Der Blick auf die Millionenmetropole Berlin versperrt bisweilen den Blick auf die beachtlichen Entwicklungen in Brandenburg. Insbesondere der industrielle Standort um die Bundeshauptstadt ist beständig im Wachstum.
2015 feiert das wiedervereinte Deutschland sein 25. Jubiläum – und das Bundesland Brandenburg feiert zugleich den 25. Jahrestag seiner Wiedergründung. Gleich zwei Anlässe zur Freude in Deutschlands Hauptstadtregion. Aber Brandenburg hat noch einen weiteren Grund sich zu freuen: Die Wirtschaft im Land brummt, internationale Unternehmen siedeln sich an oder erweitern ihre Standorte und im Mittelstand werden neue Technologien entwickelt. Treiber dieser Entwicklung ist die Industrie. Das überrascht nicht, denn das Land Brandenburg zieht sich wie ein breiter Industriegürtel um die Metropole Berlin. Bestens angebunden durch den Autobahnring und davon sternförmig ausgehende Autobahnachsen. Über sie sind alle Brandenburger Regionen bestens angebunden – und von ihnen aus die wichtigen europäischen Wirtschaftsräume schnell zu erreichen.
„Industrie erlebt Renaissance in Brandenburg“ – so titelte eine renommierte Brandenburger Tageszeitung nach der Vorstellung des Jahresergebnisses 2014 der brandenburgischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB). Das Ergebnis der Brandenburger Wirtschaftsförderer fällt eindeutig aus: Jeder zweite der mit den von der ZAB betreuten Unternehmensprojekten verbundene Arbeitsplatz entfiel auf die Industrie. Beim Investitionsvolumen von insgesamt 824 Millionen Euro nehmen Industrieprojekte sogar einen Anteil von zwei Dritteln ein. Dahinter stehen quer durch alle Regionen des Landes wichtige Neuansiedlungen und Firmenerweiterungen. Neu in die deutsche Hauptstadtregion gekommen sind beispielsweise die Fabrik eines deutschen Brandschutzspezialisten oder die Produktionsstätte des kanadischen Automobilzulieferers Proseat direkt am Standort der BASF im Süden Brandenburgs, der Lausitz. Der ZF-Konzern erweitert die Getriebeproduktion am Standort Brandenburg an der Havel und der internationale Pharmazie-Konzern Takeda seine Tablettenproduktion in Oranienburg, nördlich von Berlin. Damit setzt sich in Brandenburg der Aufwärtstrend in der Industrie fort.
25 Jahren nach der Deutschen Einheit hat sich Brandenburg zu einem modernen Qualitätsstandort der innovativen Industrien mit hoher internationaler Attraktivität entwickelt – dreimal in Folge ausgezeichnet als dynamischste Wirtschaftsregion Deutschlands! „Stärken stärken“, die wirtschaftspolitische Strategie des Landes, hat diesen Aufschwung zielgerichtet unterstützt. Stärken stärken bedeutet, die Schwerpunkte der Wirtschaftsförderung regional und auf die 15 stärksten Wachstumskerne und sektoral auf die Erfolg versprechendsten Branchen zu setzen, wie beispielsweise Automotive, Luftfahrt, Ernährungswirtschaft, Metall, Kunststoffe und Chemie oder Energietechnik – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Konzentration auf insgesamt neun starke Wachstums-Cluster zahlt sich aus – für die Unternehmen, die Beschäftigten und das ganze Land.
Wie wird diese Entwicklung sichtbar? Machen wir es konkret: Längst hat sich Brandenburg zu einem Automobilland entwickelt – mit Global Playern wie Mercedes oder VW und einer großen Zahl von Zulieferern, die ihrerseits Weltmarktführer sind. ZF etwa, Finow Automotive, Mahle, Schmidt Maschinenbau, die Böllhoff-Gruppe oder Weber Automotive. Ob Getriebe, Kurbelwellen, Innen-Verkleidung oder Karosserie – inzwischen fährt in fast jedem Auto, das auf deutschen Straßen unterwegs ist, ein Stück Brandenburg mit. Ein weiteres Beispiel für Wachstumsstärke und Innovationskraft ist die Luftfahrt-Technik. Mit Firmen wie Rolls Royce, MTU und AneCom AeroTest hat sich südlich von Berlin ein regelrechter „Luftfahrt-Gürtel“ gebildet, ein Kompetenz-Cluster insbesondere für die Entwicklung hochmoderner Triebwerks- und Turbinentechnologien. Inzwischen hat auch Siemens in diesem Gürtel ein Testzentrum für die Erprobung von Gasturbinen und Verbrennungsmotoren errichtet.
Diese positive Entwicklung wirkt wie ein Turbolader. Mit dem Industriewachstum und der günstigen geostrategischen Lage erlebt Brandenburg bereits seit mehreren Jahren auch einen regelrechten Logistik-Boom. Vor allem die Güterverkehrszentren rund um Berlin sowie direkt an der polnischen Grenze in Frankfurt (Oder) brummen. Neue Standorte wie der Elbehafen Wittenberge profitieren vom Hamburger Seehafenhinterlandverkehr oder nutzen wie Forst (Lausitz) mit Zollabfertigung direkt am Standort an der deutsch-polnischen Grenze den günstigen Marktzugang nach Mittel- und Osteuropa. Lagen Brandenburg und Berlin vor 10 Jahren noch im Mittelfeld der deutschen Logistikregionen zählen sie heute zu den Top-Standorten. Die angesiedelten Unternehmen lesen sich wie das Who-is-who der deutschen und europäischen Logistikbranche. Und die Shooting-Stars des Online-Handels wie Amazon oder Zalando kommen mit großen Logistikzentren hinzu.
Der Erfolg der deutschen Hauptstadtregion kommt nicht von ungefähr: Er ist das Ergebnis harter Arbeit. Denn die Brandenburgerinnen und Brandenburger haben sich den Herausforderungen, die mit dem wirtschaftlichen Umbruch im Land nach dem Mauerfall verbunden waren, offensiv gestellt. Nach den schwierigen Zeiten der frühen 1990er bietet Brandenburg heute beste Standortbedingungen für Unternehmen: Über gut ausgebaute Verkehrswege hervorragende Anbindung, Industrie- und Gewerbeflächen in allen Lagen und zu guten Konditionen.
Hinzu kommt ein ganz neuer Unternehmensservice: Als erstes Bundesland bietet Brandenburg ein komplettes Beratungspaket zu Wirtschaft und Arbeit aus einer Hand. Das bedeutet erstklassigen Service zu Fachkräften, Arbeit und Qualifizierung. Das Land hat die Kompetenzen bei der Wirtschaftsförderung ZukunftsAgentur Brandenburg und der Förderbank ILB gebündelt. Gemeinsam bilden sie Brandenburgs „One-Stop-Agency“ für Wirtschaft und Arbeit. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Das kommt gut an bei den Unternehmen. Und ihnen soll dieser Service ja auch helfen – für weiteres Wachstum im Land Brandenburg.
Dr. Steffen Kammradt
Der Diplom-Politikwissenschaftler (geb. 1966) wirkte 1991 bis 1995 leitend im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Berliner Finanzsenator und anschließend als Marketingleiter der Herlitz Falkenhöh AG und der ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH sowie als Pressesprecher des brandenburgischen Wirtschaftsministers. Seit 2008 ist Dr. Steffen Kammradt Geschäftsführer der ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH.