Der Logistik droht wie vielen anderen Branchen der Fachkräftemangel – besonders bei den Berufskraftfahrern. Mit der Nachwuchsinitiative „Hallo, Zukunft!“ will der Verlag Heinrich Vogel diese Entwicklung abmildern.
Die Regale im Supermarkt bleiben leer, das im Internet bestellte Buch wird nicht geliefert und die Präsentation in der Arbeit kann nicht ausgedruckt werden, weil das Papier ausgegangen ist. Für viele sind diese Szenarien unvorstellbar in Zeiten von 24-Stunden-Lieferung, Express-, Overnight- und Premiumversand. Heute bestellt, morgen liegt das Päckchen im Briefkasten ist zur Selbstverständlichkeit geworden.
Wie viele Fachkräften daran arbeiten, dass der komplexe Prozess von der Bestellung bis zur Lieferung reibungslos abläuft, machen sich nur wenige bewusst. Ob nun die Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung, die Fachkraft für Lagerlogistik, der Berufskraftfahrer (BKF) im Güterverkehr oder der Informatikkaufmann, die Liste von Ausbildungsberufen in der Logistik ist lang. Zusätzlich haben sich immer mehr Logistikstudiengänge an deutschen Universitäten und Fachhochschulen etabliert.
Eine Umfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL) ergab allerdings, dass der Fachkräftemangel auf Platz 3 der Top Themen in der Logistikbranche für 2014 steht. 44 Prozent der befragten BVL-Mitglieder bewerten diesen Punkt als besonders wichtig, wobei Handel und Industrie das Thema weniger gravierend sehen als die Logistikdienstleister.
Komplexität der Tätigkeit nimmt zu. Vor allem bei den Berufskraftfahrern ist die Situation angespannt. Diese Entwicklung hat mehrere Gründe: Lkw-Fahrer sind oft tagelang und getrennt von ihren Familien unterwegs, sie finden keine Parkplätze an Autobahnen für die vorgeschriebenen Ruhezeiten, ständiger Zeitdruck, schlechte Bezahlung – die Arbeitsbedingungen sind in vielen Unternehmen alles andere als gut. Das wirkt sich auch negativ auf das Image des Berufsbildes aus. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht seit Juli 2011 ist zudem eine wichtige Quelle von gut ausgebildeten Fahrern versiegt.
Ein weiterer Grund ist der demografische Wandel. „Wir verlieren allein demografisch bedingt 350.000 Fahrer in den nächsten zehn Jahren“, prognostiziert Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). „Wir haben derzeit pro Jahr 12.000 Quereinsteiger, dazu nochmals 3.500 Auszubildende. Wenn man großzügig rechnet, beträgt die Lücke 15.000 bis 16.000 Fahrer jährlich“, ergänzt der Verbandsmann.
Dabei ist der Beruf in den letzten Jahren zunehmend anspruchsvoller geworden: Die Fahrer müssen sich mit Ladungssicherung und mit der komplexen Technologie ihrer Hightech-Fahrzeuge auskennen. Darüber hinaus müssen sie die Vorschriften zu den Lenk- und Ruhezeiten kennen und im Umgang mit den Kunden täglich soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit beweisen. Kein Wunder also, dass für die Ausübung des Jobs eine dreijährige duale Ausbildung und regelmäßige Fortbildungen nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) notwendig sind.
Verlagsinitiative gegen Fachkräftemangel. Einen Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel in der Logistik leistet der Verlag Heinrich Vogel seit April 2011 mit der Nachwuchsinitiative „Hallo, Zukunft!“. Schirmherrin ist Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie Koordinatorin der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik. Seit Juli 2013 unterstützt zudem der deutsche Mautbetreiber Toll Collect die Initiative als Mitinitiator. Darüber hinaus haben sich mehrere namhafte Unternehmen zu einem Unterstützerkreis zusammengeschlossen.
Ziel der Nachwuchsinitiative ist es, den Bekanntheitsgrad von Ausbildungsberufen in der Logistik zu erhöhen und ihr Image in der Gesellschaft zu verbessern. Dadurch sollen mehr Schüler für eine Ausbildung in der Logistikwirtschaft gewonnen und umgekehrt Unternehmer bei der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs unterstützt werden.
Im Zentrum der Aktivitäten steht die Internetseite www.hallo-zukunft.info. Neben aktuellen Meldungen aus den Bereichen Ausbildung und Logistik erhalten die Schüler Bewerbungstipps und umfassende Informationen zu mehr als 20 Ausbildungsberufen in der Logistik. Hier erfahren sie beispielsweise, wie lange die Berufsausbildung dauert, welche Fähigkeiten gesucht sind, wie viel man durchschnittlich in den zwei bis drei Jahren Ausbildungszeit verdient und welcher Schulabschluss üblich ist. Die Internetseite wird ergänzt durch die Facebook-Seite www.facebook.com/hallozukunft. Neben den Online-Aktivitäten erscheint einmal im Jahr der „Hallo, Zukunft!“ Jugendratgeber, der ebenfalls über die Ausbildungsberufe informiert und bundesweit an Schulen, auf Messen und Veranstaltungen verteilt wird.
Im Zuge der Zusammenarbeit mit Toll Collect sind die Internetseite www.ausbildung-zum-bkf.de sowie das „Hallo, Zukunft! – Spezial“ über die Ausbildung zum Berufskraftfahrer entstanden. Neben der Informationsvermittlung stehen für die Initiatoren aber auch Emotionen im Vordergrund. Aus diesem Grund organisierte „Hallo, Zukunft!“ bereits zwei Tage der offenen Tür: In der Spedition Wormser Qualitätslogistik in Herzogenaurach und in der Spedition Wandt in Braunschweig konnten mehrere hundert Schüler Logistik hautnah erleben.
Außerdem startete 2014 die erste Runde des Azubiwettbewerbs BEST BKF. Über 660 Auszubildende zum Berufskraftfahrer im Güterverkehr aus 61 Berufsschulen und 385 Unternehmen haben sich bei dem Wissenswettbewerb angemeldet. Die Preisverleihung fand am 1. Juli 2014 im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit zahlreichen Branchenvertretern statt. Ab Januar 2015 können die BKF-Azubis bei der zweiten Runde von BEST BKF ihr Wissen unter Beweis stellen.
Die Autorin hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Literaturwissenschaften studiert und ihr Volontariat bei Springer Fachmedien München absolviert. Sie ist seit September 2011 Redakteurin in der Redaktion Corporate Publishing und Fahrschule. Seit drei Jahren betreut sie die Nachwuchsinitiative „Hallo, Zukunft!“.