Die diplomatischen Beziehungen Deutschlands mit Afghanistan reichen zurück bis ins Jahr 1919. Seit dieser Zeit besteht in vielen Bereichen eine enge Zusammenarbeit. Die Kontakte sind dabei immer freundschaftlich gewesen. Nach dem Sturz der Taliban wurde bereits im Dezember 2001 ein „Deutsches Verbindungsbüro“ eingerichtet, um den Kontakt zur Bevölkerung des Landes und zu den politischen Vertretern wieder herzustellen.
An der Vielzahl deutscher Hilfs- und Wiederaufbauprojekte in Afghanistan zeigt sich das große Interesse der Bundesregierung an einem dauerhaften und stabilen Frieden in Afghanistan. Nur mit dieser Grundvoraussetzung kann Entwicklung im politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich gelingen. Die Bundesregierung unterstützt die afghanische Regierung bei dieser großen Herausforderung.
Afghanistan gehört – gemessen am Human Development Index – zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit 2001 wurden erhebliche wirtschaftliche Fortschritte erzielt, auch wenn diese weiterhin stark von der Sicherheitslage abhängig bleiben.
Fehlende Rechtssicherheit und politische Unsicherheit tragen dazu bei, dass immer noch etwa vier Fünftel aller wirtschaftlichen Aktivitäten im informellen Sektor stattfinden. Auch wenn Industrie und Bauwirtschaft ihren Anteil am Bruttoinlandsprodukt steigern konnten, sind 70 Prozent aller Arbeitskräfte weiterhin in der Landwirtschaft tätig.
Der Autor (Jahrgang 1973) wurde in Vietnam geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Dr. Philipp Rösler studierte Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er ist seit 1992 Mitglied der Freien Demokratischen Partei (FDP) und seit 2005 des FDP-Bundespräsidiums. Von 2009 bis 2011 war er Bundesminister für Gesundheit. Seit Mai 2011 ist Dr. Philipp Rösler Bundesminister für Wirtschaft und Technologie.
Im weltweiten Vergleich ist Afghanistan eines der offensten Länder für ausländische Investitionen. Um das Land für ausländische und inländische Investoren attraktiv zu machen, unterstützt die Bundesregierung die afghanischen Stellen in ihren Bemühungen, das Geschäfts- und Investitionsklima zu verbessern. Dazu muss die Rechtssicherheit gestärkt und die Korruption bekämpft werden. Tatsächlich interessieren sich immer mehr deutsche Unternehmen für ein unternehmerisches Engagement, vor allem in den Bereichen Bau, Telekommunikation und Leichtindustrie.
Der große Reichtum des Landes am Hindukusch liegt in seinen Rohstoffen. Obwohl das Potenzial des Landes schon lange bekannt ist, ist seine Bedeutung für die Weltrohstoffmärkte bisher minimal. Seit 2001 jedoch haben Bemühungen begonnen, die Schätze Afghanistans wirtschaftlich zu nutzen. Langfristig kann der Rohstoffabbau zu einer der wichtigsten und nachhaltigsten Einkommensquellen und zur Chance für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung werden. Damit er dadurch auch zur Armutsbekämpfung beitragen kann, müssen Investitionen im Rohstoffsektor verantwortungsvoll und transparent geschehen. Bisher verhindern die Sicherheitslage, weite Entfernungen und Fachkräftemangel Großprojekte und intensiveres Engagement.
Vor allem aber ist es die schlechte Infrastruktur, die die wirtschaftliche Entwicklung auch in entlegenen Gebieten des von Wüsten und Gebirgen geprägten Landes verhindert. Bis in die 70er Jahre hinein mit ausländischer Hilfe aufgebaut, war das Straßennetz nach der Bürgerkriegszeit durch Zerstörung und Vernachlässigung an vielen Stellen unbenutzbar. Während die 2.700 Kilometer lange Ringstraße, die die wichtigsten Städte miteinander verbindet, momentan fertiggestellt wird, liegen weitere Herausforderungen in den Bereichen Schienenverkehr, Elektrizität und Wasser. Ein rasant wachsender Markt in Afghanistan ist der Kommunikationssektor. Viele Menschen nutzen Mobiltelefone und die Zahl der Internetnutzer steigt schnell, vor allem wegen der zunehmenden Verbreitung von Internetcafés. Dies birgt Chancen auch für eine nachhaltige Entwicklung der lokalen Privatwirtschaft.
Die Anstrengungen der Bundesregierung für Wiederaufbau und Entwicklung Afghanistans wurden für die Jahre 2010 bis 2013 nahezu verdoppelt, um die Entwicklungsperspektiven des Landes spürbar zu verbessern. Hierzu zählt auch die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Für deutsche Unternehmen bietet der Wiederaufbau der Infrastruktur in allen Bereichen große Beteiligungsmöglichkeiten. Infrastrukturvorhaben schaffen hohen Bedarf und fördern die Stabilität. Dies wiederum wird die Nachfrage nach Handels- und Industriegütern im Land erhöhen. Mit der Verbesserung der Sicherheitslage und intakter Infrastruktur wird auch ein weiteres wichtiges Feld gefördert: Die regionale wirtschaftliche Integration mit seinen Nachbarländern bietet für Afghanistan eine der effektivsten Möglichkeiten, Frieden durch wirtschaftliche Verflechtung zu schaffen und mit den wohlfahrtssteigernden Wirkungen des Handels die Entwicklung des Landes voranzutreiben.
In der vorliegenden Veröffentlichung äußern sich führende Experten aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu Entwicklungen, Chancen und Perspektiven Afghanistans. Wir wünschen Ihnen eine informative und spannende Lektüre mit vielen Anregungen für Ihre eigenen Projekte.
Der 1963 geborene Autor ist verheiratet und hat drei Kinder. Er studierte an der Fachhochschule des Bundes in Mannheim Verwaltungswesen. Mit dem Abschluss Diplom-Verwaltungswirt (FH) wurde er 1993 Arbeitsvermittler beim Arbeitsamt Heidelberg. Von 2005 bis 2009 war er Generalsekretär der FDP. Seit Oktober 2009 ist Dirk Niebel Bundesminister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.