Wissenschaft und Forschung spielen eine entscheidende Rolle in Deutschland. Sie sind wichtige Faktoren im internationalen Wettbewerb und von zentraler Bedeutung für das Wohlergehen und den Wohlstand in unserer Gesellschaft. Der Standort Rheinland-Pfalz ist mit einer vielfältigen und dynamischen Wissenschafts- und Forschungslandschaft sehr gut aufgestellt. Namhafte internationale Unternehmen sind hier ebenso angesiedelt wie eine Vielzahl an Mittelständlern und innovativen Start-ups. Darüber hinaus besitzt Rheinland-Pfalz eine Reihe gut ausgestatteter und breit aufgestellter Universitäten und Forschungsinstitute. So vereint beispielsweise die Johannes Gutenberg-Universität – eine der zehn größten deutschen Hochschulen – als einzige Universität der Bundesrepublik fast alle Institute auf ihrem innenstadtnahen Campus. Dies bietet Studenten hervorragende Möglichkeiten in Forschung und Lehre. Auch über das Studium hinaus haben junge Menschen in Rheinland-Pfalz gute Perspektiven. Besonders im Bereich Chemie und Pharma sind gut ausgebildete Fachkräfte gefragt. Rheinland-Pfalz ist aufgrund der Mischung aus universitärer und industrieller Forschung ein führender Standort dieser innovativen Branche.
Die Pharma- und Chemieindustrie hat in unserer Region eine mehr als hundert Jahre alte Geschichte und ist im Hinblick auf Umsatz und Beschäftigung die wichtigste Industriebranche in Rheinland-Pfalz: Sie generiert rund 30 Prozent des Umsatzes im gesamten Bundesland, knapp 20 Prozent aller Beschäftigten verdienen hier ihr Geld.
Der Autor hat in Mainz Chemie studiert und in makromolekularer Chemie promoviert. Er arbeitet seit 28 Jahren bei Boehringer Ingelheim. Dr. Günster war Landesgeschäftsführer in Kanada und für das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in Europa und der AAA-Region (Asien, Afrika, Australien) verantwortlich. Seit April 2009 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH.
In diesem Bereich verfügt Rheinland-Pfalz mit Boehringer Ingelheim in Ingelheim und BASF in Ludwigshafen gleich über zwei Global Player. Beide Unternehmen weisen ein breites Portfolio innovativer Produkte auf: Kunststoffe und Chemiekalien von BASF sind international gefragt – Medikamente von Boehringer Ingelheim, unter anderem zur Behandlung von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gehören weltweit zum Therapiestandard. Zusätzlich dazu hat das familiengeführte Unternehmen Boehringer Ingelheim, das global zu den 20 führenden Pharmaunternehmen zählt, seine Forschungsaktivitäten in den Bereichen thromboembolische Erkrankungen, kardiometabolische Erkrankungen und Krebserkrankungen erfolgreich ausgebaut. Mehr als 42.000 Mitarbeiter auf allen Kontinenten arbeiten daran, getreu der Unternehmensvision „Werte schaffen durch Innovation“ neue Medikamente mit hohem therapeutischem Nutzen für die Humanmedizin sowie die Tiergesundheit zu erforschen, zu entwickeln, zu produzieren und zu vermarkten. Jedoch sind es nicht nur die großen Vorzeigeunternehmen, die Forschungs- und Innovationsgeist in Rheinland-Pfalz verkörpern.
Eine Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen leistet ihren Beitrag dafür, dass die Pharma- und Chemiebranche mit 55.000 Beschäftigten eine Exportquote von mehr als 62 Prozent erreicht. Besonders rund um die Landeshauptstadt Mainz siedeln sich junge innovative Unternehmen an, die das wissenschaftliche Umfeld und die Infrastruktur von Technologiezentren für sich nutzen. Nicht von ungefähr trug Mainz im vergangenen Jahr den Titel „Stadt der Wissenschaft“. Ausschlaggebend für die Verleihung des Titels waren das große Engagement der Stadt sowie der Beitrag von Wissenschaft und Wirtschaft zur Stadtentwicklung durch konkrete Projekte. Zwölf veranstaltungsreiche und „leidenschaftlich-wissenschaftliche“ Monate sind seitdem vergangen. Boehringer Ingelheim hat sich mit insgesamt zehn Fortbildungs-Vorträgen tatkräftig beteiligt. Das breitgefächerte Vortragsangebot reichte von Themen zur Gesundheitsforschung für Mensch und Tier bis hin zu gelebter Unternehmenskultur. Auch über das Wissenschaftsjahr 2011 hinaus wird die Wissenschaftskommunikation in Mainz fortgeführt: Das Naturhistorische Museum Mainz, eines der forschenden Museen der Stadt, und Boehringer Ingelheim haben sich zusammengeschlossen und im Rahmen einer Ausstellung gezeigt, wie „Ein Medikament entsteht“.
Über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus ist Mainz ein führender und beliebter Universitätsstandort. Allein die reinen Zahlen wissen hier zu überzeugen: Rund 40.000 Studenten sind an den drei großen Hochschulen eingeschrieben, die nahezu das komplette wissenschaftliche Fächerspektrum abdecken: die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Fachhochschule Mainz und die Katholische Fachhochschule Mainz.Darüber hinaus ist Mainz der Standort von zwei Max-Planck-Instituten: Das Max-Planck-Institut für Chemie und das Max-Planck-Institut für Polymerforschung sind beide auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität angesiedelt. Die Institute ergänzen mit ihrer vielfältigen Forschung die Arbeit der Universitäten und anderer Forschungsinstitutionen. Neben der engen Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft hat sich seit einigen Jahren auch eine intensive Zusammenarbeit mit der Helmholtz-Gemeinschaft sowie der Leibniz-Gesellschaft etabliert.
Die Mainzer Naturwissenschaften belegen Spitzenpositionen in internationalen Forschungsrankings. Das „Academic Ranking of World Universities 2011“ zählt das Institut für Physik der Johannes Gutenberg-Universität zu den 75 besten weltweit. Ein gelungenes Beispiel für das Engagement der Industrie im Bereich der universitären Grundlagenforschung in Rheinland-Pfalz ist das Institut für Molekulare Biologie (IMB) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Die Boehringer Ingelheim Stiftung fördert über eine Dauer von zehn Jahren mit insgesamt 100 Millionen Euro die Errichtung und den Betrieb dieses internationalen Exzellenzzentrums. Damit erhält Rheinland-Pfalz eine der größten Privatspenden, die bislang in eine Wissenschaftseinrichtung an einer Universität geflossen sind. Durch diese Grundförderung ist sichergestellt, dass die Forscher am Institut Zugang zu allerneuesten Technologien haben und langfristig an ehrgeizigen Projekten arbeiten können. Als ergänzende Förderung beteiligte sich das Land Rheinland-Pfalz an der Gründung dieses Exzellenzzentrums und ließ ein neues Gebäude errichten, das renommierten Wissenschaftlern hervorragende Arbeitsbedingungen bietet. Damit erfüllt das neu gegründete Institut internationale Standards der Spitzenforschung – ein Gewinn für den Forschungsstandort Rheinland-Pfalz.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für die Umsetzung von Wissenschaft in unternehmerisches Handeln im Segment Gesundheitswirtschaft/Pharma/Chemie sind die in Rheinland-Pfalz vertretenen Cluster und Netzwerke, in denen sich Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Dienstleister, Kammern und Verbände in einer zielbezogenen Zusammenarbeit engagieren. Stellvertretend seien hier erwähnt: das CI3 (Cluster für individualisierte Immunintervention), an dem neben etablierten Unternehmen der Rhein-Main-Region mehr als 200 kleine und mittlere Unternehmen beteiligt sind, das ähnlich ausgerichtete BioRN (Biotech-Cluster Rhein-Neckar) sowie die Initiative Gesundheitswirtschaft Rheinland-Pfalz der Ministerien für Wirtschaft und Gesundheit. Auch erwähnt werden sollte das Naturstoffzentrum Rheinland-Pfalz an der Johannes Gutenberg-Universität und insbesondere das onkologische Spitzenforschungszentrum TRON in Mainz, in dem die Universität, die Universitätsmedizin und Biotech-Start-up-Unternehmen eng an der Übertragung wissenschaftlicher Ergebnisse in die Entwicklung innovativer Therapiekonzepte in der Krebsbehandlung arbeiten.