Metropolregionen gelten als Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung. Sie sollen die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas stärken. Die Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten ist 2005 als eine von elf Europäischen Metropolregionen in Deutschland von der Ministerkonferenz für Raumordnung anerkannt worden. Doch dieses Netzwerk wäre mehr als fünf Jahre nach der Vereinsgründung ohne die ausgeprägte Bereitschaft zur Zusammenarbeit nicht so leistungsstark wie heute. In bundesweit einzigartiger Weise arbeiten Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Wissenschaft zusammen, um gemeinsam die Metropole Nordwest im internationalen Wettbewerb der Regionen aufzustellen und zu entwickeln.
Was haben die Menschen im Nordwesten von ihrer Metropolregion? Durch aktuelle gesellschaftlich-ökonomische Entwicklungen nehmen die wechselseitigen Verflechtungen zwischen Städten und ihrem Umland zu. Besonders deutlich wird das im Bereich von Wohnen und Arbeiten, in dem Arbeitsplätze in der Stadt und Wohnungen in den Nachbargemeinden zu einem problematischen Pendleraufkommen und „flächenfressender“ Siedlungsentwicklung im Umland führen können. Die Stadt ist als zentraler Ort Imageträger für die gesamte Region und versorgt ihr Umland mit Leistungen zentraler Infrastruktureinrichtungen insbesondere im Bereich Bildung, Kultur und Gesundheit. Sie verfügt zudem über ein vielfältiges spezialisiertes Arbeitsplatzangebot. Umgekehrt verfügt aber auch das Umland über attraktive Arbeitsplätze und eine breit gefächerte Wirtschaftsentwicklung. Darüber hinaus bietet es Wohnorte, vielfältige Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten und hält Flächenpotenziale bereit.
Um negative Entwicklungstrends für die Städte und die Region aufzuhalten, ist ein koordiniertes Vorgehen in gemeinsamer Verantwortung notwendig. Die gemeinsam abgestimmte Vorgehensweise in ausgewählten Handlungsfeldern ist das zentrale Anliegen der regionalen Kooperation. Solch interkommunales Zusammenwirken wird als effektives Instrument angesehen, um anstehende Stadt-Umland-Probleme besser lösen zu helfen.
Arbeitsplätze und Lebensqualität als Standortvorteil. Die Metropolregion Bremen-Oldenburg bringt auf einer Fläche von etwa 13.749 Quadratkilometern rund 2,73 Millionen Einwohner unter ein gemeinsames Dach. Der Mensch im Nordwesten hat nie kulturell, beruflich oder auf anderen Feldern Grenzen gezogen, wie sie verwaltungsjuristisch und politisch errichtet wurden. Er verhält sich schon seit Jahrzehnten so, als ob es seit eh und je eine Metropolregion geben würde. Für die Bürgerinnen und Bürger ist es letztlich entscheidend, dass sich die Metropolregion für ihre Interessen einsetzt und die Rahmenbedingungen für das Leben und Arbeiten im Nordwesten verbessert werden. An diesem Anspruch lassen sich die handelnden Akteure messen. Die Bildung effizienter Netzwerke sowie die konkrete Umsetzung vieler Projekte stehen hier als Beleg für das konkrete Zusammenwirken der unterschiedlichen Interessengruppen – zum Wohle der Menschen im Nordwesten.
Der 1959 geborene Jurist war zwischen 1991 und 2013 zunächst als Rechts-amtsleiter und als Dezernent für Bauen, Umwelt, Kultur, Tourismus und zuletzt als Landrat des Kreises Osterholz tätig. Er war Vorsitzender der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V. und ist seit 2013 Staatssekretär in
der Staatskanzlei des Landes Nieder-sachsen.
Mitglieder des Vereins Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten sind elf Landkreise, fünf kreisfreie Städte beziehungsweise Stadtgemeinden, sechs Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie die beiden Bundesländer Bremen und Niedersachsen. Vorstand und Metropolversammlung sind jeweils paritätisch mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik sowie der beiden Länder Bremen und Niedersachsen besetzt. Die Interessenvertretung der Wirtschaft wird von den IHKs im Nordwesten organisiert, die zur weiteren Unterstützung den Förderverein „Wirtschaft pro Metropolregion e.V.“ gegründet haben. Diese starken Partner haben sich zum Ziel gesetzt, die Metropolregion als innovative nationale und europäische Wirtschaftsregion aufzustellen und die regionalen Wachstumspotenziale beziehungsweise Zukunftsfelder zu stärken. Die beiden Länder Niedersachsen und Bremen, die Landkreise, Städte und Gemeinden im Nordwesten arbeiten vertrauensvoll und in Augenhöhe fair zusammen. Neben Branchen mit besonderem regionalem Alleinstellungsmerkmal wie der Ernährungswirtschaft und der Nutzung der Windenergie auf See und an Land verfügt der Nordwesten über herausragende Kompetenzen in der Hafenwirtschaft und Logistik, der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau, der Gesundheitswirtschaft und dem Tourismus. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Zukunft ist die Vernetzung dieser Cluster mit der herausragenden Wissenschaftslandschaft der Region, um die regionale Innovationskraft zu stärken.
Gemeinsam ist der Nordwesten stärker. Die Kooperation ist dabei der Schlüssel für die zukünftige Entwicklung. Seit der Gründung des Vereins Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten sind viele Initiativen und gemeinsame Projekte entstanden, wie das Clustermanagement der Ernährungswirtschaft „Food Nordwest“ oder die Netzwerke „Automotive Nordwest“ oder „Gesundheitswirtschaft Nordwest“. Mit dem Förderfonds der Länder Bremen und Niedersachsen und einem zusätzlichen Projektbudget stehen der Metropolregion Mittel zur finanziellen Förderung von Kooperationsprojekten zu Verfügung.
Im europäischen Wettbewerb werden die Regionen als konkurrierende Raumgrößen inzwischen stärker wahrgenommen als bisher, so dass auch aus diesem Blickwinkel die regionale Kooperation zunehmend eine wichtigere Rolle einnehmen wird. Der Titel „Europäische Metropolregion“ ist Ausdruck wirtschaftlicher und politischer Entscheidungskompetenzen und steht für die Bedeutung der Region als wichtige Drehscheibe für den Güterumschlag sowie den Warenhandel von und nach Europa. Bewährte regionale Zusammenarbeit, hohe wissenschaftliche und kulturelle Innovationskraft sowie gute infrastrukturelle Anbindung kennzeichnen beispielsweise die Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten.
Lokale Unterschiede sind erlaubt. Die Zusammenarbeit in Metropolregionen bedeutet keineswegs die Aufgabe lokaler Identität. Gerade in der heutigen Zeit der Globalisierung, die gegenwärtig weitgehend geprägt ist von einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, ist es gut, wenn der Mensch einen „Kirchturm“ hat. Wenn respektiert wird, dass sich die Menschen im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung um die Angelegenheiten vor ihrer Haustür kümmern und sie regeln – dann ist diese Art des Kirchturmdenkens erlaubt und gewollt. Entwicklungshemmend wäre diese Denkweise nur dann, wenn für eine Problemstellung in der Region eine fachlich vernünftige und gerechte Lösung gefunden würde, die Akteure im Anschluss aber ihre persönliche Präferenz geltend machten. Der Wettbewerb von Kommunen etwa um die Ansiedlung von Firmen wird weiterhin herrschen. Gerade weil es unterschiedliche Interessen gibt, ist die Klammer einer Metropolregion so wichtig. Meinungsverschiedenheiten oder Streitigkeiten unter einzelnen Akteuren stellen selbstverständlich nicht das gesamte Konstrukt in Frage.
Auch die Interessenvertretung der Region deutschlandweit und damit die Möglichkeit zur Finanzierung von Projekten durch den Bund kann durch eine intensive Zusammenarbeit auf parlamentarischer Ebene und eine Abstimmung der Vorhaben verbessert werden. Der erste Schritt war die Erarbeitung eines auf den hohen Wachstumsdruck der 90er Jahre reagierenden übergreifenden Regionalen Entwicklungskonzepts (REK). Ziel dieses Entwicklungskonzeptes ist es unter anderem, angesichts leerer Kassen und abwandernder Bevölkerung zu kooperieren oder zum Beispiel öffentliche Aufgaben regional abgestimmt besser ausführen zu können. Außerdem erleichtert eine solche Zusammenarbeit auch die Interessenvertretung der Region gegenüber Entscheidungsträgern in Bund, Ländern und Europa.
Bündelung von Kräften und Kapazitäten. Eine Metropolregion dient der Bündelung von Kräften und Kapazitäten und der Herausstellung dessen, was eine Region besonders gut kann. Zusammenschlüsse wie die Metropole Nordwest machen es überflüssig, auf bürokratischer Ebene ständig nach größeren Einheiten zu rufen. Die Metropolregion kann in den definierten Bereichen, die sie in wirtschaftlichen wie kulturellen Belangen und im Marketing nach Absprache mit den Bundesländern in der Satzung formuliert hat, alle Maßnahmen unterstützen, die mehr als einen Landkreis oder mehr als eine Stadt betreffen. Im Nordwesten wurde ein gemeinsamer Wirtschaftsraum geformt, der sich selbstbewusst dem internationalen Wettbewerb stellt. Hier wird Innovation täglich neu gelebt.