Das Jazzinstitut wurde 1990 gegründet, nachdem die Stadt in den 1980er Jahren die Sammlung des Rundfunkredakteurs, Produzenten und Jazzexperten Joachim Ernst Berendt übernommen hatte. Zu Berendts Schallplatten, Büchern, Zeitschriften, Fotos und anderen Dokumenten über die hundertjährige Geschichte des Jazz kamen bald weitere Sammlungen, die das Jazzinstitut zum größten öffentlichen Jazzarchiv in Europa machen – und zum drittgrößten weltweit.
Im Großen und Ganzen agiert das Jazzinstitut auf drei Ebenen. Lokal, also in Darmstadt und Umgebung, ist es etwa für die Konzerte im historischen Gewölbekeller des Kavaliershauses bekannt, der eine exzellente Akustik besitzt. Aber auch für die „Jazz Conceptions“, einen einwöchigen Sommerworkshop, den das Institut jährlich zusammen mit dem Kulturzentrum Bessunger Knabenschule veranstaltet. National wird das Jazzinstitut als eine Einrichtung geschätzt, die unabhängig über die Struktur einer überaus kreativen Szene Bescheid weiß, als Servicepartner für Musiker, Veranstalter oder Kulturverwalter. International hat sich das Institut einen Ruf als eine der wichtigsten Anlaufstellen für die Jazzforschung gemacht.
Im Verweben dieser drei Ebenen – regionaler Kulturarbeit, nationaler Lobbyarbeit und internationaler wissenschaftlicher Arbeit – leistet das Jazzinstitut seit 20 Jahren eine weithin beachtete Arbeit. Selbst Forscher im Geburtsland des Jazz, in den USA, wenden sich immer wieder nach Darmstadt, um von hier kompetente Hilfestellung zu erhalten.

Das Jazzinstitut Darmstadt versucht also einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Serviceleistung für eine von der ehrenamtlichen Arbeit vieler lebende Musik und sorgfältiger Dokumentation musikalischer Entwicklungen aus Vergangenheit und Gegenwart, zwischen regionaler Kulturarbeit und internationalem Diskurs. Das Institut arbeitet allerdings nicht im sprichwörtlichen Elfenbeinturm. Besucher sind gern gesehen.
Dr. Wolfram Knauer leitet seit 1990 das Jazzinstitut Darmstadt, lehrte daneben an mehreren deutschen Hochschulen und Universitäten. Er organisiert alle zwei Jahre das Darmstädter Jazzforum, ist Herausgeber der Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, sitzt im Herausgebergremium der internationalen Fachzeitschrift Jazz Perspectives und ist Autor etlicher wissenschaftlicher Beiträge in Büchern und Fachzeitschriften. Im Frühjahr 2008 lehrte er als erster nicht-amerikanischer Louis Armstrong Professor of Jazz Studies an der Columbia University in New York.