Ich werde immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum ich mich nicht in mein Privatleben zurückziehe und mit meiner Familie die finanzielle Unabhängigkeit genieße. Viele Menschen setzen Reichtum mit rauschenden Festen, Luxusyachten und extravagantem Lebensstil gleich. Es gibt eine kurze und eine lange Antwort auf diese Frage. „Ich genieße mein Leben“, lautet die kurze. Für die lange muss ich etwas ausholen …
Durch den Erfolg der von mir Anfang der 1970er Jahre mitgegründeten SAP AG bin ich ein reicher Bürger geworden, der finanziell sorgenfrei ist. Mein Verständnis dieser Unabhängigkeit besteht allerdings nicht aus Prahlerei und Luxus. Ich bin vielmehr der Meinung, dass Menschen wie ich in der Pflicht stehen, die Gesellschaft an ihrem Glück teilhaben zu lassen, zumal diese Gesellschaft – in meinem Fall die engagierten Mitarbeiter der SAP AG – einen erheblichen Teil zu meinem persönlichen Wohlergehen beigetragen hat. Meine Gründerkollegen und ich hatten das Glück, zur richtigen Zeit die richtige Idee umzusetzen – und über die richtigen Mitarbeiter zu verfügen.
Aus dieser Überlegung heraus habe ich Mitte der 1990er Jahre die Dietmar Hopp Stiftung ins Leben gerufen, die sich schwerpunktmäßig in der Metropolregion Rhein-Neckar engagiert und die Fördersäulen Sport, Medizin, Soziales und Bildung unterstützt. Auf diesem Weg gebe ich der Metropolregion Rhein-Neckar etwas von meinem Reichtum zurück und ich kann mit Freude behaupten: Stiften macht Spaß!
Mein Engagement bei der TSG 1899 Hoffenheim, dem Fußballverein, für den ich zwischen 1954 und 1965 selbst die Stiefel geschnürt habe, bezieht sich nicht nur auf den Profi-Fußball, sondern auch auf den Jugendbereich, der durch die achtzehn99 AKADEMIE auf eine gesunde Basis gestellt ist und den Nährboden liefert, um regionale wie nationale und internationale Talente für die Profimannschaft auszubilden und ihnen eine ganzheitliche Ausbildung zu garantieren. Jeder Spieler, der die Akademie verlässt, hat nicht nur sportlich, sondern auch persönlich das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht.
Dafür sorgt nicht zuletzt der Verein „Anpfiff ins Leben“, der durch meine Stiftung getragen wird und in Hoffenheim sowie in acht weiteren Stützpunkten die schulische, berufliche und soziale Ausbildung der jungen Sportler vorantreibt – nicht nur im Fußball, sondern auch im Handball, Eishockey und Golf. Es bereitet mir viel Freude, wenn ich sehe, wie den Jugendlichen bei der Ausübung ihres Hobbys, aber auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, von professionellen Trainern, Lehrern oder Sozialarbeitern unter die Arme gegriffen wird und einige sogar den Sprung in den Profisport schaffen, sei es bei der TSG 1899 Hoffenheim, den Rhein-Neckar Löwen, den Mannheimer Adlern, im Golf-Club St. Leon-Rot – oder andernorts. Gerade das Jungadler-Projekt (Eishockey) oder die bereits angesprochene Akademie der TSG 1899 Hoffenheim gelten deutschlandweit als beispielhaft. Diejenigen, die später einmal nicht ihren Lebensunterhalt als Profispieler verdienen, sollen zumindest als charakterstarke Persönlichkeiten das „normale Leben“ meistern und sich in einem immer hektischer werdenden Alltag zurechtfinden können.
Mit der SAP Arena in Mannheim oder den Leistungszentren in St. Leon-Rot (Golf, Frauen-Fußball) und Hoffenheim bzw. Zuzenhausen, um nur einige Beispiele zu nennen, wurde die entsprechende Infrastruktur geschaffen. Die SAP Arena ist neben sportlichen Großereignissen auch Austragungsort kultureller Veranstaltungen, die die Region mit den Auftritten von Weltstars aus allen Bereichen in Konzerten und Shows bereichern. Das macht mich stolz.
Darüber hinaus bin ich aber auch immer Unternehmer geblieben. Neben der Unterstützung vieler medizinischer Projekte durch die Stiftung interessiert mich insbesondere die Biotech-Branche. Zum einen, da ich sehe, dass dort zukunftsweisende Themen adressiert werden, die die Medizin mit ihren Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zum Wohle der Patienten entscheidend prägen und verändern werden, zum anderen, da mich das Potenzial aus Sicht des Unternehmers und Investors fasziniert. Aus diesem Grund habe ich 2005 gemeinsam mit Friedrich von Bohlen und Christof Hettich die dievini Hopp Biotech Holding GmbH & Co. KG – kurz dievini – gegründet. Das Unternehmen berät und unterstützt mich bei der Auswahl, Strukturierung und Begleitung meiner Investitionen in den sogenannten „Life Sciences“ oder Biowissenschaften. Zusammen mit weiteren Experten aus Medizin, Biotechnologie und Finanzwesen prüft und analysiert dievini Unternehmen, empfiehlt und strukturiert Investitionen, führt diese durch und begleitet und unterstützt die Unternehmen in ihrer Unternehmens- und Geschäftsentwicklung bis hin zum möglichen Verkauf der Unternehmen beziehungsweise ihrer Produkte.
Die inhaltlichen Investitionsschwerpunkte von dievini liegen in den Bereichen Onkologie, neurodegenerative Erkrankungen, verbesserte Medikamentenverabreichung sowie auf dem jungen und stark wachsenden Gebiet der „personalisierten Medizin“. Grundvoraussetzung für eine Investition ist, dass dem Patienten ursächlich geholfen werden kann, dass also Therapeutika, Diagnostika oder Systeme entwickelt werden, die zielgenau und mit höchster Wahrscheinlichkeit wirken und die nach Möglichkeit keine bis geringe Nebenwirkungen haben. So ist eines der inhaltlichen Ziele, einen wesentlichen Beitrag zu leisten, Krebs heilen oder mindestens in eine chronische Erkrankung überführen zu können. Ein weiteres Ziel ist, Alzheimer früh genug erkennen zu können und den Krankheitsfortschritt zu stoppen, vielleicht sogar rückgängig zu machen. Dievini legt ebenso wie die Stiftung einen regionalen Schwerpunkt auf die Kurpfalz: So haben mehr als die Hälfte der investierten Unternehmen hier ihren Firmensitz und betreiben ihre Aktivitäten hauptsächlich im Raum Heidelberg.
Trotz des unternehmerischen Hintergrunds gilt auch hier genauso wie bei den gemeinnützigen Engagements der Grundgedanke, der Gesellschaft einen nützlichen Dienst erweisen zu können. Gerade Erfolge auf medizinischem Gebiet, wie zum Beispiel in der Krebsbekämpfung, erfüllen mich mit größerer Freude, als es der Konsum von Luxusgütern – oder wie immer man den Alltag eines reichen Menschen auffassen möchte – je tun könnte. Ich bin gerne Unternehmer und Stifter, und ein Lächeln in den Augen sozial benachteiligter Menschen, denen ich mit meiner Unterstützung helfen kann, bereitet mir eine Lebensfreude, die ich bei Passivität nicht erfahren würde. Das ist der Grund, warum ich mich nicht in mein Privatleben – das ich sehr wohl genieße – zurückziehe.