Die beiden Saarhütten in Völklingen und Dillingen haben im letzten Jahrzehnt Nischen gefunden, in denen sie auf dem hart umkämpften Weltmarkt „Spitze“ sind. Stähle aus dem Saarland sind mittlerweile international anerkannte Premium-Produkte. Diese helfen der AG der Dillinger Hüttenwerke sowie der Saarstahl AG ihre erfolgreiche Strategie nah an den Märkten und nah an den Kunden umzusetzen, weltweit. Die Dillinger Hütte nahm als Flachstahlhersteller mit dem Schwerpunkt Grobbleche in der Stahlbranche schon immer eine Sonderstellung ein. Ob für den Maschinen- oder Kesselbau, den Stahlbau, den Baumaschinen-Sektor oder für die Offshore-Industrie und den Linepipe-Bau, die Hightech-Bleche der Dillinger Hütte gehen heute in viele Großprojekte rund um die Welt ein. Vom Shanghai World Financial Center (China) über die Golden Ears Bridge in Vancouver (Kanada), vom Viaduc de Millau in Frankreich über den Heron Tower in London bis hin zu Windkraft-Offshore-Anlagen wie Alpha Ventus vor der ostfriesischen Insel Borkum. Vor allem aber nimmt sie etwa durch ihre Qualitätslieferungen an das 50- prozentige Beteiligungsunternehmen Europipe (weltweit führender Hersteller von Großrohren für den Transport von Öl und Gas) am allgemeinen Energieboom teil.

Vornehmlich wenn es um anspruchsvolle Leitungsrohre, beispielsweise in großen Meerestiefen oder in arktischen Regionen geht. Es gibt weltweit praktisch kein internationales Pipeline-Großprojekt, bei dem Dillinger Blech nicht zum Einsatz kommt. Die Saarstahl AG mit Sitz in Völklingen und Standorten in Neunkirchen und Saarbrücken-Burbach konnte sich als Langstahlproduzent in den letzten Jahren auf dem internationalen Markt vom traditionellen Massenhersteller zum Spezialisten mausern. Saarstahl-Walzprodukte gehen zu 60 Prozent in den Automotive-Sektor, unter anderem als Reifendraht, Schrauben oder Bolzen. Stahl aus Völklingen geht in Hightech-Produkte der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer (etwa Common-Rail-Systeme von Bosch Homburg) ebenso ein wie in die internationale Raumfahrt (Ariane). Als ein besonderes Highlight innerhalb des Saarstahl-Konzerns gilt die Saarschmiede als Premium-Lieferant von Freiformschmiede-Stücken für den Energie-Sektor. Darüber hinaus wird die im Bau befindliche neue Freiformschmiede (Forge Saar) mit einer 12.000-Tonnen-Presse und zwei Manipulatoren die Völklinger Schmiedekapazität verdoppeln und die heute schon herausragende Marktstellung international untermauern. Seit Mitte 2010 ist die neue Schmiede mit einem Investitionsvolumen von 450 Millionen Euro und 500 neuen Arbeitsplätzen in Betrieb. Die unternehmerischen Konzeptionen der beiden Saarhütten sind mittlerweile ziemlich ähnlich. Sowohl Saarstahl als auch die Dillinger Hütte haben sich als Premium-Hersteller etabliert, weg vom Massenstahl hin zu hochwertigen Spezialstählen mit immer anspruchsvolleren Anwendungen. Intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten fließen in beträchtliche Zukunftsinvestitionen ein, um Produkte für die Märkte von morgen gemeinsam mit den Kunden zu entwickeln. Beide Unternehmen zusammen realisieren von 2007 bis 2011 ein Investitionsvolumen von über 800 Millionen Euro. Darunter sind wichtige Gemeinschaftsprojekte wie die Sanierung der Zentralkokerei Saar GmbH (ZKS) (Erneuerung der dritten Koksbatterie), der Bau des Gichtgaskraftwerkes sowie der Bau einer dritten Kohlenmühle zur Erweiterung der Kohlenmahlanlage bei der ROGESA. Dabei wird besonderer Wert auf den Schutz der Umwelt gelegt, mindestens ein Drittel aller Investitionen wird dem Thema gewidmet.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Produkte treten Dillinger Hütte und Saarstahl auf den Märkten getrennt auf, suchen aber möglichst viele Gemeinsamkeiten zu entwickeln, um Synergien zu heben. Das gilt für die gemeinsamen Tochtergesellschaften Zentralkokerei Saar GmbH (ZKS) ebenso wie für die ROGESA Roheisengesellschaft Saar mbH, beide mit Sitz in Dillingen. Die wachsende Zusammenarbeit zwischen Dillinger Hütte und Saarstahl drückt sich auch in einer zunehmenden Verzahnung der Führungsebene aus. Arbeitsdirektor Dr. Karlheinz Blessing und Finanzchef Fred Metzken sitzen ebenso im Dillinger Vorstand unter der Leitung von Dr. Paul Belche wie auch im Völklinger Vorstand unter der Leitung von Dr. Klaus Harste. Einen besonderen Schwerpunkt beider Unternehmen bildet die Ausbildung junger Menschen. Saarstahl und Dillinger Hütte wollen sich einen Stamm von qualifizierten Facharbeitern für die Zukunft sichern. Beide zählen zu den mit Abstand größten Ausbildungsbetrieben an der Saar.
Da das Saarland eine Region mit großer Industrietradition ist, gelingt es der Saar-Stahlindustrie nach wie vor, viele junge Leute für sich zu gewinnen. Die Nachfrage nach Lehrstellen bei der Dillinger Hütte und der Saarstahl AG ist nach wie vor sehr groß.

Die saarländische Stahlindustrie hat sich strategisch für einen von internationalen Großkonzernen unabhängigen Weg entschieden. Durch den Verkauf von mehr als 20 Prozent der Anteile an der DHS – Dillinger Hütte Saarstahl AG, Dillingen – seitens des größten Stahlkonzerns der Welt, ArcelorMittal, an saarländische Anteilseigner, haben die Luxemburger die vormalige nominelle Aktienmehrheit an Dillingen verloren, sie halten nur noch 30,08 Prozent der Anteile. Alle anderen Aktien der Saarstahl AG und der AG der Dillinger Hüttenwerke sind in saarländischer Hand.
Dr.-Ing. Klaus Harste hat in Clausthal studiert und promoviert. Zunächst wissenschaftlich an der Technischen Universität Clausthal tätig, wechselte er 1989 zur AG der Dillinger Hüttenwerke und 2001 zu Saarstahl. Er ist seit 2009 Vorsitzender des Vorstandes der Saarstahl AG.
Dr. rer. nat. Paul Belche trat nach dem Studium der Physik und der Promotion 1983 in die damalige Arbed-Gruppe mit Sitz in Luxemburg ein. Seit 2005 gehört Belche dem Vorstand an und ist seit 2006 Vorsitzender des Vorstandes der AG der Dillinger Hüttenwerke.