Die Städte Erfurt, Weimar, Jena und Ilmenau haben sich 1994 mit weiteren 15 Thüringer Städten im Verein „Städtetourismus in Thüringen“ eV zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen Sie den Städtetourismus in Thüringen fördern und auf dem nationalen und internationalen Tourismusmarkt stärker positionieren sowie die Lobbyarbeit für Städtetourismus in der Landes- und Kommunalpolitik aktiv betreiben. Im weltweiten Wettbewerb um Städte- und Kulturreisende, Tagungs- und Incentive-Kunden setzen die Städtevertreter auf die Bündelung individueller Stärken. Es gilt, sinnvolle Synergien für erfolgreiche Marketingaktivitäten zu nutzen, ohne die Eigenständigkeit aufzugeben.
Die Hälfte aller Gäste, die in den Hotels und Pensionen des Freistaates Thüringen registriert werden, nächtigt in den Städten. Deutlich höher fällt der Anteil bei den internationalen Gästen aus. 76 Prozent aller nichtdeutschen Übernachtungsgäste kommen in die Thüringer Städte. Sie sind es, die auf dem internationalen Markt für Thüringen wahrgenommen werden.
Über die Vereinskooperation hinaus arbeiten mehrere Mitgliedsstädte in ihren jeweiligen Regionen oder auch zu bestimmten Jahresthemen sehr eng miteinander. Insbesondere zwischen den drei mittelthüringischen Städten Erfurt, Weimar und Jena existieren seit 1999 sehr enge Kooperationen. In jenem Jahr war Weimar Europäische Kulturhauptstadt und bezog in die Durchführung des Kulturstadtjahres die Nachbarstädte sowie den Umlandkreis ein. Die Städte liegen nur jeweils 20 Kilometer voneinander entfernt, entlang der Autobahn A4. Ihre Tourismusorganisatoren und Kulturverantwortlichen haben sich zusammengeschlossen, um die bereits praktizierten gemeinsamen internationalen Messeauftritte durch eine intensivere Kooperation in weiteren Facetten des touristischen Marketings aufzuwerten.
Kultur im Drei-Städte-Takt
So wird seit 1999 jährlich ein gemeinsamer Regionaler Kulturkalender herausgegeben, in dem die überregional bedeutsamen Kulturveranstaltungen der Städte Erfurt, Weimar und Jena sowie des Landkreises Weimarer Land veröffentlicht werden.
Unter dem Motto „Kultur im Drei-Städte-Takt – Musiksommer“ werden darin speziell die einzigartigen Sommer-Festivals der drei Städte gemeinsam beworben. Die DomStufenfestspiele Erfurt, das Kunstfest Weimar und die Kulturarena Jena prägen als kulturelle Highlights die Monate Juli und August. Ebenso werden die vielfältigsten anderen Open-Air-Aufführungen der Region präsentiert, wie etwa das Erfurter Sommertheater in der Barfüßerkirche, im Hof der Musikschule und im Michaeliskirchhof oder das Köstritzer Spiegelzelt in Weimar. Mit all diesen Veranstaltungen, den idyllischen Biergärten und Eiscafes besitzen die Städte im Sommer einen hohen Erlebniswert sowohl für die Einheimischen als auch für die Gäste aus aller Welt.
Tagen im 3-Städte-Takt
Einen zweiten Schwerpunkt der gemeinsamen Vermarktung der Städte bildet die Kommunizierung der Tagungs- und Kongressregion „Erfurt-Weimar-Jena“ unter dem Motto „Tagen im 3-Städte-Takt“, ergänzend zur Bewerbung der jeweiligen Einzelstädte als Tagungsstandorte. Ein erstmals gemeinsamer Destinationsreport konnte 2003 realisiert werden. Bereits 2004 führte eine gemeinsame Study-Tour Tagungs- und Kongressentscheider, Eventagenturen und Reiseveranstalter in die Tagungsregion. Ein aktueller Arbeitsschwerpunkt liegt in der Konzipierung des regionalen „Kongressplaners“, ein Verkaufshandbuch, das speziell auf die Akquise von Kongressen mit 500 und mehr Teilnehmern ausgerichtet wird. Die drei Städte werden mit ihren spezifischen Tagungs-Fazilitäten wie dem congresscentrum neue weimarhalle, der Messe Erfurt, dem Kaisersaal Erfurt und dem Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt oder dem Zeiss-Planetarium Jena vorgestellt. Ebenso werden die außergewöhnlichen Veranstaltungsstätten der Region präsentiert, um reizvolle Rahmenprogramme anzuregen.
Gerade zur Realisierung der finanzintensiven Messebeteiligungen sind zum einen Umschichtungen in den Finanzhaushalten der drei Tourismusorganisationen zugunsten dieser Kooperationsprojekte und unter Umständen zu Lasten selbstständiger Projekte notwendig. Zum anderen ist die Sensibilisierung der jeweiligen städtischen Tagungsstätten und Hotels für diese städteübergreifende Zusammenarbeit unerlässlich. Beides ist nicht selbstverständlich. Die Vorteile dieser Kräftebündelung für den Marktauftritt müssen beständig kommuniziert werden.
Erfurt, Weimar und Jena liegen zentral in der Mitte Deutschlands und bieten historische und moderne Tagungszentren, einen attraktiven Beherbergungsmarkt sowie ein umfangreiches Angebot für Incentives und Rahmenprogramme – ideal für Tagungs- und Kongressveranstalter sowie Eventagenturen.
Radfernweg „Thüringer Städtekette“
Eine Arbeitsgruppe, in der neben den Städte-Touristikern und Verkehrsplanern der sieben Anlieger- und Mitgliedsstädte Altenburg, Gera, Jena, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach zusätzlich die Vertreter der sechs anliegenden Landkreise vertreten sind, plant die Entwicklung des Radfernweges „Thüringer Städtekette“. Dieser Radfernweg wurde in der deutschlandweiten Netzplanung als Teil der D4-Route eingeordnet und wird künftig eine der wichtigsten West-Ost-Verbindungen sein. Auf 225 Kilometern verbindet er sieben der schönsten Thüringer Städte, bekannte Sehenswürdigkeiten und kulturelle Highlights und führt durch landschaftlich reizvolle Gegenden. Alle Städte entlang des Radfernweges sind an das Streckennetz der Deutschen Bahn angebunden, somit können auch Teilabschnitte unkompliziert befahren werden. Darüber hinaus ist der Radfernweg an eine Vielzahl von weiteren Fernradwanderwegen angebunden, auf denen der Radtourist weitere reizvolle Regionen Thüringens erreichen kann; so führt etwa der Ilm-Radweg von Weimar nach Ilmenau.
Die Arbeitsgruppe will den Beschilderungsstand auf der gesamten Strecke vereinheitlichen und den Ausbauzustand weiter optimieren sowie professionelles Kartenmaterial in Kooperation mit Verlagen herausgeben. Durch die gemeinsame Arbeit in der Projektgruppe wird eine Koordinierung aller Vorhaben und Planungen für den Radfernweg „Thüringer Städtekette“ befördert.
Gemeinsame Marketingprojekte auf nationaler und internationaler Ebene sollen die Bekanntheit dieses neuen Radfernweges in Mitteldeutschland weiter erhöhen. Nicht zuletzt ist die Qualitätsverbesserung des Radfernweges auch für die Bewohner der beteiligten Städte und Regionen direkt von Nutzen.
Erfolgsbilanz im Städtetourismus
In der mittelfristigen Analyse fällt die Bilanz für die Tourismusentwicklung der drei Städte Erfurt, Weimar und Jena sehr positiv aus. Von 1998 bis 2006 konnte die Zahl der gewerblichen Übernachtungen um 36 Prozent gesteigert werden, für den Freistaat Thüringen insgesamt konnten dagegen lediglich sieben Prozent mehr Übernachtungen erzielt werden. Die Bedeutung des touristischen Geschehens in den Städten Erfurt, Weimar und Jena im Verhältnis zur Landesebene wird deutlich unter Berücksichtigung des Jahresvergleichs 1998 zu 2006: 71 Prozent des Zuwachses aller gewerblichen Übernachtungen im Freistaat kommen aus den drei mittelthüringischen Städten.
Ausblick
Thüringens Städte bieten eine zentrale Lage, eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung, einen attraktiven und vielfältigen Beherbergungsmarkt, exzellente regionale Gastronomie und historische und moderne Tagungszentren, hochwertige Kulturveranstaltungen, Märkte und Volksfeste. Die Tourismusorganisatoren der Städte Erfurt, Weimar und Jena sind optimistisch, auch in den nächsten Jahren die Tourismusentwicklung stimulieren zu können. Weitere überregionale aktuelle Themenkampagnen, wie beispielsweise „Bauhaus 2009“, werden gemeinsam getragen, um den Bekanntheitsgrad der Städte zu erhöhen. Insbesondere die Verstetigung der Präsenz auf den finanzintensiven Publikumsmessen und Fachbesucher-Workshops in den wichtigen internationalen Zielmärkten wie Schweiz, Frankreich, USA oder Japan erfordert auch in Zukunft die Bündelung der Mittel und Kräfte. Die stadtübergreifende Kooperation in den verschiedenen Themen des touristischen Marketings wird die Aktivitäten der Einzelstädte ergänzen, gemeinsame Akzente verstärken und insgesamt zur Stabilisierung der Tourismusentwicklung in dieser Region beitragen.
Dr. Carmen Hildebrandt wirkt als Vorsitzende des Vereins „Städtetourismus in Thüringen“ eV und leitet die Arbeitsgruppe Radfernweg „Thüringer Städtekette“ sowie die Arbeitsgruppe „Tagen im 3-Städte-Takt“. Seit 1998 ist Dr. Carmen Hildebrandt Geschäftsführerin der Tourismus GmbH Erfurt.