In Hessen gewinnen Clusternetzwerke an Bedeutung. Heute gibt es hier rund 30 erfolgreiche Kompetenznetzwerke, die Unternehmen und Forschungseinrichtungen in verschiedenen zukunftsträchtigen Branchen und Technologien zusammenführen. Insbesondere die Clusterakteur der hessischen Gesundheitswirtschaft wirken im Verbund daran, Effizienz und Innovationsfähigkeit zu steigern.
Der Standort Hessen ist geprägt durch eine lebendige Clusterlandschaft. Mehr als 30 Kooperationen mit insgesamt 1100 beteiligten Unternehmen listet das vom TechnologieTransferNetzwerk Hessen betriebene und von Hessen Trade & Invest (HTAI) geförderte Portal www.hessen-cluster.de auf. Als Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Landes positioniert und unterstützt HTAI im Auftrag der hessischen Landesregierung den Wirtschafts- und Technologiestandort Hessen, um ihn im nationalen wie internationalen Wettbewerb zu stärken. In der hessischen Clusterlandschaft ist HTAI als Förderer, Partner und Mitinitiator zukunftsweisender Netzwerke aktiv. Deren Bandbreite umfasst die hessischen Stärken in den Bereichen Mobilitäts- und Energiewirtschaft ebenso wie Automotive, Maschinenbau, Medizin und Gesundheit. Die Cluster setzen Impulse für Forschung, technologischen Fortschritt, wirtschaftlichen Wachstum und Beschäftigung in Hessen.
Vor allem Zukunftsbranchen wie die Gesundheitswirtschaft leben von entsprechenden Rahmenbedingungen, um ihre Wirtschaftskraft entfalten zu können. In Hessen findet die Branche ein hervorragendes Innovations- und Investitionsklima vor. So bildeten sich um traditionelle Standorte wie Frankfurt und Marburg, aber auch in Nordhessen, moderne Netzwerke, in denen renommierte Forschungseinrichtungen, innovative Unternehmen und Verwaltung erfolgreich miteinander verknüpft sind. Der „Cluster Integrierte Bioindustrie“ (CIB) Frankfurt, der „rhein-main-cluster chemie & pharma“, der Medizintechnikcluster „timm – Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen“, der Spitzencluster für „Individualisierte ImmunIntervention“ (Ci3) sowie die „Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main“ und die „Gesundheitsregion Nordhessen“ – sie alle fördern die Vernetzung von Unternehmen und Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft.
Jeder Clusterakteur steht für Spitzenleistung – das Zusammenwirken mit anderen schafft Synergien, die den entwickelten innovativen Technologien und Produkten effektiver zum Durchbruch verhelfen. Die in den Clustern gelebte Vernetzung von technologischem mit medizinischem Fortschritt stärkt nicht nur den Wirtschafts- und Technologiestandort Hessen, sondern trägt mit der Umsetzung der Forschungsergebnisse in neue Diagnostika und Therapeutika unmittelbar zu mehr Lebensqualität bei.
Zukunft erschließen. Über Chemie und Pharma hinaus binden die Querschnittcluster der Gesundheitswirtschaft mit der Medizintechnik und der Biotechnologie zwei weitere Schlüsselbranchen ein. Zu den Leuchtturmprojekten auf dem Gebiet der Biotechnologie gehört der von Hessen Trade & Invest getragene „Cluster Integrierte Biotechnologie“ (CIB) Frankfurt, der Technologie und Potenzial der Weißen Biotechnologie erschließt (s. S. ).
Forschungsstark und innovativ. Ein gutes Beispiel ist die personalisierte Medizin. Hier leistet der „Cluster für Individualisierte ImmunIntervention“ (Ci3) hervorragende Arbeit. Er bündelt die in der Rhein-Main-Region angesiedelte Expertise in den Bereichen Arzneimittel, Therapieansätze und Diagnostika mit dem Ziel, Immunintervention international an der Spitze zu etablieren. Im Jahr 2012 hat Ci3 einen großen Schritt nach vorne getan: Das Netzwerk aus mehr als 120 Partnern gewann den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgeschriebenen Spitzencluster-Wettbewerb.
Das damit verbundene Fördergeld von rund 40 Millionen Euro kommt der Arbeit an maßgeschneiderten Therapien von Krebs, Autoimmunkrankheiten und gefährlichen Infektionen zugute. Im Kampf gegen diese Leiden nutzt Immunintervention die genetischen und immunologischen Eigenheiten des Patienten, um eine individuell abgestimmte, zielgenauere und schonendere Behandlung zu ermöglichen. Gleichzeitig reduzieren die innovativen Therapieformen die Entwicklungszeit von Medikamenten und die Behandlungskosten.
Ci3, der von Hessen und Rheinland-Pfalz unterstützt wird, integriert Industrie, Wissenschaft und Politik. Darüber hinaus geben Partner wie die bei Hessen Trade & Invest angesiedelte Aktionslinie Hessen-Biotech inhaltlichen Input und kooperiert eng mit dem Clustermanagement. Mit der „Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main e.V“. ist ein weiteres hessisches Netzwerk im länderübergreifenden Ci3 aktiv.
Gemeinsam stark und effizient. Auch Vertreter der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik setzen sich für die Vernetzung der Gesundheitsbranche am Standort ein. Die „Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main“ will dazu beitragen, dass die Region ihr gesundheitswirtschaftliches Potenzial als eine der stärksten Gesundheitsregionen Deutschlands weiter ausbauen kann. Sie verfolgt das Ziel, die Wege zwischen den Akteuren der Gesundheitswirtschaft zu verkürzen, Kontakte zwischen Wirtschaft und Politik zu fördern und wirbt für eine aktive Gesundheits- und Wirtschaftspolitik.
Wie auf historischem Boden zeitgemäße Cluster gedeihen, zeigt das „rhein-main-cluster chemie & pharma“. Das Netzwerk aus chemischen und pharmazeutischen Industrieunternehmen hat sich am früheren Sitz des einst weltbekannten Chemie- und Pharmakonzerns Hoechst in Frankfurt etabliert. Größe spielt keine Rolle – spezialisierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) agieren gleichberechtigt neben größeren Partnern; alle sind international erfolgreich. Im Verbund wirken sie daran, Effizienz und Innovationsfähigkeit zu steigern, sie suchen aber auch Antworten auf den Fachkräftemangel.
Die Einbindung von KMU gehört zu den Erfolgsfaktoren von Clustern. KMU in innovativen Branchen wie der Gesundheitswirtschaft zeichnen sich nicht nur durch hoch spezialisiertes Know-how aus, sondern auch durch überdurchschnittliche F & E-Quoten. Die hohen Ausgaben unterstreichen sowohl die Innovationskraft als auch das Wachstums- und Beschäftigungspotenzial. Nicht zuletzt aufgrund der intensiven Kooperation zwischen KMU und Großunternehmen hat das Hessische Wirtschaftsministerium das „rhein-main-cluster chemie & pharma“ im Clusterwettbewerb des Landes ausgezeichnet.
Netzwerke für Wissenschaft und Gesundheit. Über das Rhein-Main-Gebiet hinaus gibt es in Mittelhessen, um die Universitätsstädte Gießen und Marburg einen regionalen Cluster mit dem Schwerpunkt Medizintechnik. Das Clustermanagement „Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen“ – kurz: timm – führt Unternehmen, Kliniken und Hochschulen der Region zusammen. Unter dem Motto „Idee trifft Strategie“ tauschen sie Know-how aus, mit dem Ziel, den Prozess von der Idee bis zur Produktreife zu beschleunigen und zu verbessern. Mit dieser Form der Effizienzsteigerung des Wertschöpfungsprozesses stärken sie den Standort Mittelhessen.
Während die beschriebenen Cluster vorwiegend die Potenziale von Wissenschaft und Wirtschaft erschließen, verfolgt der Cluster „Gesundheitsregion Nordhessen“ einen ganzheitlichen Ansatz. Basierend auf den Ressourcen Natur, Kultur und Gesundheitskompetenz wird der Standort im Herzen Deutschlands zur überregional anerkannten Gesundheitsregion entwickelt. Zugleich entwickeln die am Netzwerk beteiligten Institutionen Konzepte, um die medizinische Versorgung der Bürger in Nordhessen nachhaltig zu gewährleisten. Hessen Trade & Invest arbeitet eng mit den Clusterinitiativen zusammen, zum Beispiel bei der Suche nach passenden Netzwerkpartnern oder im Rahmen gemeinsamer Veranstaltung und Projekte. Zudem berät und unterstützt die HTAI interessierte Initiativen und Unternehmen bei der Antragsstellung für EU-Projekte oder bei der Beantragung zur Förderung von strategischen Allianzen.
Der Autor, Naturwissenschaftler und Betriebswirt (MBA), arbeitete nach internationalen Stationen in Forschung und Industrie seit 2002 im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung. Im Juli 2011 wurde er Geschäftsführer der landeseigenen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft HA Hessen Agentur GmbH. Seit Oktober 2012 leitet er auch deren Tochtergesellschaft Hessen Trade & Invest GmbH.