Organic Electronics Saxony (OES) ist Europas führendes Innovationscluster für organische, flexible und gedruckte Elektronik, das als Verein am 6. Oktober 2008 von sieben Unternehmen und drei Forschungsinstituten aus der Branche Organische Halbleiter gegründet wurde.
OES versteht sich als technologische Austauschplattform und vereint die führenden sächsischen und mitteldeutschen Akteure in dieser rasant wachsenden Technologie. Das Netzwerk fördert den gezielten Know-how-Transfer von der universitären Grundlagenforschung über Materialentwicklung, Anlagen, Bauelemente bis zu Endprodukten. Mit über 30 Mitgliedern, die über 2.000 Mitarbeiter beschäftigen (Stand Januar 2015), zählt OES technologisch und wissenschaftlich wie auch hinsichtlich der Abdeckung der Wertschöpfungskette und der Anzahl an mittelständischen Unternehmen zu den weltweit führenden Clustern für organische, flexible und gedruckte Elektronik.
Über organische Elektronik. Im Gegensatz zur klassischen Elektronik ist organische Elektronik ultradünn, extrem leicht, transparent, flexibel und hat eine exzellente Umweltbilanz. Dadurch sind völlig neue Anwendungen möglich. Das Design und die Funktion von bekannten elektronischen Geräten wird sich nachhaltig verändern können. Organische Elektronik wird mittlerweile schon kommerziell eingesetzt, z. B. in Form von OLED (organische Leuchtdioden) Displays für Smartphones und TVs, die besonders brilliante Bilder liefern. Hersteller arbeiten daran, dass diese Anwendungen dank Organik zukünftig sogar faltbar sein können. Für weitere organische Bauteile wie Solarzellen, OLED-Beleuchtung, Sensoren oder Batterien soll der technologische Reifegrad für die Massenproduktion in Zukunft erreicht werden. Künftig werden auch Anwendungen im Automobilbau, in der Medizintechnik, Sicherheitstechnologie, Aeronautik, Health Care, Architektur und im mobilen Einsatz fokussiert.
Nationale und internationale Position der sächsischen Organischen Elektronik. Für ihre exzellenten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden aus dem Kreis der OESMitglieder die drei Wissenschaftler Karl Leo vom Institut für Angewandte Photophysik, TU Dresden, Jan Blochwitz-Nimoth von Novaled und Martin Pfeiffer von Heliatek mit der höchsten deutschen wissenschaftlichen Auszeichnung geehrt. Sie erhielten 2011 vom Bundespräsidenten den Deutschen Zukunftspreis für ihre Arbeiten zum Thema „Organische Elektronik – mehr Licht und Energie aus hauchdünnen Molekülschichten“. Darüber hinaus ist OES 2014 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der „go-cluster“-Exzellenzmaßnahme ausgezeichnet worden. OES hat zudem das europäische Bronze-Label von der European Cluster Excellence Initiative (ECEI) für Clustermanagement erhalten.
Im Projekt flex+, einer BMBF-Initiative, erarbeitet OES in Zusammenarbeit mit den Fraunhofer FEP und IAP ein Gesamtkonzept zur flexiblen Elektronik. Ziel des Vorhabens ist der Aufbau einer Organisationsstruktur mit einem „Open-Innovation“-Charakter, um neue Anwendungen und Märkte für die flexible Elektronik zu erschließen.
2015 zählte OES zu den Gewinnern der BMBF-Initiative „Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken“. Ziel dieses Vorhabens ist die Kommerzialisierung der organischen Elektronik in Deutschland. Im Zusammenspiel mit führenden Akteuren aus Cambridge (UK) und Yonezawa (Japan) soll das technologische Know-how in Sachsen an Schlüsselstellen ergänzt werden. Durch die Zusammenarbeit mit branchenfremden Akteuren aus dem Automobilbau, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Sicherheitstechnologie und weiteren Branchen soll der erforderliche Reifegrad der Bauteile erzielt und ein nachhaltiger Nutzen für die deutsche Industrie gesichert werden.
Im europäischen Kontext fördert OES im Rahmen der EU-Projekte COLAE und LightJumps den Technologietransfer und die Kommerzialisierung der organischen Elektronik. Gemeinsam mit 31 weiteren europäischen Hochtechnologieclustern plant OES im beantragten EUProjekt „EEInnovation“ die Kommerzialisierung neuartiger elektronischer Bauelemente, der sog. „emerging electronic technologies“.
Leuchttürme im OES-Netzwerk. Weltweit führend in der Entwicklung und Fertigung glasfreier, flexibler elektrophoretischer Displays (EPD), hat Plastic Logic Germany den Produktionsprozess erfolgreich in seiner Dresdner Fabrik industrialisiert. Das Unternehmen vertreibt ein umfangreiches Sortiment an hochqualitativen Kunststoffdisplays, die sich bereits im Markt bewährt haben. Diese formbaren, im hellen Sonnenschein lesbaren Displays sind ultradünn, besonders leicht sowie äußerst stromsparend und bieten enorme Vorteile gegenüber herkömmlichen Displays, da sie extrem robust und langlebig sind.
Die Heliatek GmbH befasst sich mit der Forschung, Entwicklung und Produktion von flexiblen organischen Solarfolien. Als Technologieführer im Bereich der Organischen Photovoltaik (OPV) hält Heliatek den Weltrekord in der Zelleffizienz mit 12 Prozent. Die Technologie ermöglicht eine extrem kostengünstige und effiziente Rolle-zu-Rolle Produktion von großflächigen Modulen auf kostengünstigen, flexiblen Substraten unter Verwendung von wohldefinierten, nicht-polymeren organischen Materialien mit hoher thermischer und photochemischer Stabilität.
Novaled GmbH ist weltweit führend im Bereich von OLED Materialien und -Technologien. Das Unternehmen hat sich auf hocheffiziente OLED-Strukturen mit langer Lebensdauer spezialisiert und bietet Herstellern von organischer Elektronik eine einzigartige Kombination von organischen Materialien und Know-how. Novaled ist gegenwärtig weltweit das einzige Unternehmen in der OLED-Industrie mit Dotierungs-Materialien und -Technologien in der Massenproduktion von Displays.
Die 3D-Micromac AG ist der führende Spezialist für Lasermikrobearbeitung. Das Unternehmen entwickelt Verfahren, Maschinen und komplette Anlagen auf höchstem technischem Niveau.
Creaphys bietet umfassendes Know-how auf den Gebieten der Beschichtungsverfahren zur Herstellung organischer Dünnschichten (u.a. für organische Leuchtdioden und Solarzellen), der organischen Opto-Elektronik (Plastic Electronics) und hochreiner Materialien für zukünftige Display- und Photovoltaikanwendungen.
Das Fraunhofer Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP bietet ein breites Spektrum an Forschungs-, Entwicklungs- und Pilotfertigungsmöglichkeiten, insbesondere für die Behandlung, Sterilisation, Strukturierung und Veredelung von Oberflächen sowie für OLED-Mikrodisplays, organische und anorganische Sensoren, optische Filter und flexible OLED-Beleuchtung.
Das IAPP (Institut für Angewandte Photophysik), ein Institut der Technischen Universität Dresden, weist große Expertise bei der Untersuchung physikalischer Eigenschaften organischer Moleküle und deren Einsatz in organischen, optoelektronischen Bauelementen wie organischen Leuchtdioden (OLEDs), organischen Solarzellen und Transistoren auf. Die Themenfelder decken die Synthese geeigneter Materialien sowie die Untersuchung ihrer molekularen Eigenschaften bis hin zu der Präparation und elektrooptischen Charakterisierung der verschiedenen Bauelemente ab.
Dr. Dominik Gronarz
Der Autor ist seit der Gründung in 2009 Geschäftsführer des Netzwerks Organic Electronics Saxony. Zuvor war er am IAPP (Institut für Angewandte Photophysik, TU Dresden) bei Prof. Karl Leo verantwortlich für die Projektkoordination mehrerer nationaler und europäischer Forschungsprojekte. Von 2000 bis 2004 arbeitete er als Gründer- und Innovationscoach bei Dresden exists, der Gründungsinitiative der TU Dresden, und unterstützte die naturwissenschaftlichen Ausgründungen aus der Universität und dem Dresdner Umfeld.