruppen zu segmentieren. Das macht die Kontakte für Unternehmen interessant und schafft perspektivisch neue Umsätze. So kommen Anbieter und Nachfrager zusammen, qualifizierte Geschäftskontakte werden ermöglicht.
Was sich im Messeland Deutschland bewährt hat, hat auch große Chancen auf den internationalen Märkten. International Branding ist das Zauberwort. Messemarken werden ins Ausland exportiert und deutsche Messeveranstalter erschließen sich so neue Märkte. So wurden beispielsweise mit einer Automechanika Istanbul, der DOMOTEX Middle East oder der CeBIT Australia erfolgreiche Veranstaltungskonzepte ins Ausland getragen. Das stärkt wiederum die deutsche Wirtschaft, denn mancher Aussteller kommt früher oder später auch auf die ursprüngliche Messe und bringt neue Ideen mit.
Die Deutsche Messe AG ist dafür auch personell gut aufgestellt. 850 Beschäftigte, organisiert in acht internationalen und fünf deutschen Tochtergesellschaften, sind in mehr als 110 Ländern der Erde aktiv. Sie verfügen über ein starkes Netzwerk und schaffen die Voraussetzungen für erfolgreiche Veranstaltungen. Zusätzlich sind bereits im Vorfeld einer Messe die Aussteller über Beiräte aktiv in die Planung der Veranstalter eingebunden. Die ermittelten Besucherinteressen fließen so direkt in die Konzeption ein.
Längst verleihen Messen auch dem Arbeitsmarkt neuen Schub. Bewerber können nirgendwo so leicht ihre potenziellen Arbeitgeber in einem praxisorientierten Umfeld kennen lernen – und umgekehrt. Beide Seiten können sich ungezwungen präsentieren und persönlichen Kontakt aufnehmen. Gerade bei jungen Menschen springt häufig der Funke der Begeisterung beim Erleben von Hightech-Produkten und innovativen Technologien über – der Grundstein für berufliche Karrieren.
Und wie sieht der Messemarkt der Zukunft aus? Reale Messen wird es immer geben. Doch durch die immer stärkere Vernetzung der Menschen über das Internet und die schnelle Weiterentwicklung des technischen Know-hows werden sich die Ausstellungsformen verändern.
Mit Simulationen und modernsten Präsentationstechnologien können Unternehmen die Messebesucher auf neue Art begeistern und ihr Interesse wecken. Gerade Firmen, deren Produkte schwer abzubilden sind, etwa aus der Energie-, Flug- oder Kommunikationsbranche, profitieren vom Einsatz virtueller Techniken. Sie können ihre Leistungen erlebbar und damit leichter verständlich machen.
Der Ersatz von physischen Veranstaltungen durch virtuelle Welten ist jedoch ein realitätsfernes Szenario. Denn Vertrauen und Kundenbindung können nur über persönlichen Kontakt entstehen – und das gelingt auf Messen besonders gut. Das bestätigt auch die repräsentative Umfrage zu Messetrends unter 500 deutschen Unternehmen des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA): Nach der eigenen Firmenwebsite sind Messebeteiligungen das wichtigste Instrument im Marketing-Mix.
Zukunftsforscher prognostizieren zudem eine Verlagerung der weltweiten Nachfrage- und Angebotsströme. In den nächsten Jahren wird nach Einschätzungen der AUMA die Nachfrage auf den asiatischen und osteuropäischen Märkten deutlich steigen. Das spiegelt sich bereits in den Entwicklungen des Bruttosozialproduktes einzelner Länder wider.
Auf diese Wachstumsimpulse sind der gesamte Messemarkt und insbesondere die Deutsche Messe AG gut vorbereitet, zum Beispiel mit der CeMAT Asia in Shanghai, der Energy India in Mumbai oder der CeBIT Eurasia in Istanbul. Gemeinsam mit den Mitarbeitern vor Ort werden diese Veranstaltungen speziell an die kulturellen und wirtschaftlichen Bedürfnisse angepasst und stetig weiterentwickelt. Gleichzeitig ermöglichen die neuen Kontakte auch wertvolle Synergieeffekte für das deutsche Messegeschäft.
Die Gegenwart und die Zukunft der Messewirtschaft sehen daher sehr vielversprechend aus. Die facettenreichen und dynamischen Kommunikations- und Vertriebsplattformen des Messestandortes Deutschland werden für die inländische und die globale Wirtschaft ein wichtiger Katalysator bleiben – und weiter Wachstum schaffen.
Der Autor ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. Von Fritsch begann seine Karriere nach Bankkaufmannslehre und Jurastudium als Assistent des Bahnchefs Heinz Dürr. 1996 übernahm er Führungsaufgaben bei der DB Cargo AG. Nach Tätigkeiten bei der Berlin Partner GmbH kehrte er 2003 zur Bahn zurück und war bis zu seinem Messe-Antritt Vorsitzender der DB Regio AG, Regionalleitung Nord.