Die hochwertige Produktion und Verarbeitung von Stahl in Nordrhein-Westfalen verfügt über einen exzellenten Ruf. Zunehmende Anforderungen verlangen der verarbeitenden Industrie allerdings ein hohes Maß an Flexibilität und Spezialisierung ab, wie die Siegerländer Wolf-Gruppe beispielhaft belegt.
Der 54 Meter hohe Rohbau ist schon fertig: Im brandenburgischen Niederfinow entsteht am Oder-Havel-Kanal eines der größten Schiffshebewerke Europas. In den Trog des Hebewerks sollen künftig bis zu 115 Meter lange und 11,45 Meter breite Schiffe einfahren. Vier Maschinen mit einer Gesamtleistung von 1.280 Kilowatt werden dann rund 10.000 Tonnen nach oben wuchten – gehalten von Stahlseilen, die sicher über 112 Doppelseilrollen geführt werden.
Hersteller dieser Rollen ist die Wolf-Gruppe im Siegerland, die aus den Firmen Robert Josef Wolf, der Siegthalerfabrik sowie Landruf Rohrtechnik besteht. In den Hallen des Unternehmens glüht der Stahl, wenn er zu meterhohen Ringen gebogen und verschweißt wird. 224 von ihnen, zu 112 Doppelseilrollen zusammengefügt, lassen in Zukunft die Schiffe in Niederfinow auf und abgleiten. „Dieser Auftrag hat herausragende Bedeutung für uns. Und das nicht nur wegen des Volumens von mehreren Millionen Euro“, sagt Dietmar Wolf, der gemeinsam mit seinem Bruder Klaus-Dieter in zweiter Generation die Geschäfte des Familienunternehmens führt. Schließlich würden alle drei Firmen der Gruppe an dem Projekt an fünf Produktionsstandorten im Siegerland mitwirken. Bei der Wolf-Gruppe versteht man sich auf alles, was groß, schwer und aus Stahl ist und extrem präzise gefertigt sein muss. Das sind u.a. Tanks und Behälter für Chemie-Unternehmen, Kraftwerke und die Getränke-Industrie. Ebenso wie Flansche für den Maschinenbau und für Windkraftanlagen. Dazu verfügt zum einen die Ringschmiede in Wilnsdorf im Industriegebiet „Lehnscheid VI“ über eine umfangreiche Ausrüstung wie Staberwärmung, Ringbiegemaschinen, Schweißmaschinen, Glühofen und Abkühlplatten. Außerdem ist an diesem Standort für die Wärmebehandlung eines der größten Polymer-Abschreckbecken Deutschlands vorhanden, mit einem Volumen von 400 m3, 40 Tonnen und einem maximalen Chargierraum von 7 x 7 x 2 Metern. Die entsprechenden Maschinen zur mechanischen Bearbeitung (Karusselldrehmaschinen bis 8.000 mm Durchmesser, Bohrwerke, Portalbohrmaschinen) gehören ebenfalls zum Portfolio der Firmengruppe.
Das Unternehmen ist bei der mechanischen Bearbeitung für alles gerüstet. So können durch Drehen, Bohren und Fräsen Bauteile von 300 Millimetern bis acht Metern Durchmesser – bzw. 10.000 x 4.500 Millimetern – bearbeitet werden, Rohrplatten bis zu 4,5 Metern. Krankapazitäten sind vorhanden um Schweisskonstruktionen bis zu einem Gewicht von 50 Tonnen zu bewegen. In der Materialbearbeitung finden sich alle gängigen Materialien im Bereich der EN- und ASME-Normen – und zwar nicht als Standardteile. Darüberhinaus werden Buntmetalle und Gusseisen bearbeitet. Die Siegerländer positioniert sich auch als Systemlieferant z.B. von mechanisch bearbeiteten Schweißkonstruktionen und besitzt alle notwendigen Zulassungen der Abnahmegesellschaften.
Die Robert Josef Wolf GmbH & Co. KG ist ein familiengeführtes Unternehmen mit über 60-jähriger Erfahrung im Behälter- und Apparatebau und wird mit allen Vorteilen einer mittelständischen Struktur geführt. Die Fertigungsschwerpunkte sind Druckbehälter, Wärmeaustauscher, Kolonnen und Sonderkonstruktionen. Sie fertigt an zwei Standorten Bauteile bis zu einem Durchmesser von 5,5 Metern, einer maximalen Stücklänge von 50 Metern und einem Stückgewicht von 100 Tonnen. Es werden Baustähle, Feinkornbaustähle, warmfeste sowie niedrig- und hochlegierte Stähle verarbeitet. Service und Qualität werden hier großgeschrieben.
Die Firma Landruf Rohrtechnik GmbH wurde mit der jetzigen Firmierung 1997 gegründet. Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung aus den Bereichen Brennen, Umformen und Schweißen machten die Landruf Rohrtechnik GmbH schnell zu einem Spezialisten für die Fertigung zylindrischer und dickwandiger Rohre. Der Maschinenpark und das umfassende Know-how der Bediener stellen sicher, dass die Produkte mit engen Toleranzen gefertigt werden können. Im Jahr 2013 zog das Unternehmen an den neuen Standort nach Siegen-Weidenau. Im Zuge des Umzuges wurden die 4-Walzen-Biegemaschine komplett überholt und neue UP-Schweißmaschinen mit 3-Draht-Technik installiert. Bei der Produktion von Behältermänteln, Rohzylindern und Großrohren sind im Zusammenbau bei der Rundnahtschweißung Stückgewichte von ca. 70 Tonnen und Längen bis ca. 36 Meter möglich. Auch Längs- und Rundnahtschweißungen für einen Abmessungsbereich von 600 bis 4.500 Millimeter Durchmesser sind möglich.
Dietmar A. Wolf
Herr Wolf (Jahrgang 1960) studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen. Von 1987 bis 1993 war er in verschiedenen Positionen bei den Mauser-Werken GmbH in Brühl und Bammental tätig. Ende 1993 wechselte er in das elterliche Unternehmen, die Firma Wolf Behälter- und Apparatebau. 1999 übernahm er die Geschäftsführung der Firma Siegthalerfabrik GmbH. Er führt gemeinsam mit seinem Bruder Klaus-Dieter Wolf die Unternehmen der Unternehmensgruppe Wolf als geschäftsführender Gesellschafter.