Trotz einer dreifach ungünstigen Ausgangslage – mit einer hohen Exportquote, einer engen Vernetzung mit osteuropäischen Ländern und zahlreichen Zulieferfirmen für den besonders hart getroffenen Automobilsektor – hat Österreich die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 besser bewältigt als viele andere europäische Staaten. Das Krisenmanagement ist uns dank leistungsfähiger Unternehmen und der richtigen Maßnahmen der Konjunkturprogramme gut gelungen. Wir haben die Finanzierung der Unternehmen durch zinsgünstige Kredite und Haftungen gesichert, den Inlandskonsum über eine Steuerreform angekurbelt und durch Instrumente wie die Kurzarbeit gute Rahmenbedingungen geschaffen. So konnten die Betriebe auch wichtige Facharbeiter halten.
All das macht sich nachhaltig bezahlt und wirkt sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Der Standort Österreich ist dank des gut eingeleiteten Strukturwandels krisenfester und kann seine traditionellen Vorzüge noch stärker ausspielen. Diese sind die moderne Infrastruktur, hochwertige Technologien, gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sowie der optimale Marktzugang in die wichtigen Märkte Ost- und Südosteuropas. Österreich bietet politische, soziale und wirtschaftliche Stabilität gepaart mit höchster Lebensqualität.
Trotz guter Rahmenbedingungen müssen wir uns laufend weiterentwickeln und laufend an besseren Strukturen arbeiten. Nur so können wir unsere internationale Konkurrenzfähigkeit weiter ausbauen und bleiben attraktiv für Unternehmensansiedlungen, die Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich schaffen. In diesem Sinne setzen wir auf allen Ebenen Maßnahmenpakete um: Im Rahmen der „Triple-I-Strategie“ des Wirtschaftsministeriums werden Innovationspotenziale gehoben, Investitionen unterstützt und die Internationalisierung gefördert. Parallel dazu forcieren wir die Umstellung auf ein nachhaltiges und effizientes Energiesystem: Als Folge der gezielten Förderung der thermischen Sanierung wird Energie sparsamer eingesetzt, während das neue Ökostromgesetz den massiven Ausbau erneuerbarer Energien forciert und damit neue wirtschaftliche Chancen ermöglicht. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Weiterentwicklung der Familienpolitik. Durch einen Mix aus umfangreichen Geld- und gezielten Sachleistungen unterstützen wir Familien in all ihrer Vielfalt und erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Mit Innovationen zum Erfolg. Für ein leistungs- und wettbewerbsfähiges Österreich sind konkurrenzfähige Technologien und Produkte von entscheidender Bedeutung. Daher unterstützen wir die Entwicklung und marktfähige Umsetzung von Innovationen noch stärker als früher. Über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) bieten wir einen zusätzlichen Innovationsscheck im Wert von 10.000 Euro an, um noch mehr kleine und mittlere Unternehmen zum Einstieg in Forschung und Entwicklung zu motivieren. Dazu kommt ein neuer Technologiescheck im Wert von 1.000 Euro für innovative Gründer. Ebenfalls ausgebaut wird die Förderung für Kreativleistungen über einen Kreativscheck im Wert von 5.000 Euro zur Umsetzung von Innovationen am Markt. Unser Ziel ist es, dass Österreich im EU-Vergleich zum „Innovation Leader“ aufsteigt und die Forschungsquote bis 2020 um einen Prozentpunkt auf 3,76 Prozent steigt. Teil dieser Strategie ist die bereits umgesetzte Erhöhung der steuerlichen Forschungsprämie von acht auf zehn Prozent.
Weiterhin forciert werden auch Investitionen. Das Wirtschaftsministerium unterstützt Unternehmen vor allem über die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) mit Zuschüssen, zinsgünstigen ERP-Krediten und Haftungen. Allein 2011 stellen wir dafür ein Fördervolumen von bis zu einer Milliarde Euro zur Verfügung, wobei 98 Prozent der Förderungen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gehen. Insgesamt lösen wir so ein jährliches Investitionsvolumen von über 2,5 Milliarden Euro aus, wodurch in Österreich rund 8.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 70.000 weitere gesichert werden können.
Mit neuen Produkten in neue Märkte. Der Export ist seit vielen Jahrzehnten ein Wohlstandsgarant und Wachstumstreiber für Österreich. Jeder zweite Euro wird im Export verdient. Im Rahmen der Neuausrichtung unserer Internationalisierungs-Offensive wollen wir uns jedoch sowohl bei den Zielmärkten als auch bei den Produkten diversifizieren, um noch stärker vom enormen Wachstum in Ländern wie China, Indien und Brasilien oder der Schwarzmeer-Region zu profitieren. Bis zum Jahr 2020 soll der Exportanteil der außereuropäischen Märkte von derzeit rund 17 auf 30 Prozent steigen. Auch bei den Produkten schafft eine Diversifizierung neue Chancen. Punkten können österreichische Unternehmen in den neuen Zukunftsmärkten vor allem mit Öko-Innovationen, Hightech-Produkten und wissensbasierten Dienstleistungen – wie zum Beispiel IT- und Online-Services oder hochwertigen Planungsdienstleistungen. Im Rahmen der Internationalisierungs-Offensive werden bestehende Instrumente wie der Besuch wichtiger Branchentreffs und die Teilnahme an Forschungskooperationen genauso unterstützt wie die neuen Exportschecks speziell für kleine und mittlere Unternehmen. Wir helfen damit den Betrieben beim ersten Schritt in den Export, bei der verstärkten Eroberung von Fernmärkten und bei der Vermarktung ihrer technologischen Innovationen im Ausland.
Mehr Ökostrom und Energieeffizienz. Angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima setzt das im Juli 2011 in Kraft getretene Ökostromgesetz die richtigen Schwerpunkte: Wir lösen rund zwölf Milliarden Euro an Investitionen in nachhaltige Technologien aus und stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Ökostrom-Branche. Gleichzeitig ebnet die Novelle den Weg zur Atomstrom-Unabhängigkeit und macht uns wieder zum Stromexporteur. Unterm Strich profitiert Österreich durch mehr Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Sicherheit durch Energieunabhängigkeit. Durch die Ökostrom-Novelle haben wir einen entscheidenden Schritt gesetzt, mit dem wir unsere Spitzenposition in Europa ausbauen und unseren Kindern eine saubere Energiezukunft ermöglichen. Schon jetzt beruhen fast 70 Prozent der österreichischen Stromerzeugung auf Wasser, Wind, Sonne, Biomasse oder Biogas. Durch die Novelle wird der Anteil erneuerbarer Energieträger bis zum Jahr 2020 auf rund 85 Prozent steigen.

orschung und Entwicklung sind dank eines guten Ausbildungniveaus in Österreich wichtige Wirtschaftsfaktoren.
Auf Basis der Energiestrategie Österreich wollen wir nicht nur ein nachhaltiges, sondern auch ein effizientes Energiesystem schaffen. Denn die billigste und umweltfreundlichste Energie ist immer noch die, die man gar nicht verbraucht. In diesem Sinne wollen wir den Bruttoendenergieverbrauch durch zahlreiche Maßnahmen drosseln und bis zum Jahr 2020 auf dem Niveau von 2005 stabilisieren. Wichtige Schritte in diese Richtung setzt zum Beispiel die 2011 neu gestartete Förderoffensive für die thermische Sanierung, deren Finanzierung bis zum Jahr 2014 gesichert ist. Impulse für einen sparsameren Einsatz von Energie wird zudem das für 2012 geplante Energieeffizienzgesetz setzen. Gleichzeitig ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich das öffentliche Bewusstsein für die Vorteile des Energiesparens erhöht.
Neue Angebote im Tourismus. Auch die Tourismusbranche ist eine wichtige Stütze der österreichischen Konjunktur. Dank des laufend verbesserten Angebotes der Betriebe und einer weiter optimierten Infrastruktur wurden auch in der Sommersaison neue Gäste-Rekorde und positive Nächtigungszahlen verzeichnet. Mitentscheidend dafür ist das fokussierte Marketing der Österreich Werbung. Ganz im Sinne der Tourismusstrategie Österreich konzentrieren wir uns in allen Auslandsmärkten auf die wichtigsten österreichischen Alleinstellungsmerkmale Alpen, Donau und Seen sowie Städte und Kultur.
Starke Familien für eine starke Wirtschaft. Weiter erhöhen wollen wir auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Fokus liegt hier auf drei Säulen – auf der finanziellen Unterstützung für Familien durch Kinderbetreuungsgeld und Familienbeihilfe, auf dem Ausbau qualitativ hochwertiger, bedarfsgerechter und erschwinglicher Kinderbetreuungsangebote sowie dem Forcieren einer familienfreundlichen Wirtschaft. Denn in familienorientierten Unternehmen steigt die Motivation, gehen die Krankenstände zurück und verbessert sich die Rückkehrquote aus der Karenz. Daher stärkt der Ausbau der Familienfreundlichkeit auch nachhaltig den Standort Österreich.
Der 1955 geborene Autor ist Bundesminister der Republik Österreich für Wirtschaft, Familie und Jugend. 1980 schloss er sein Studium der Rechtswissenschaften mit dem akademischen Grad des Dr. jur. ab. Dr. Reinhold Mitterlehner war von 1992 bis 2000 Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes und von 2000 bis 2008 Generalsekretär-Stellvertreter der Wirtschaftskammer Österreich.