Nicht jeder Gründer ist von Anfang an stark genug, auf sich allein gestellt ein Unternehmen zu starten. Die bestmögliche Alternative ist in der Regel der Start in einem Innovations-, Technologie- oder Gründerzentrum.
Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes wird zunehmend von der Fähigkeit bestimmt, neue Produkte und Leistungen erfolgreich und zeitnah im Markt zu etablieren. Die Voraussetzungen dafür sind in Deutschland mit einer ausgeprägt leistungsfähigen Forschungslandschaft mehr als nur gut. Häufig wird jedoch beklagt, dass die Überführung in marktfähige Produkte und Leistungen entweder zu schleppend erfolgt oder gänzlich vernachlässigt wird. Innovationszentren sind Einrichtungen, die genau diese Schwachstelle erfolgreich angehen. Durch die gezielte Unterstützung von Unternehmensgründungen aus der Forschung heraus ebnen Sie einen Weg effizienter Innovationskultur.
Analysiert man die Arbeit der Zentren in den vergangenen 30 Jahren, so kommt man zu positiven Einschätzungen. In den deutschen Innovationszentren konnten mehr als 260.000 innovative Arbeitsplätze in insgesamt rund 40.000 neu gegründeten Unternehmen geschaffen werden. Bei den Gründungen in den Innovationszentren wird eine Überlebensquote von mehr als 90 Prozent verzeichnet. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Neugründungen von Unternehmen in den Innovationszentren unabhängig von Krisen bei jährlich etwa 900 auf hohem Niveau geblieben. Damit entstehen, bezogen auf die Gesamtzahl der in den Zentren angesiedelten Unternehmen, jährlich etwa 15 Prozent Neuzugänge. Die Auslastung der deutschen Innovationszentren lag Ende 2012 bei mehr als drei Viertel der Zentren über 80 Prozent.
Diese Zahlen machen deutlich, dass die Zentren ihre drei Hauptaufgaben Initiierung von wissensbasierten Gründungen, Unterstützung des Technologietransfers und Realisierung von Wirtschaftsförderungsaufgaben sehr erfolgreich erfüllt haben.
Die Zentren bieten mit den fünf Säulen ihrer Angebote
• Innovation
• Infrastruktur
• Beratung
• Kapital
• Bildung
beste Voraussetzungen für erfolgreiche innovationsbasierte Gründungen und ergebnisorientierten Technologietransfer.
Die Angebote im Bereich Infrastruktur, Beratung und Innovationsmanagement sind bisher die gut ausgebauten Standards der Zentren. Im Zuge der Weiterentwicklung der Angebotspalette kommt dem Faktor Kapital eine wachsende Rolle zu. Die Angebote dieser Säule sind derzeit geprägt von vermittelnden Leistungen wie Finanzierungsberatung, Kontaktvermittlung zu Kapitalgebern oder Vernetzung mit Business-Angels. Weiter ist es auch wichtig, dass die Innovationszentren branchenspezifische Infrastruktur oder mieterspezifische Geräte und Anlagen für Gründerunternehmen anschaffen und zu gründergerechten Konditionen vermieten können. Den Gründern fehlen andernfalls Voraussetzungen, derartige oft teure Anlagen selbst zu erwerben. Die Innovationszentren können durch ihre vielfältige Vernetzung eine optimale Auslastung dieser Geräte und Anlagen gewährleisten. Angebote der Säule Bildung umfassen Fragen der Berufsmotivation durch Kennenlernen von Innovationen im Rahmen der schulischen Bildung sowie praxisorientierte Ausbildungsabschnitte der nichtakademischen und akademischen Berufsausbildung. Hier können die Zentren als Partner von Wissenschaft und Wirtschaft eine Plattform bieten, gemeinsam mit den Bildungsträgern neue, praxisnahe Bildungsangebote aufzubauen. Abgerundet wird diese Angebotssäule durch Bausteine der postgradualen Weiterbildung und berufsbegleitenden Qualifizierung. Die Verbindung dieser Angebotssäule mit den anderen Angeboten der Zentren führt zu neuen Qualitäten der Gründerunterstützung, des Innovationstransfers und der Aus- und Weiterbildung.
Aus der Erfolgsgeschichte lassen sich eine Reihe von Erfahrungen ableiten. Wesentlich für den Erfolg der Arbeit der Innovationszentren war und ist eine enge Verzahnung mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Ebenfalls erfolgsnotwendig ist andererseits die enge Verzahnung mit bestehenden Wirtschaftsstrukturen sowie mit anderen Akteuren der Gründerunterstützung. Hier wird deutlich, dass regionale Bündnisse sehr erfolgreich und ergebnisorientiert zusammenwirken. Über diese regionalen Netzwerke hinaus ist auch die überregionale Vernetzung der Innovationszentren wesentliche Erfolgsbasis. Zum einen in Form des überregionalen und auch internationalen Erfahrungsaustausches über die Arbeit der Innovationszentren, zum anderen in branchenorientierten Arbeitskreisen, wie sie der ADT-Bundesverband anbietet.
In modernen Wissensgesellschaften ändern sich Wesen und Bedingungen von Wertschöpfung und Konkurrenz grundlegend. Wissen wird zur wichtigsten Grundlage für neue Produkt- und Leistungsangebote. Wer das vernetzt, dezentral und interdisziplinär vorhandenes Wissen effektiv nutzt, hat Wettbewerbsvorteile. Räumliche Nähe und fließende Übergänge speisen in diesen Zentren kommunikativen Austausch und interdisziplinäre Interaktionsprozesse zwischen Personen aus Forschung und Wirtschaft. Gleichartige Effekte sind mit herkömmlichen, vor allem administrativ aufgesetzten Strukturen für Technologietransfer nicht zu erzielen. Die Innovationszentren bilden in einer globalisierten Welt ideale Plattformen und Rahmen für das Zusammenwirken von Universitäten, Wirtschaft und Regierungen zugunsten von Innovation und wirtschaftlichem Wachstum. Dabei ist auch sehr hilfreich, dass die Zentren und Parks den wachsenden Kosten und Risiken der Kommerzialisierung von Wissen wirksam begegnen können. Sie schaffen bestmögliche Rahmenbedingungen für die kommerzielle Nutzung wissenschaftlicher Ergebnisse durch Bereitstellung und Nutzung gemeinschaftlicher Infrastruktur sowie hoch flexibler Mischflächen zwischen den Beteiligten aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Wesentlicher Erfolgsfaktor ist die lokale und regionale Vernetzung mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Insofern ist es wünschenswert, solche Einrichtungen direkt in den Innovationszentren anzusiedeln. Erfolgreiche Projekte von Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach, wie sie beispielsweise mit den sächsischen Biotechnologiezentren in Leipzig und Dresden realisiert wurden, machen das Erfolgspotenzial deutlich. Außerdem sind die Zentren in der Lage, regionalwirtschaftliche Entwicklungen, zum Beispiel die Ansiedlung neuer Forschungseinrichtungen oder neuer wissenschaftsorientierter Unternehmen, anzuregen und zu moderieren. Die Zentren sind mit ihrem Grundsatz der Kundenorientierung als Leitakteure solcher Prozesse prädestiniert.
Wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit der Zentren ist und bleibt es, wissensbasierte Gründungen zu generieren und zu unterstützen. Schlüssel für den Erfolg ist dabei, die Gründerunterstützung als Prozess zu erkennen und umzusetzen. Dabei integrieren die Zentren verschiedene regionale Akteure, die jeweils einzelne Bausteine der Prozesskette abbilden. Diese Bausteine sind in Bild 2 dargestellt. Die jeweiligen Akteure unterscheiden sich von Standort zu Standort. Die Innovationszentren haben ihren Schwerpunkt bei den Schritten Unternehmensgründung bis Unternehmenswachstum.
Ein Aspekt der Ganzheitlichkeit ist dabei auch die Wechselseitigkeit. So wird Innovation nicht zur Einbahnstraße, sondern aus erfolgreichen Innovationsprojekten entwickeln sich Rückkopplungen mit Anregungen neuer Forschungsvorhaben und führen so zu neuen Qualitäten der wechselseitigen Zusammenarbeit.
Es wird deutlich, dass die deutschen Innovationszentren beste Voraussetzungen bieten, auch zukünftig eine wichtige Rolle im Prozess der Innovation zu spielen.
Der Autor wurde 1955 in Meerane geboren und hat an der TU Dresden Verfahrenstechnik studiert, wo er 1982 zum Dr.-Ing. promoviert wurde und 1987 habilitierte. Er ist Geschäftsführer der TechnologieZentrumDresden GmbH. Den ADT-Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren vertritt er als Präsident.